Hunderassen: Ein Überblick
Ihr Entschluss steht fest, Sie möchten Ihr Leben mit einem Hund teilen. Doch was für eine Rasse soll es sein? Welcher Hund passt zu Ihnen und Ihrer Alltagssituation? Eine kleine Entscheidungshilfe.
Text — Karin Haenni Eichenberger
GEBRAUCHSHUNDE
Diese aktiven und arbeitsfreudigen Hunde wollen Leistung erbringen. Folglich werden sie unter anderem als Polizei- oder als Diensthunde sehr geschätzt. Ein Gebrauchshund verlangt nach Beschäftigung und Herausforderungen, bei jedem Wetter. Wer dessen Leistungswillen richtig lenken kann, hat in ihm einen treuen und sportlichen Freund. Eine gute Führung ist hierbei unabdingbar. Ein Hund dieser Rasse, der unterfordert ist, macht gerne Stunk und vergällt dem Besitzer schnell einmal die Freude an ihm.
Diese Rassen gehören u.a. dazu: Deutscher Schäfer, Malinois, Dobermann, Rottweiler, Hovawart
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HÜTE- UND TREIBHUNDE
Auch wenn Hunde dieser Gattung ihre ursprüngliche Aufgabe, Helfer für Hirten zu sein, heute selten mehr ausüben können – ihren unbedingten Arbeitswillen haben sie beibehalten. Was für Hundebesitzer bedeutet, dass ihr Vierbeiner genügend geistige und körperliche Beschäftigung benötigt. Wer sich für einen solchen Hund entscheidet, muss sich also im Klaren sein, dass es mit Stöckli werfen und spazieren gehen bei weitem nicht getan ist.
Diese Rassen gehören u.a. dazu: Border Collie, Australian Shepherd, Welsh Corgie, Bergamasker, Bobtail
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RETRIEVER
Ursprünglich gezüchtet wurden diese wasser- und bringfreudigen Hunde fürs Aufspüren und Herbringen von geschossenem Wild. Daher auch der Name (to retrieve = abrufen). Dank ihrem «will to please» werden sie gerne – nach einer strengen, aufwendigen Spezialausbildung – als Assistenzbegleiter für seh- oder körperbehinderte Menschen eingesetzt. Auch als kinderliebe Familienhunde sind Retriever beliebt. Aber: Viele Retriever sind ausgesprochene Energiebündel. Ohne konsequente Erziehung und ausreichend Beschäftigung können diese Vierbeiner zur echten Nervenprobe für den Besitzer werden.
Diese Rassen gehören u.a. dazu: Golden Retriever, Nova Scotia Duck Tolling Retriever, Labrador Retriever, Chesapeake
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DIE EXPERTIN
Ingrid Blum*
GENETIK LÄSST SICH NICHT WEGERZIEHEN
Hunde haben Emotionen, Bedürfnisse, ihre eigene Sprache. Sie möchten verstanden und ernst genommen werden. Sie brauchen gewaltfreie, liebevolle und faire Lernangebote, und sie möchten nicht allein sein.
Sich in ein Bild zu verlieben, welches vom Auge ins Herz zielt, während der betreffende Hund aber nicht in die gegebenen Lebensumstände passt, ist keine gute Wahl. Viele bellfreudige Rassen sind als Welpe wuschelige Sympathieträger. Im Wohnblock/ Einfamilienhausquartier sind spätere Probleme vorprogrammiert, weil Genetik sich nicht wegerziehen lässt. Informieren Sie sich über die Wunsch-Rasse bei Haltern, die bereits einen solchen Hund haben. Das lohnt sich, weil der Verkaufsgedanke keine Rolle spielt, und man vielleicht gleich noch beim Gespräch den verantwortungsvollen Züchter findet.
*INGRID BLUM ist Dipl. tierpsychologische Beraterin I.E.T.,Dipl. Internationale Hundetrainerin nach Turid Rugaas mit Zusatz NF SKN/NHB
TERRIER
Mutig, gescheit, voller Temperament – so sind sie, die Terrier. Ausserdem verfügen sie über einen gewollt hervorgerufenen Jagdtrieb und viel Bellfreude. Kein Wunder, ihr «Zweck» bestand grundsätzlich darin, in Erdbauten zu krabbeln, um z.B. Füchse oder Dachse herauszutreiben. Nebst ihrer Jagdleidenschaft sind Terrier gute Wächter für Haus und Hof. Ihr Gekläff kann jedoch ziemlich mühsam sein. Was bei diesen Fellnasen vom Halter sehr viel Erziehungsdisziplin verlangt, vor allem, wenn man mit den Nachbarn «Lämpen» wegen des Gebells vermeiden möchte.
Diese Rassen gehören u.a. dazu: Fox Terrier, Jack Russel Terrier, West Highland White Terrier, Irisch Terrier, Cairn Terrier
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WINDHUNDE
Sie sind sehr athletisch und selbstständig, die Windhunde, bei denen man im Befehlston ziemlich ins Leere ruft. Dennoch sollte auch ein Windhund ein gewisses Mass an Grundgehorsam lernen. Sie sind zum Jagen gezüchtet worden und ignorieren den Rückruf oftmals. Nachbars Katze sollte sich also in Acht nehmen. Deshalb sind Spaziergänge angeleint eigentlich angezeigt, genügend Zeit zum Austoben ist jedoch ein Muss. Ansonsten sind die Vertreter dieser Rasse sehr genügsam und pflegeleicht.
