Putzen für Fortgeschrittene

Was ein Frühlingsputz ist, wissen wohl alle. Wie man Küchen-, Kühl- und Kleiderschränke reinigt, vermutlich auch. Wozu also Reinigungstipps? Weil die hier etwas anders sind.

Text — Tanja Seufert

 

Der Blick in den Putzschrank offenbart häufig eine wahre Armada an Reinigungsmitteln: Glasreiniger, WC-Reiniger, Badreiniger, Creme-Reiniger, Küchenreiniger, Essigreiniger, Allesreiniger – wobei letzteres, könnte man meinen, doch alles andere überflüssig macht. Parkett-, Leder- und Steinpflegemittel, Teppichschaum, Kalkentferner, Geschirrspül- und womöglich Desinfektionsmittel, Schimmelspray, Fugenweiss. Dazu eine Ausrüstung, mit der man in anderen Ländern einen professionellen Reinigungsservice eröffnen könnte: Staubsauger, Akkusauger, Wischmop, Bodenwischer mit Rollwagen und Wischtuchpresse, Schüfeli und Bäseli. Wir sind noch längst nicht fertig! Da gibt’s noch Textilien: Staub-, Wisch-, Hand-, Geschirrtücher. Schwämmchen à discrétion. Und natürlich Mikrofasertücher in allen Grössen und Farben – ist nun das blaue grosse für die Fenster oder das kleine gelbe? Das war leider nur der Verpackung zu entnehmen … Die Liste an Reinigungsutensilien könnte man munter weiterführen.

 

UNZÄHLIGE PRODUKTE

Warum quellen Putzschränke so über? Sagen wir einmal, es gibt 20 verschiedene Arten von Schmutz – von Kalk über den Rotweinfleck bis zu Staubfusseln. Multiplizieren wir das mit 10 verschiedenen Materialien, die diesem Schmutz ausgesetzt sind, ergeben sich bereits 200 unterschiedliche Reinigungssituationen. Kalk auf den Küchenarmaturen oder in der Kaffeemaschine? Fettränder in der Bratpfanne oder in der Badewanne? Für jedes Problem gibt es ein spezielles Produkt.

Dass es auch einfacher geht, beweisen professionelle Reinigungsinstitute. Die schleppen bei einer Umzugsreinigung keinen Lieferwagen voller Putzutensilien mit, sondern beschränken Braucht es wirklich so viele Reinigungsmittel im Putzschrank? sich aufs Wesentliche. Das ist viel effizienter und günstiger. Warum nicht von den Profis abschauen? «Der Mikrofaserlappen ist das wichtigste Utensil. Er ist ökologisch und effizient – kurz, eine Investition, die sich langfristig lohnt», sagt Nathalie Anderegg von der Dornacher Reinigungsfirma putzART. Doch wichtiger als Utensilien sei etwas ganz anderes: «Man sollte die Reinigung so planen und ausführen, dass man gar nie einen grossen Frühlingsputz durchführen muss. Wer nur 10 bis 15 Minuten täglich im Turnus etwas reinigt, hat stets einen sauberen und ordentlichen Haushalt.» Statt wild drauflos zu putzen, lohnt sich ein prüfender Blick auf den Raum: «Kurz den Raum ‹scannen›, um Prioritäten zu setzen und Abläufe festzulegen», rät die Fachfrau. So sollte man von oben nach unten reinigen, damit man den Boden nicht zweimal reinigen muss.

INFO

VORSICHT, UNFALLGEFAHR BEIM PUTZEN

In der Schweiz passieren jedes Jahr rund 600'000 Unfälle im eigenen Zuhause. Über die Hälfte aller Unfälle zuhause sind Stürze – meist, weil man auf einem nassen Boden oder auf der Treppe ausrutscht beziehungsweise weil man für die Hausarbeit auf Leitern und Stühle steigt. Was tun? Gute Beleuchtung, Hausschuhe, Rutschstopper und Handläufe können die Sturzgefahr in exponierten Zonen wie Eingangsbereich, Badezimmer, Küchen oder auch Treppenstufen vermeiden helfen. Verwenden Sie wenn möglich Sicherheitsleitern mit breiten Tritten. Auch Schnittverletzungen gehören zu den häufigen Unfällen zuhause. Die meisten Schnittverletzungen entstehen mit stumpfen Messern und stumpfem Rüstzeug (Abrutschgefahr) oder im Umgang mit Glas, zum Beispiel beim Abwasch.

