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Das Zweitbad: klein, aber oho

Ob für Gäste, Hobby oder als «Ausweich-Bad» für Familien, die zweite Nasszelle kann viele Funktionen erfüllen. Bevor es an die Planung geht, ist eine Bedürfnisanalyse unerlässlich.

Text — Tanja Seufert

 

IN ALTBAUTEN IST DAS ZWEITBAD OFT WINZIG

Die meisten Häuser und grössere Wohnungen haben es: ein zweites Bad. Doch gibt es gewaltige Unterschiede – vom Mini-Gäste-WC, in dem sich knapp die Türe schliessen lässt, bis zum vollwertigen Bad mit WC, Dusche und Waschbecken ist in hiesigen Wohnräumen so ziemlich alles zu finden. Während moderne Eigenheime in der Regel über eher grosszügige Nasszellen verfügen, sieht das bei Altbauten anders aus. Denn früher wurde nicht nur jeder Franken, sondern auch jeder Quadratmeter umgedreht, bevor er verplant wurde. Das Bad stand in normalen Wohnhäusern meist weit unten in der Prioritätenliste. Doch sind die Ansprüche an Wohnkomfort gestiegen: Die Räume sollen hell und luftig sein – auch das zweite Badezimmer.

 

GÄSTE-WC: ES GEHT AUCH AUF KLEINSTEM RAUM

Nicht immer ist eine Vergrösserung der Nasszelle möglich. Je nach Situation gibt es keine Wand, die sich entfernen lässt. So sind kleine Gäste-WCs häufig im schmalen Flur, neben der Haustür oder in einer Nische – zum Beispiel unter der Treppe – untergebracht. Mit den passenden Sanitäranlagen und Gestaltung kommt aber auch ein sehr kleiner Raum gross heraus. Eine an der Wand montierte Toilette mit schmalem Regal darüber, ein platzsparendes Waschbecken und ein filigraner Spiegelschrank: Das passt in der Regel in jedes Gäste-WC. Helle Farben, eine gute Beleuchtung und grossflächige Fliesen lassen den Raum zusätzlich grösser wirken (siehe auch Checkliste).

CHECKLISTE

SO WIRKT EIN KLEINES BAD GRÖSSER

  • Duschtrennwand aus Glas
  • Spiegel
  • Helle und grossformatige Fliesen oder fugenloser Belag, am besten einheitlicher Boden- und Wandbelag
  • Helle, filigrane Badmöbel
  • Ebenerdige Dusche
  • Wand-WC mit Unterputz-Spülkasten
  • Gute Grundbeleuchtung


ZWEITBAD VERGRÖSSERN: DARAUF MUSS MAN ACHTEN

Lässt der Grundriss mehr Freiheit zu, so kann das Zweitbad unter Umständen vergrössert werden. Dank Trockenbau lassen sich Räume mit relativ wenig Aufwand verändern – vorausgesetzt, die Wände sind nicht tragend, was gerade bei alten Häusern nicht immer offensichtlich ist. Im Zweifel sollte man vor einem Umbau immer ein Bauingenieurbüro beauftragen, die Statik zu überprüfen. Häufig lässt sich vom benachbarten Raum – wie im Umbaubeispiel beschrieben – etwas Fläche «abzwacken», ohne dass dessen Funktion verloren geht, und so ein grösseres Badezimmer schaffen.

 

MIT DIESEN KOSTEN IST ZU RECHNEN

Ein Badumbau ist eine grössere Investition – auch bei Zweitbädern. Ein kleines Bad umbauen zu lassen, kostet in der Regel mindestens 10'000 Franken, oft ist es aber mehr. Zu Buche schlagen zum Beispiel Grundrissveränderungen und das Verlegen von Leitungen. Wer neue Rohre und Anschlüsse braucht, weil zum Beispiel das WC anders platziert oder eine neue Dusche eingebaut wird, muss also mit höheren Kosten rechnen. Auch die Installation einer neuen Lüftung geht ins Geld. Zum einen kostet die Arbeit, zum andern die sanitären Anlagen, die Wand- und Bodenbeläge und die Möblierung. Wie bei allen Umbauprojekten im Eigenheim sollte man – sowohl beim ausführenden Betrieb als auch bei den Materialien – auf Qualität setzen, soll das Zweitbad für die nächsten zwanzig Jahre Freude bereiten.

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Foto: Ikea AG
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Mit einer cleveren Planung und platzsparender Ausstattung kommen auch kleine Zweitbäder gross heraus.


DAS KINDERBAD: SICHER, PRAKTISCH, PFIFFIG

Doch bevor es an die konkrete Planung und Auftragserteilung geht, steht eine Bedürfnisanalyse an. Warum möchte man das Zweitbad überhaupt umbauen? Welche Funktionen soll es erfüllen? Hier gibt es ein paar typische Anspruchsgruppen. Zum einen die Familie: Häufig wünschen sich die Eltern, für mehr Privatsphäre, ein eigenes Badezimmer. Das Elternschlafzimmer (Master Bedroom) mit angrenzendem Badezimmer kommt ursprünglich aus den USA, erfreut sich aber auch hier grosser Beliebtheit. Das zentraler gelegene Zweitbad ist in einer solchen Konstellation das Kinder- wie auch das Gästebad. Im Vordergrund stehen hier kinderfreundliche Möbel, Sicherheit (Steckdosenschutz, Kantenschutz) und ausreichend Platz für Badeenten & Co. Für kleinere Kinder ist eine (Dusch-)Badewanne optimal, doch finden Standardwannen nicht immer Platz. Für solche Fälle sind kleine Wannen erhältlich, die ein bis zwei badenden Kindern ausreichend Platz bieten.

 

DAS ZWEITBAD FÜR GÄSTE, HÜNDELER ODER KREATIVE

Soll das Zweitbad primär Gästen dienen, so sind eine funktionale Ausstattung, Ordnung und eine einladende Atmosphäre zentral. Übernachtungsgäste freuen sich zum Beispiel über Ablageflächen fürs Necessaire und Haken, um Kleider aufzuhängen, sowie Armaturen, mit denen sich ohne Verrenkungen die Zähne putzen lassen. 

Wie das Umbaubeispiel zeigt, gibt es – je nach körperlichen Einschränkungen, Hobbys und Lebensstil – noch weitere Anforderungen. Nutzen Menschen mit beeinträchtigter Mobilität das Bad? Soll dort auch der Hund gebadet werden? Dient das Zweitbad auch als Waschküche? Oder wird es für ein (kreatives) Hobby gebraucht, etwa zum Auswaschen von Pinseln oder zum Anrühren von Gipspulver? All das fliesst in die Badplanung ein.


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