Holz als Energielieferant

War Feuer früher überlebenswichtig, wurde es später zeitweilig in die Welt der Romantik verbannt. Im Zuge der angestrebten Energiewende erlebt Holz als CO2- neutraler, erneuerbarer Energieträger ein Revival. Auch dank verbesserter Brenntechnik.

Text — Thomas Bürgisser

 

Holz ist der älteste Energielieferant des Menschen. Schon seit jeher sorgt Feuer für Wärme. Und noch immer gilt Holz in vielen Regionen der Welt als einer der wichtigsten Energieträger überhaupt. In der Schweiz verlor Holz als Wärmelieferant zwischenzeitlich jedoch an Bedeutung, wurde vielerorts zuerst von Kohle, dann von Heizöl und Gas in die Romantik-Ecke verdrängt. Erst als die Erdölpreise in den 1970er-Jahren anstiegen, wurde Holz als günstiger Energielieferant wiederentdeckt. Seit den 1990er-Jahren erhält Holz noch mehr Beachtung: als CO2-neutrale, erneuerbare Heizlösung. Denn beim Verbrennen von Holz wird genau so viel CO2 freigesetzt, wie der Baum zuvor gebunden hatte, womit sich der natürliche Kreislauf schliesst.

 

POTENZIAL IST NICHT AUSGESCHÖPFT

Im Zuge der angestrebten Energiewende spielen Holzfeuerungen eine wichtige Rolle. Schon heute decken Pellets, Holzschnitzel und Stückholz rund zehn Prozent des Schweizer Wärmebedarfs beziehungsweise sechs Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs ab. Grösstenteils über kurze Wege und mit heimischer Wertschöpfung; über 90 Prozent des Schweizer Energieholzes stammt aus der Schweiz. Und das Potenzial an Energieholz ist hierzulande noch nicht ausgeschöpft. Dieses liegt bei rund sieben Millionen Kubikmeter – per Ende 2021 wurden davon 5,84 Millionen Kubikmeter eingesetzt. Genutzt werden kann dieses Potenzial auf verschiedene Weise: zum einen in grossen Biomasse-Anlagen, die aus Holz Strom und Wärme produzieren und mit letzterer zum Beispiel ganze Quartiere versorgen. Zum andern sind Holzfeuerungen auch im kleinen Massstab populär.

DER EXPERTE

Rainer Kegel
Stellvertreter Sektionschef Industrie und Feuerungen, Bundesamt für Umwelt

«ENTSCHEIDEND IST VOR ALLEM, WIE GUT HOLZ VERBRANNT WIRD»


Rainer Kegel, im Jahr 2020 waren die Holzfeuerungen für ein Viertel aller Feinstaubemissionen verantwortlich. Sind Holzfeuerungen Schmutzschleudern?
Zwischen 1990 und 2021 konnten die jährlichen Feinstaubemissionen aus Schweizer Holzfeuerungen insgesamt von rund 5’700 Tonnen auf 1’600 Tonnen reduziert werden. 
Für 45 Prozent dieser Emissionen sind stückholzbetriebene Einzelraumfeuerungen wie Cheminées, Schwedenöfen, Kachelöfen usw. verantwortlich, obwohl in diesen nur rund 17 Prozent des Holzes verbrannt wird.

Was sagt dies aus?
Entscheidend ist vor allem, wie gut Holz verbrannt wird. Bei einer unvollständigen Verbrennung entstehen nicht nur beträchtliche Mengen an Feinstaub, es werden auch weitere Luftschadstoffe wie Kohlenmonoxid, Russ, organische Verbindungen und teilweise erhebliche Emissionen von klimaschädlichem Methan und Lachgas gebildet. 
Um diese negativen Auswirkungen möglichst gering zu halten, braucht es moderne Feuerungsanlagen nach dem Stand der Technik, welche mit geeignetem Holz und fachgerecht betrieben werden, sowohl für Einzelraumfeuerungen wie auch Zentralheizungen.

Worauf gilt es diesbezüglich zu achten?
2018 wurde die Luftreinhalte-Verordnung letztmals angepasst. Holzfeuerungen müssen diese strengeren Vorschriften zwingend erfüllen, was mit Anlagen nach aktuellem Stand der Technik möglich ist. Wichtig ist aber auch, dass sauberes, naturbelassenes Holz eingesetzt wird und die Anlage sorgfältig gewartet und regelmässig durch den Kaminfeger oder Feuerungskontrolleur kontrolliert wird. Freiwillig kann zusätzlich ein Staubabscheider installiert werden, um die Emissionen weiter zu verringern.