TRICKS UND LIFE HACKS

Das deckt sich mit dem, was in der Haushaltsbibel «Aufgeräumt durchs Leben» von Susi Sauber steht – leider seit Jahren vergriffen und, aufgrund der Nachfrage, gebraucht nur zu Liebhaberpreisen erhältlich. Susi Saubers Rezept ist einfach, aber effizient: Als morgendliche Routine sollte man jedes Zimmer fünf Minuten aufräumen. Und staunen, was in so kurzer Zeit erreicht werden kann. Auch die Abendroutinen – etwa Küche und Bad so hinterlassen, dass man morgens nicht gleich den Koller bekommt – sind rasch erledigt. Hinzu kommt pro Wochentag eine Aufgabe, etwa donnerstags Kinder- oder Gästezimmer reinigen, sowie für jede Woche im Jahr je ein kleiner Spezialauftrag – zum Beispiel die Besteckschublade sortieren und reinigen.

TIPPS

HAUSMITTEL BEIM FRÜHJAHRESPUTZ

  • Schmierseife ist ein günstiges, umweltschonendes und geruchsneutrales Allzweckmittel. Wenig Schmierseife in warmem Wasser auflösen und mit einem Mikrofasertuch verwenden – das reinigt praktisch alle Flächen, inklusive Fenster, und hinterlässt einen schönen Glanz. Schmierseife hilft auch gegen Pflanzenschädlinge: 1 EL in 5 dl heissem Wasser auflösen, 5 dl kaltes Wasser unterrühren, 1 EL Spiritus beimengen, in Sprühflasche füllen, auf die betroffenen Pflanzen tropfnass aufspritzen (draussen: erst abends). Bei empfindlichen Pflanzen die Lösung auf die befallenen Stellen pinseln. Nach 1 Woche wiederholen.
  • Kalkränder an den Armaturen mit Backpulver bestreuen, mit Wasser beträufeln, ca. 30 Minuten einwirken lassen.
  • Gegen Kalk wirken auch Zitronensaft, Essig, Spülmaschinenpulver (in Wasser aufgelöst) oder Klarspüler.
  • Blumenvasen mit engen Hälsen lassen sich reinigen, indem man etwas Reis mit Wasser einfüllt – kräftig schütteln und die Ablagerungen lösen sich. Andere nehmen statt Reis Kaffeesatz. Unschöne Ränder in Vasen werden mit Backpulver und heissem Wasser entfernt: Kurz einwirken lassen und ausspülen.
  • Verrusste Kaminscheiben lassen sich mit Asche reinigen: Feuchtes Küchenpapier in die Aschenreste tunken und die Scheibe damit einreiben. Mit sauberem, feuchtem Küchenpapier nachreinigen.
  • Einzelne oder kaputte Socken bzw. Strümpfe, die man sich über die Hand streift, eignen sich gut zum Abstauben sowie zum Polieren von Edelstahl-Oberflächen.
  • Verschüttetes Öl gleich mit Salz, Paniermehl oder – falls vorhanden – Sägemehl bestreuen, danach mit Küchenpapier entfernen und die Stelle mit üblichem Allzweckreiniger nachreinigen.
  • Unter den Kanten von Herd und Spüle sammelt sich gerne Schmutz an. Mit den scharfen Rändern von leeren Tablettenverpackungen (perforierten Abschnitten) lässt sich dieser entfernen – vorsichtig verwenden, damit die Kittfugen heil bleiben.

Ähnlich effizient ist das – zum Glück noch erhältliche – Buch «Nie wieder Chaos». Auch hier wird das «Putzen nach Plan» propagiert. Und professionellen Reinigungskräften über die Schulter geschaut: «Tragen Sie Ihr Werkzeug bei sich», rät die Autorin. «Der Profi hat stets alles bei sich – deswegen ist er mit dem Bad fertig, bevor der Amateur seine Siebensachen hineingetragen hat.» Was auch viele vergessen: dass sie zwei Hände haben. «Profis arbeiten nie so, als ob sie einen Arm im Gips hätten. Gewöhnen Sie sich an, die Arbeit mit beiden Händen zu erledigen.»

Wer den Haushalt bereits voll im Griff hat, wird vielleicht noch über die «Life Hacks» staunen: Kniffs, die den Alltag erleichern. Empfehlenswert sind zum Beispiel die Videos auf www.davehax.com mit verblüffenden Tricks – etwa, wie man aus Petflaschen ganz einfach Aufbewahrungsboxen basteln kann. Übrigens: Oft reicht ein Blick in den Küchen- statt in den Putzschrank, um dem Schmutz den Garaus zu machen. Erstaunlich, wie viele Hausmittelchen sich darin verbergen: Ob Backpulver oder Essig, viele Lebensmittel wachsen über sich selbst hinaus, wenn sie als Reiniger eingesetzt werden. Für grosse Aufgaben, die tatsächlich nur selten nötig sind – etwa die Fensterläden putzen – leistet man sich vielleicht professionelle Hilfe. Das gilt erst recht, wenn die Unfallgefahr erhöht ist, wie bei der Reinigung von schwer zugänglichen Fenstern.