Schadstoffe zuhause

Zuhause fühlen wir uns wohl und sicher. Das kann ein trügerisches Gefühl sein. Denn wer nicht aufpasst, ist in den eigenen vier Wänden erst recht 
Gefahren ausgesetzt. Gesundheitlichen Gefahren.

Text — Thomas Bürgisser

 

Sie kommen geräusch- und oft geruchslos, machen sich manchmal erst nach längerer Zeit bemerkbar. Die Wohngifte, von Tabakrauch über Elektrosmog bis zu Formaldehyd. Kopfschmerzen, Husten, Schnupfen, Augenbrennen ... die ersten Anzeichen sind ganz unterschiedlich. Spätestens dann gilt es aber zu reagieren. Am besten sogar schon früher. Denn ist man gewissen Wohngiften zu lange ausgesetzt, kann dies im schlimmsten Fall zu chronischen Erkrankungen und Krebs führen.

 

VERHALTEN ANPASSEN

Tatsächlich gehört der krebserregende Tabakrauch zu einem der gefährlichsten Gifte in Innenräumen, auch für Passivraucher. Die Lösung ist einfach: Nicht rauchen. Erst recht nicht im Haus. Auch das anschliessende Lüften reicht nicht. Auch einige Putzmittel enthalten Wirkstoffe, die je nach Konzentration gesundheitsschädigend sein können. Sie sollten, wenn überhaupt, nur gezielt und vorsichtig eingesetzt werden. Besser aber, man putzt einmal öfters. Dafür nur mit Wasser. Zu besonderer Vorsicht rät die Lungenliga Schweiz bei Desinfizierungsmitteln oder Reinigungsmitteln mit desinfizierender Wirkung.

INFO

SONDERABFÄLLE RICHTIG ENTSORGEN

Medikamente, Lösungsmittel, Farben, Lacke, Verdünner, Unkrautvernichter, Reinigungsmittel, Spraydosen und vieles mehr: Bei zahlreichen Produkten gilt es nicht nur beim Einsatz, sondern auch bei der Entsorgung aufzupassen, weil sie eine Gefahr für Mensch und Umwelt sein können. Solche so genannten Sonderabfälle dürfen auf keinen Fall über den normalen Kehricht entsorgt oder weggeschüttet werden. Medikamente werden am besten in der Apotheke zurückgegeben. Auch anderer Sonderabfall kann allenfalls bei der Verkaufsstelle abgegeben werden. Viele Gemeinden organisieren ausserdem spezielle Sammeltage oder haben Sammelstellen für Sonderabfälle. Am besten, man fragt direkt bei der Gemeinde nach oder informiert sich auf recycling-map.ch über die nächsten Sammelstellen sowie den richtigen Umgang mit Sonderabfällen.

RICHTIG WOHNEN

Mit regelmässigem Putzen lässt sich auch die Staubbelastung reduzieren. Sonst können Hausstaubmilben vor allem, aber nicht nur für Allergiker zum Problem werden. Besser also, er verschwindet möglichst frühzeitig aus den Wohnräumen. Gleiches gilt für Schimmel. Dieser muss zum einen sofort von einem Profi entfernt werden. Denn wer den Pilzsporen länger ausgesetzt ist, riskiert gereizte Augen und Atemwege bis hin zu chronischem Husten und Asthma. Zum anderen sollte der Schimmelursache unbedingt auch durch einen Fachbetrieb auf den Grund gegangen werden. Häufig ist zwar zu seltenes Lüften das Problem. Aber auch Baufehler oder ein Wasserschaden können zu Schimmel führen.

CHECKLISTE

FÜNF TIPPS GEGEN STAUB

Hausstaubmilben gehören zu den häufigsten Wohngiften: Sechs Prozent der Bevölkerung leiden gemäss dem Allergiezentrum Schweiz an einer Hausstaubmilbenallergie. 

  • Regelmässig lüften: Empfohlen wird mindestens zwei- bis dreimal täglich 5–10 Minuten querlüften.
  • Nicht zu warm und zu feucht: Hausstaubmilben fühlen sich bei hohen Temperaturen (ab 21 Grad) und hoher Luftfeuchtigkeit (ab 50 Prozent) besonders wohl.
  • Weg mit Staubfängern: Vor allem im Schlafzimmer von empfindlichen Personen sollte auf Stofftiere, langflorige Teppiche & Co. verzichtet werden.
  • Regelmässig staubwischen: Wer Staub regelmässig mit einem feuchten Tuch entfernt (allenfalls Mundschutz tragen), wirbelt ihn weniger auf.
  • Regelmässig waschen: Besonders viel Zeit verbringen wir im Bett. Auch deshalb sollten die Bettwäsche mindestens einmal pro Woche und (waschbare) Kissen sowie Duvets monatlich bei 60 Grad gewaschen werden.

