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Holz und Holzwerkstoffe

Heimelig, urchig und mit viel Charme: Holz überzeugt als Baustoff mit seiner enormen Ausstrahlung. Daneben lässt es sich vielseitig verarbeiten und einsetzen – ob gepresst, verklebt oder furniert.

Text — Helen Weiss

 

Die Welt des Holzes ist ziemlich verwirrend. Als Material erscheint Holz zuerst einmal recht simpel: Wir alle kennen Bäume und wissen, dass Holz als nachwachsender Rohstoff ein durch und durch natürliches Produkt ist. Erst verarbeitet und als Baustoff genutzt, wird es kompliziert. Unzählige Ausführungen, eine irreführende Fachsprache und unverständliche Bezeichnungen führen dazu, dass der Laie bald den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.  Da gibt es Sperrholz, Laminat, Massivholz, Furnier oder «natürliches» Holz. Und dabei bedeutet der Begriff «Echtholz» noch lange nicht, dass Bett oder Stuhl tatsächlich aus echtem, unverarbeitetem Holz bestehen.

Das ist etwa unter dem Label Vollholz erhältlich: Hier wird das Holzstück als Ganzes aus dem Stamm gesägt, getrocknet und anschliessend verbaut. Auch bei Massivholz handelt es sich um Originalholz, dabei werden aber etwa gleich grosse, sorgfältig ausgewählte Holzstücke – beispielsweise Bretter oder Kanthölzer – miteinander verleimt, gehobelt und verarbeitet. Massivholz hat den Vorteil, dass schadhafte Risse und Einschlüsse einfach herausgearbeitet und durch andere Hölzer ersetzt werden können. Es ist zudem ideal für den Verbau in Küchen, da es nicht so stark auf Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen reagiert. 

CHECKLISTE

WELCHES HOLZ DARFS DENN SEIN?

Holz ist als nachwachsender, lokaler Rohstoff ein nachhaltiges Material für den Haus- und Möbelbau. Die Schweiz verfügt über zahlreiche Holzarten: 130 Baum- und Straucharten sind hier heimisch und unterscheiden sich dabei stark in ihren Eigenschaften.

  • Die Beliebte: Weisstanne
    Die Weisstanne zählt in der Schweiz hinsichtlich der wirtschaftlichen und ökologischen Bedeutung zu den wichtigsten Bauholzarten. Das starke, leichte Holz ist hauptsächlich als Bau-, Möbel-, Sperrholz- und Zellstoffholz beliebt.
  • Die Harte: Eiche
    Dieser Laubbaum bildet ein helles, hochwertiges Holz. Da es äusserst robust und dauerhaft ist, sich aber trotzdem leicht bearbeiten lässt, wird es neben der Herstellung von Möbeln und Böden auch für die Produktion von Eisenbahnschwellen verwendet.
  • Die Robuste: Edelkastanie
    Kastanienholz ist ohne chemische Behandlung im Freien witterungs- und fäulnisbeständig. Deshalb ist es ideal als Bauholz für Böden und Simse, ebenso als Möbelholz und für Fenster sowie Türrahmen. Das Kernholz älterer Bäume nimmt oft einen roten Farbton an.
  • Die Duftende: Arve
    Aufgrund seines angenehmen Geruchs wird Arvenholz gern im Möbelbau verwendet. Es werden ihm sogar positive Auswirkungen auf Kreislauf und Schlafbefinden nachgesagt, weshalb es gerne für die Herstellung von Betten eingesetzt wird.
  • Die Vielseitige: Buche
    Das Holz der Buche ist feinkörnig, astfrei und hart. Seine Festigkeit und hohe Biegefähigkeit machen es ideal für den Bootsbau, Fussböden, Musikinstrumente, Kochuntensilien und Furniere. Daneben wird es in der Verbindungstechnik in Form von Dübeln eingesetzt.


SPANPLATTEN MIT EDLEM FINISH

Die meisten Holzprodukte, die heutzutage auf dem Markt verkauft werden, bestehen jedoch nicht aus Massivholz. Vielmehr wird mit Holzwerkstoffen gearbeitet. Dazu zählen etwa auch Spanplatten, die – wie der Name schon sagt – aus Spänen, Holzstücken, Sägemehl und Klebstoff hergestellt und unter extremem Druck zu einer flachen Platte gepresst werden. 

Spanplatten allein sind jedoch kein wünschenswertes Finish für Möbel, aber mit einer Furnierscheibe sieht die Oberfläche deutlich besser aus. Holzfurnier ist eine dünne Scheibe Naturholz, die durch Kleben oder Pressen auf einer Faserplatte, Spanplatte oder einem Schichtkern befestigt wird. Spanplatten sind als Unterlage am gebräuchlichsten und kostengünstigsten; mitteldichte Faserplatten, kurz MDF, verfügen aufgrund ihrer höheren Dichte über eine bessere Tragfähigkeit und Stabilität. Die sogenannten Holzwerkstoffe haben im Vergleich zu Voll- oder Massivholz auch ihre Vorteile – wenn die Qualität stimmt. So punkten furnierte Spanplatte etwa durch ihre Flexibilität und lassen sich im Möbelbau zu unterschiedlichen Konstruktionen und Formen verarbeiten. Zudem können Holzwerkstoffe oberflächenveredelt, beschichtet, verdichtet und versiegelt werden, während beim Vollholz die Ausstrahlung zählt und die natürliche Struktur nicht überdeckt werden will. Ausserdem werden Holzwerkstoffe oft für hängende Möbel verwendet, denn ein Regal oder Hängeschrank komplett aus Massivholz wäre zu schwer. 