Diese Rassen gehören u.a. dazu: Afghanischer Windhund, Barsoi, Irischer Wolfshund, Greyhound, Galgo Español
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GESELLSCHAFTS UND BEGLEITHUNDE
Klar, es gibt grössere, massigere Hunde, dennoch sind diese Vertreter ihrer Art keine halben Wesen. Sie haben ganz normale hündische Bedürfnisse. Diese eher kleinen Hunde wurden erzogen, um Menschen nah zu begleiten und ihnen Freude zu bereiten. Haben aber rein gar nichts in einer Handtasche als Mode-Accessoire zu suchen. Der Bewegungsdrang dieser Gattung ist eher gering. Man sagt, dass mancher Besitzer dennoch ins Staunen kommen kann, wenn sich so ein Kleiner bei der Ausbildung extrem gelehrig, motiviert und als Wirbelwind zeigt.
Diese Rassen gehören u.a. dazu: Pudel, Shi-Tzu, Kromfohrländer, Mops, Boston Terrier, Chihuahua
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CHECKLISTE
BEVOR SIE SICH FÜR EINEN HUND ENTSCHEIDEN BEACHTEN SIE FOLGENDE FRAGEN
- Wieviel Platz habe ich?
- Wieviel Zeit kann und will ich für die Pflege, Erziehung und Beschäftigung aufbringen?
- Bin ich sportlich genug für eine Rasse mit grossem Bewegungsdrang?
- Wie lange müsste mein Hund pro Tag oder Woche alleine verbringen?
- Kann mein Hund möglicherweise mit zur Arbeit?
- Finden alle meine Familienmitglieder Gefallen an einer Fellschnauze?
- Will ich einen Welpen oder kommt auch ein erwachsener Hund aus einem Tierheim in Frage?
- Kann ich mir die Hundehaltung finanziell leisten (Kurse, Tierarzt, Nahrung, Spielzeug, Ferienheim)?
- Möchte ich trotz aller Vernunft einfach den herzigsten Hund, auf die mögliche Gefahr hin, dass ich nicht mit ihm klarkommen werde?
NORDISCHE SCHLITTENHUNDE
Diese widerstandsfähigen und ausdauernden Hunde haben einen enorm ausgeprägten Bewegungs- und Beschäftigungsdrang. Gezüchtet wurden sie, um auf Schnee und unwegsamem Gelände Lasten zu ziehen,
was sie perfekt für den Schlittenhundesport macht. Nordische Schlittenhunde vereinen zudem Unabhängigkeit und eine gute Prise Jagdtrieb, was deren Erziehung nicht wirklich einfach macht. Die attraktiven Pelznasen mit ihrem kuscheligen Fell brauchen für ihr Wohlbefinden das Zusammenleben im Rudel. Auf gar keinen Fall ist eine Haltung alleine im Garten oder im Zwinger angezeigt.
Diese Rassen gehören u.a. dazu: Siberian Husky, Alaskan Malamute, Samojede, Grönlandhund
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JAGDHUNDE
Während manche Vertreter dieser tüchtigen und vielseitigen Rasse vorzugsweise von Jägern gehalten und von Züchtern oft ausschliesslich an Weidmänner und -frauen abgegeben werden, sind wiederum andere als äusserst sportliche, agile Begleiter geschätzt. Es ist leicht, sich in einen dieser edel anmutenden Hunde zu verlieben. Aber Achtung: Wer ja sagt zu einem Jagdhund, muss zwingend auch ja sagen zu einem angemessenen Beschäftigungsprogramm – sozusagen als Ersatz für die Jagd.
Diese Rassen gehören u.a. dazu: Beagle, Basset, Weimaraner, Münsterländer, Irish Red and White Setter
Foto: Vasyl Myroshnychenko/123rf.com
MOLOSSER UND SOGENANNTE LISTENHUNDE
Es sind dies Hunde, die, je nach Herkunftsgebiet, für die Jagd auf Bären, Wildschweine, Bullen oder gar für Kämpfe mit Artgenossen eingesetzt wurden. Hierfür mussten die Hunde kräftig, wendig, angstfrei und blitzschnell beim Angriff sein. Obschon Molosser innerhalb ihrer Halterfamilie sehr lieb und anhänglich sein können, gehören sie keinesfalls in die Hände von Anfängern. Wohl kaum eine Gruppe von Hunden und Hunderassen wurde in den letzten Jahren so häufig in den Medien genannt wie die auch als Listenhunde oder sogar «Kampfhunde» bezeichneten Vierbeiner. In der Schweiz sind diverse dieser Hunde verboten, wobei es von Kanton zu Kanton verschiedene Vorschriften und Auflagen zur Haltung gibt! petfinder.ch/listenhunde
Diese Rassen gehören u.a. dazu: Broholmer, Deutsche Dogge, Deutscher Boxer, Mastiff, Pitbull
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