RICHTIG ABKLÄREN

Regelmässiges Lüften ist nicht nur in den Wohnräumen, sondern auch in manchen Kellern wichtig. Denn hier findet sich teilweise radioaktives Radon, ein natürliches Gas, das je nach Region unterschiedlich konzentriert aus dem Boden austritt. Während das im Freien bedenkenlos ist, dringt es über undichte Stellen teilweise auch in Keller ein und von dort allenfalls nach oben in die Wohnräume. Besonders heimtückisch: Radon sieht man nicht, riecht man nicht, schmeckt man nicht. Und ab einer gewissen Konzentration hilft auch Lüften nichts mehr. Vielmehr braucht es bauliche Massnahmen. Um all das herauszufinden, ist es wichtig, im Rahmen von Neu- und Umbauten immer eine Radonmessung durchzuführen. Denn gemäss Bundesamt für Gesundheit gibt es jährlich 200 bis 300 Lungenkrebstodesfälle, die auf eine Radonbelastung in der Raumluft zurückzuführen sind.

 

RICHTIG UMBAUEN

Allgemein ist ein Umbau ein besonders wichtiger Moment, um Wohngifte im Auge zu behalten. So wurde die Gefährlichkeit einiger Wohngifte erst entdeckt, nachdem sie bereits jahrelang verbaut worden waren. Dazu gehören zum Beispiel polychlorierte Biphenyle (PCB). Das sind krebsauslösende Stoffe, die unter anderem als Weichmacher in Fugen oder Farben eingesetzt wurden, bis in den 1970ern ein Teilverbot, später ein generelles Verbot kam. Vor allem im Rahmen von Renovationen können sie aber weiterhin in die Raumluft gelangen. Noch bekannter ist Asbest, das bis 1989 in Dach- und Fassadenplatten, als Plattenkleber, als Boden- und Wandbelag und vielem mehr Verwendung fand. Auch Asbest-Vorkommen gilt es in älteren Häusern vor einem Umbau deshalb unbedingt abzuklären: Schon kleinste Mengen Asbeststaub in der Luft können zu Lungenkrebs führen!

DER EXPERTE

Tobias Ammann
Umweltberatung Luzern

«Elektrosmog beschäftigt die Bevölkerung»


Tobias Ammann, was ist Elektrosmog?
Überall wo Strom fliesst oder Signale per Funk übertragen werden, entstehen elektrische und magnetische Felder, zusammengefasst als Elektrosmog. Das beginnt bei Radioweckern und Hochspannungsleitungen und geht über Handys und WLAN bis hin zu Mobilfunknetzen und Radarstrahlung.

Inwiefern beeinflusst das unser Wohlbefinden?
Die Berichte reichen hier von Kribbeln, Kopfschmerzen und Reizbarkeit bis hin zu möglicherweise erhöhtem Krebsrisiko. Es gibt aber leider keine abschliessende Erkenntnis, da sich die Studien stets widersprechen. Auf jeden Fall stellen wir fest, dass Elektrosmog die Bevölkerung beschäftigt. Schlafprobleme und weitere Symptome kommen bei unseren Beratungen seitens Kundschaft immer wieder zur Sprache.

Wie erkenne ich denn zuhause Elektrosmog?
Für eine Erstbeurteilung kann zum Beispiel ein Elektrosmoggerät eingesetzt werden, wie auch wir eines zum Ausleihen anbieten. Für eine genaue Beurteilung müsste jedoch professionelle Hilfe beigezogen werden, zum Beispiel über den Verein Baubioswiss. Nicht zuletzt lassen sich einige Quellen aber auch von vornherein selber zuhause minimieren.

Zum Beispiel?
Etwas schwieriger ist es in dicht besiedelten Gebieten, da es dort viele Mobilfunkantennen oder auch WLAN-Geräte von Nachbarn gibt. Das Abschalten im eigenen Zuhause von Routern, Handys oder anderer elektronischer Geräte über Nacht beziehungsweise immer, wenn sie nicht gebraucht werden, vermindert die Belastung aber bereits massgeblich.

RICHTIG EINKAUFEN

Putzmittel, Farben, Lacke ... sie alle können flüchtige organische Verbindungen (VOC) enthalten. Zum Beispiel in Form von Benzol. Das kann Reizungen, allergische Reaktionen bis hin zu Leukämie verursachen. Zwar verdunsten VOC vergleichsweise schnell, wenn man lüftet. Gleichzeitig schaden sie aber auch der Umwelt. Deshalb lohnt es sich, beim Einkaufen genau hinzuschauen. Label wie «Natureplus» oder «Blauer Engel» zum Beispiel stehen für umweltfreundliche und gesundheitsverträgliche Produkte, auch in Bezug auf VOC. Oder Formaldehyd: Farben, Lacke, Textilien, Möbel, Spanplatten – das farblose, stechend riechende Gas wird in verschiedenen Produktionen eingesetzt. Und in Wohnräumen wieder freigesetzt. Dann melden sich schnell einmal die Schleimhäute von Augen und Nasen, später der schmerzende Kopf und der müde Körper.  

In einem ersten Schritt kann regelmässiges Lüften helfen. Lässt sich die Formaldehydkonzentration aber nicht mit einfachen Mitteln senken, hilft manchmal sogar nur noch, die Quelle wieder zu beseitigen, um gesund wohnen zu können.

 

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