Foto: Ksuksa/AdobeStock.com

Mit Hunden spielen

Der Anblick eines spielenden Hundes bereitet einfach Freude. Doch was ist, wenn der Vierbeiner während des Spielens total austickt, seine Umgebung kaum mehr wahrnimmt, Herrchen und Frauchen komplett ignoriert? Und wie soll man reagieren, wenn Hundi für sein Spielzeug nur Verachtung übrig hat?

Text — Karin Haenni Eichenberger

 

Überbordet das Spiel? Es ist wichtig, eine gewisse Ausgeglichenheit zwischen Mensch und Hund beizubehalten. Denn klar ist, dass Frauchen und Herrchen irgendwann die Freude an der gemeinsamen spielerischen Aktivität verlieren, wenn sie das Spielzeug so rasch wie möglich in Sicherheit bringen müssen, damit der Hund nicht komplett durchdreht. Viel eigene Ruhe, Konzentration und eine entspannte Körperhaltung sind angesagt, damit das Spiel wieder Freude macht. Für beide.


NUR KEINE HEKTIK

Der Spielgegenstand darf nicht weggenommen werden, sobald Bello ihn packen will. Das fördert die Hektik nur zusätzlich. Hundeverhaltenstrainerin Ingrid Blum erklärt: «Damit ein erfolgreiches Spiel entstehen kann, braucht es eindeutige Signale, mit denen die Spielabsicht kommuniziert wird. Timing und Blickkontakt sind für Hund und Mensch wichtig für den Spielstart. Um in einem Mensch-Hund-Spiel erfolgreich zu sein, schenken sich die Spielpartner wechselseitig ihre Aufmerksamkeit, eben beispielsweise durch Blickkontakt. Hunde können ihre Spielabsicht signalisieren, indem sie blitzschnell zwischen dem Spielzeug und dem Menschen hin- und herblicken.»

 

DIE EXPERTIN

Ingrid Blum*

«KLARE KÖRPERSPRACHE, ERFOLGREICHES SPIEL»

Um spielen zu können, braucht es innere Gelöstheit, die durch Vertrauen entsteht. Auch das achtsame Spiel mit Körperkontakt setzt Vertrauen in den menschlichen Spielpartner voraus. Gegenseitiges Vertrauen muss sich entwickeln. Gerade im Spiel lässt sich dies besonders gut aufbauen. Zwischen Mensch und Hund entwickelt sich ein authentisches Spiel wie etwa ein gutes Gespräch. Die beiden Spielpartner stimmen ihr Verhalten aufeinander ab und sorgen so dafür, dass jeder seine Absichten und auch die Wünsche einbringen kann. Beide reagieren angemessen darauf und richten ihre Konzentration ganz auf das gemeinsame Spiel. Klare Körpersprache, Rollenwechsel und gleichmässiger Aktivitätsanteil beider Spielpartner führt zum erfolgreichen Spiel.

*Ingrid Blum ist Dipl. tierpsychologische Beraterin I.E.T., Dipl. Internationale Hundetrainerin nach Turid Rugaas mit
Zusatz NF SKN/NHB (www.hundeschule-fee.ch)


BESTECHUNG BRINGT NICHTS

Den Hund mit Hilfe eines zweiten Spielzeugs oder eines Leckerlis abzulenken, funktioniert nur bei den wenigsten. Sie geben ungern ihre Beute her. Ganz clevere durchschauen den Bestechungsversuch und lassen sich insofern darauf ein, als dass sie blitzschnell das Goodie packen und sich sofort wieder voller Hingabe dem Spielzeug widmen. Das macht aus dem Spiel letztlich einen nervenaufreibenden Akt. Wer dem Hund einen Spielgegenstand gibt, dann soll das völlig entspannt geschehen. Der Hund muss lernen, dass Sie ihm den Gegenstand nicht streitig machen und ihn ihm gleich wieder wegnehmen wollen.

 

ER SPIELT NICHT MIT MIR!

Es kann ganz schön unbefriedigend sein, wenn der Hund kein Interesse am Spiel zeigt, obschon der Mensch auf die unterschiedlichsten Arten versucht, ihn dazu zu motivieren. Am allerwenigsten bringt es etwas, sich vor dem Hund zum Affen zu machen. Dazu gehört, ihm vor der Nase herumzuhüpfen oder eigenwillige Laute von sich zu geben. Das irritiert ihn höchstens und verdirbt ihm erst recht die Lust am Spiel. Nicht jeder Vierbeiner braucht gleich viel Action. Und manchmal will der Hund einfach nur seine Ruhe haben. Wie wir Zweibeiner doch auch!

 

CHECKLISTE

SECHS WICHTIGE PUNKTE

  • Nicht alle Hunde brauchen gleich viel Aktivität.
  • Manchmal will ein Hund einfach seine Ruhe haben, dies gilt es zu respektieren.
  • Begegnen Sie einem hyperaktiven Hund ruhig, und brüllen Sie ihn nicht an.
  • Mag der Hund gar nicht spielen oder kommt er einfach nicht zur Ruhe, fragen Sie eine Tiertherapeutin, einen Tiertrainer um Rat.
  • Checken Sie zudem ab, ob beim spielunfreudigen oder extrem hyperaktiven Vierbeiner möglicherweise eine Krankheit der Grund dafür sein kann.
  • Hunde sind soziale Wesen spielen ist wichtig für ihr geistiges Wohlergehen.

SPANNUNG IST DAS ZAUBERWORT

Bello etwas auf die Folter zu spannen, respektive Spannung zu erzeugen, kann dazu beitragen, dass er (wieder) mehr Freude am Spiel entwickelt. Die Bewegungen eines Spielgegenstandes, mit welchem Sie ihn zum Spielen animieren möchten, sollte für den Hund interessant erscheinen, nicht eintönig. Beispiel: Reichen Sie ihm einen Ball an einer Schnur. Den Ball lassen Sie erst einmal ruhig liegen. Dann ziehen Sie langsam daran, und stoppen wieder. Und wiederholen das drei, vier Mal. Bestimmt wecken Sie so seine Neugier am Gegenstand und am Spiel. Wenn der Hund immer gleich bekommt, was er begehrt, so kann ihn das bisweilen ziemlich langweilen. «Zeucklen» Sie ihn ruhig etwas, zeigen Sie sich selber am Gegenstand interessiert.

 

SPIEL UND SPASS FÜR BEIDE

Zum Necken gehört auch, Futter ins Spiel miteinzubeziehen. Geben Sie ihm beispielsweise ein Leckerli nicht einfach so, sondern werfen Sie es in seine Richtung. Er wird sich wundern und das Möckli suchen. Bringen Sie noch etwas mehr Dynamik ins Spiel, und werfen Sie das Knabberli so weit, dass Bello ihm nachjagen kann. Wiederholen Sie das Game, und achten Sie darauf, dass er immer wieder erwartungsvoll zu Ihnen schaut. So bezieht er Sie automatisch in seine Aktivität mit ein und sieht Sie nicht nur als «Dosenöffner» oder «Tütenöffner». Sie werden sehen, Sie und Ihr Hund werden schon nach kurzer Zeit wieder Freude am gemeinsamen Spiel entwickeln.

 

WEITERE INFOS

Weitere Informationen finden Sie hier:
33 Hunde Spiele für drinnen & draussen: hunde-spiele.eu
Spass mit Hund: spass-mit-hund.de
Mein Haustier: mein-haustier.de/magazin/beschaeftigung-fuer-hunde-tipps