HOLZFEUERUNG ALS ERGÄNZUNG ZUR HEIZUNG

Im eigenen Zuhause wird Holzenergie unterschiedlich eingesetzt. Angefangen bei der Einzelraumfeuerung. Hier wird das klassische Cheminée immer mehr durch den Kaminofen beziehungsweise Schwedenofen abgelöst. Zur Freude der Umwelt, denn im geschlossenen Ofen nach neustem Stand der Technik verbrennt Holz sauberer. Allerdings überhitzen klassische Schwedenöfen einen Raum schnell, so dass dieser gelüftet werden muss – die Wärmeenergie verpufft so nach draussen. Trotzdem: Wer regelmässig anfeuert, kann damit die Heizkosten senken. Wichtig ist jedoch die Art des Ofens. Bei der Planung werden verschiedene Punkte berücksichtigt: Welche Grösse ist sinnvoll, damit der Raum nicht einfach überhitzt? Lohnt sich ein Speicher- bzw. Kachelofen, der die bestehende Heizung ergänzt? Und welches Produkt punktet mit besonders sauberer Verbrennung und gutem Wirkungsgrad?

INFO

KAMINOFEN NACHTRÄGLICH EINBAUEN – SO GEHT’S!

Ein Kaminofen lässt sich auch nachrüsten, in fast jedem Haus. Entscheidend ist, wo dieser zu stehen kommen soll. Zum einen darf natürlich kein brennbares Material in der Nähe sein. Zum anderen muss die Abluft abgeführt werden können. Ideal ist, wenn dazu ein nicht mehr benutzter Kamin vorhanden ist, der innerhalb weniger Meter und Richtungswechsel mit dem Ofenrohr erreichbar ist. Dann lässt sich dieser allenfalls von einem Fachbetrieb umrüsten. Alternativ kann man ein Kaminrohr der Aussenwand entlang zum Dach führen. Welche Bewilligungen es für welche Varianten braucht, ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Allgemein sollten die einzelnen Optionen mit Kaminfeger und Ofenbauer geprüft werden. Eine Fachperson kennt neben sämtlichen Bau- auch die Brandschutzvorschriften, die zwingend eingehalten werden müssen. Und sie weiss auch, wie die Frischluftzufuhr zu lösen ist, ein weiterer entscheidender Faktor für einen gut funktionierenden Schwedenofen.


STÜCKHOLZ, SCHNITZEL, PELLETS

Es gibt auch wasserführende Kaminöfen, die mit der Zentralheizung verbunden sind. Oder aber man setzt direkt auf eine zentrale Holzheizung. Auch hier gibt es Stückholz-Lösungen. Da bei dieser jedoch oft noch vieles manuell geschieht, sind sie bei Einfamilienhaus-Besitzern kaum verbreitet. Ähnlich sieht es mit Schnitzelheizungen aus. Hier gibt es zwar automatisierte Anlagen, das Problem aber ist der Platzbedarf für die Lagerung. Um einiges praktischer, wenn auch höher im Preis, sind hier Pellets. Die kleinen, aus Sägemehl und Holzspänen gepressten Stäbchen benötigen viermal weniger Platz als Holzschnitzel. So reicht zur Lagerung meist jener Raum aus, in dem bisher das Heizöl gelagert wurde.

INFO

HIER KÖNNEN PELLETS GELAGERT WERDEN

Pellets benötigen zwar weniger Platz als Schnitzel und Stückholz. Ein Lagerraum wird trotzdem benötigt. Pro Kilowatt Heizlast werden ungefähr 0,9 Kubikmeter Lagerraum empfohlen. Dazu gibt es mehrere Optionen:

  • Gewebetank: Eine der einfachsten Lösungen ist der Gewebetank, der aus einem flexiblen Material gefertigt wird. Dieser ist schnell aufgestellt, vergleichsweise günstig und ermöglicht einen Luftaustausch, ist aber staubdicht. Der Gewebetank kann unter Berücksichtigung des Brandschutzes im Heizungsraum oder witterungsgeschützt im Freien aufgestellt werden.
  • Lagerraum: Grundsätzlich lässt sich auch ein ganzer Raum zum Lager umfunktionieren, zum Beispiel der ehemalige Tankraum für das Heizöl. Zur einfachen Entnahme der Pellets werden dazu oft angewinkelte Wände eingebaut. Absolut entscheidend ist jedoch, dass der Raum staubdicht und trocken ist. 
  • Erdtank: Wer weder im noch direkt vor dem Haus Platz hat, kann einen Tank zum Beispiel aus Kunststoff oder Stahlbeton vergraben. Dieser darf jedoch absolut keine Feuchtigkeit reinlassen.


HOHE VORLAUFTEMPERATUREN

Der Wechsel von der Öl- zur Pelletheizung ist einfach umsetzbar. Sofern Lager-Platz vorhanden ist, ersetzt die Holzfeuerung auch problemlos die Gasheizung. Der grosse Vorteil: Die von den fossilen Heizsystemen gewohnten Vorlauftemperaturen sind für Holzfeuerungen kein Problem. Auch sonst ändert sich nur wenig. Dank einer kompletten Automatisierung läuft fast alles ohne zusätzlichen Aufwand. Einzig der Aschebehälter muss regelmässig geleert und alle ein- bis zwei Jahre der Kaminfeger bestellt werden.

Kein Wunder also, haben die Pelletheizungen in den vergangenen Jahren regelmässig zugenommen, im Jahr 2022 um gut 20 Prozent. Der älteste Energielieferant des Menschen hat also noch lange nicht ausgedient.


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