Wird Massivholz geschickt verarbeitet, ist der Unterschied zu Vollholz für Laien kaum zu erkennen.

Furnier ist sehr nachhaltig, da nur dünne Holzschnitte für die Veredlung der Oberfläche verwendet werden.

Bei Laminat wird eine preiswerte, stabilisierende Holzfaserplatte mit einer dekorativen Deckschicht verklebt.

Mit Spanplatten können Holzreste verwertet werden, so dass bei der Holzverarbeitung weniger Abfallprodukte übrig bleiben.

HOLZSCHAUM ALS DÄMMUNG

Nicht nur für Möbel ist Holz als Baustoff beliebt, sondern auch im Innenausbau. Böden aus Holz punkten nicht allein mit ihrer angenehmen Struktur, sondern auch mit ihrer warmen Ausstrahlung. Parkett muss zusätzlich jedoch zur Reinigung regelmässig gepflegt und allenfalls versiegelt werden. Ein weiterer Nachteil ist, dass es sich bei starker Sonneneinstrahlung verfärbt. Eine günstigere Variante ist Laminat, das aus einem Gemisch aus Holz, Papier und Harz besteht – also ebenfalls aus 100% natürlichen Materialien. Hier stehen Dekore in verschiedenen Holzarten aber auch Nachbildungen von anderen Materialien wie Stein oder Fliesen zur Auswahl. Andersrum ist auch möglich: Feinsteinzeug in Holzoptik ergibt einen Boden, der hart im Nehmen ist. Dank unterschiedlicher Formate und Looks sind bei Holzoptikfliesen kaum Grenzen gesetzt; sie lassen sich auch als Wandpaneele sowie für Böden drinnen und draussen einsetzen.

INFO

RICHTIG AUFMÖBELN

Damit das Designer-Sideboard oder der massgeschneiderte Tisch nicht bereits nach einem Jahr schon aussehen, als hätte man sie ursprünglich im Brockenhaus erworben, benötigen Möbel eine regelmässige Pflege. Zwar gelten gerade Holzmöbel als äusserst robust, ohne wöchentliche Pflege zeichnen sich jedoch schnell Alltagsspuren ab. Am besten werden sie mit einem weichen, trockenen Lappen abgewischt – ein Mikrofasertuch sollte jedoch nicht verwendet werden, da die kleinen Fasern auf Dauer wie feines Schmirgelpapier wirken. Damit auf Holzmöbeln keine Verfärbungen entstehen, sollte eine nicht vermeidbare, direkte Sonneneinstrahlung möglichst gleichmässig sein. Selbstverständlich müssen Vasen oder Gläser sowie heisse Gegenstände immer mit einem Untersetzer auf dem Tisch platziert werden, um Wasserränder und Hitzeflecken zu vermeiden. Auch Wärme erzeugende Geräte wie etwa Laptops schaden dem Holz langfristig. Furnierte Holzmöbel sollten nur nebelfeucht abgewischt werden. Durch die offenen Poren kann Wasser in das Holz eindringen – dadurch quillt das Material auf und es können Risse entstehen. Möbelpolitur bringt zwar frischen Glanz auf Tische und Kommoden, ist jedoch für furnierte und lackierte Hölzer nicht geeignet. Unbehandelte Holzoberflächen benötigen ab und an eine Frischekur: Stumpfe Stellen können hauchdünn mit Bienenwachs oder Pflegeöl eingerieben und nach dem Trocknen poliert werden. 


SIND HOLZWERKSTOFFE UMWELTFREUNDLICHER ALS HOLZ?

Für die Zukunft ist es wichtig, den wertvollen Rohstoff Holz möglichst umfassend zu nutzen. So wurden Holzwerkstoffe wie Span- und MDF-Platten entwickelt, um das Material Holz maximal zu verarbeiten. Durch die Produktion von Holzwerkstoffen hat sich der Nutzungsgrad eines Baums so von 40 auf 80 % verdoppelt. Holzwerkstoffe sind daher oft nachhaltig, da sich durch sie aus einem Baum mehr Werkstoffe herstellen lassen. Für die Umweltfreundlichkeit entscheidend sind allerdings auch die Herstellungsart und die verwendeten Zusatzstoffe.

Die Entwicklung neuer Plattenwerkstoffe geht stetig weiter: So wird etwa an der technischen Universität Wien an der Produktion eines holzbasierten, 3D-druckfähigen Biokompositmaterials geforscht. Bereits im Einsatz ist Holzschaum, ein Dämmstoff, der zu 100 Prozent aus Holz besteht, da er keine Bindemittel benötigt. Daraus entwickeln sich nun Hybdridelemente, bei denen Holzschaum als Kernmaterial eingesetzt und mit Deckschichten aus unterschiedlichen Materialien kombiniert wird.


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