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Rote Katzen

Über rote Katzen kursieren ja so einige vorgefasste Meinungen. Sie seien wild, zum Beispiel, oder krankheitsanfälliger oder gar verfressener als andere Büsi. Red Devils also oder einfach nur Katzen, die ein auffälliges Haarkleid tragen? Und warum sind die meisten männlich?

Text — Karin Haenni Eichenberger

 

Weibliche rote Katzen sind sehr selten. Das ist alleine eine Frage der Genetik. Weibliche Säugetiere besitzen zwei X-Chromosomen, männliche jedoch ein X- und ein Y-Chromosom. Das Gen für die Fellfarbe wird sogenannt dominant über das X-Chromosom vererbt. Rote Kater entstehen dann, wenn die Mutter bereits die rote Grundfarbe in sich trägt. Die Fellfarbe des Männchens ist hierbei irrelevant. Anders als bei Weibchen. Diese entsteht ausschliesslich, wenn die Mama und der Vater Rot in sich tragen. Das kommt jedoch weitaus seltener vor als der erstgenannte Fall. Deshalb sind rund achtzig Prozent der Roten Kater und nur zwanzig Prozent Kätzinnen.


GANZ ROT GIBT ES NICHT

Alle roten, auch orange genannte Katzen haben eine Zeichnung, Tabby genannt. Tabby kommt in folgenden Varianten vor: getigert, gestromt, getupft, getickt. Und ein Grossteil der Tierchen hat einen teils nicht unerheblichen Weissanteil.

Zudem haben zahlreiche Vierbeiner Sommersprossen. Diese Pigmentierung entsteht, wenn sich viel Melanin auf der Nase, den Pfoten oder den Schleimhäuten einlagert. Diese Fleckchen sind in der Regel harmlos. Sollten sie sich mit der Zeit erhaben anfühlen, so ist ein Tierarztbesuch angesagt, denn es könnte sich unter Umständen um Hautkrebs handeln.


APROPOS GESUNDHEIT

Tatsache ist, dass rote Katzen anfälliger für Ohrenerkrankungen sind. Es gibt auch Stimmen, die behaupten, die Roten würden vermehrt zu Zahnfleischentzündungen und Maulproblemen generell neigen. Wissenschaftlich ist dies allerdings nicht belegt. Was hingegen eher als bare Münze genommen werden kann, ist, dass die Tiere bei einer Operation etwas mehr Narkosemittel benötigen. Aber sonst sind orange Büsi nicht gesünder oder kränker als Katzen mit anderen Fellfarben. Mein roter Kater Angus übrigens war als Baby sehr kränklich. Dies hatte aber gemäss der Tierärztin absolut nichts mit seiner Fellfarbe zu tun. Er hatte im Bauch seiner sehr jungen und sehr filigranen Mama schlicht etwas knapp Platz. Nach der Geburt war er viel kleiner als seine Geschwister. Und Mama hatte einfach nicht so viel Milch für Angus übrig. Heute ist er ein kraftstrotzender Maudi.

DIE EXPERTIN

Daniela Poschmann*

FELLFARBE IST NICHT WESENTLICH

Es ist wie immer im Leben, neben der Genetik sind es Erfahrungen, die den Charakter formen. Nicht die Fellfarbe. Daher: Informieren Sie sich vor dem Kauf einer Katze über Lebensumstände und Verwandtschaft. War das Büsi beispielsweise bisher auf sich allein gestellt, ist es zwar wahrscheinlich verfressen, dafür aber auch anhänglich und verschmust. Hatte es eine unschöne Zeit hinter sich, kann die Katze sehr scheu reagieren.

*Daniela Poschmann: Journalistin mit Spezialgebiet Tiere und Natur


ABERGLAUBE UND LEGENDEN

Das typische M auf der Stirn der roten Katzen soll, so wird es im christlichen Glauben kolportiert, durch eine Segnung von Maria entstanden sein. Wie das? Eine rote Katze soll das Jesuskind in der Krippe gewärmt und beruhigt haben. Als Dank segnete Maria das Tier. Aber auch im Islam kursiert eine Wundergeschichte. Vertieft in ein Gebet, soll Prophet Mohammed das Heranschleichen einer giftigen Schlange nicht bemerkt haben. Und? Eine rote Katze machte den Betenden auf die drohende Gefahr aufmerksam. Daraufhin segnete er sie zum Dank mit dem Anfangsbuchstaben seines Namens.

 

NICHT VERFRESSEN, ABER GESELLIG

Man sagt roten Katzen nach, sie würden besonders verfressen sein. Auch dies trifft wohl nur auf bestimmte Tiere zu. Besonders auf reine Wohnungskatzen. Und hat natürlich auch mit den Fütterungsgewohnheiten der Halter zu tun. Aber: Kastrierte Kater können mit der Zeit ein Bäuchlein entwickeln. Kein Grund zur Sorge. Wird eine Katze jedoch übergewichtig, nicht nur rote, dann ist eine ausgeklügelte Diät angesagt. Denn Übergewicht tut auch Büsi nicht gut.

Laut cat-news.net zeigen seriöse Untersuchungen, dass rote Kater gesellig sind und ebenso gerne im Mittelpunkt stehen. Das berichtete jedenfalls der US-amerikanische Wissenschaftler Gary Weitzmann in einem Interview mit dem Magazin National Geographic. Weitzmann ist Veterinärmediziner und Tierverhaltensforscher.

 

EINFACH EINZIGARTIG

Was man nicht alles über rote Katzen sagt. Vieles davon lässt sich nicht erhärten. Richtig ist, dass jede Katze, unabhängig von der Farbe, über eine individuelle Persönlichkeit verfügt, welche durch genetische Komponenten, aber auch durch äussere Gegebenheiten beeinflusst wird. Rote Katzen sind weder kränklicher noch verfressener noch verschmuster. Und nirgends ist verbürgt, dass sie gar ausgeprägt wilde Teufelchen sind. Wenn roten Katzen spezifische Eigenschaften zugesprochen werden, dann vor allem, weil die Fellfarbe uns beeinflusst und nicht deren Farbe die kätzischen Eigenschaften