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Naturstein: Zeitlose Vielfalt für drinnen und draussen

Seit Jahrtausenden bauen Menschen mit ihm: Naturstein ist neben Holz der absolute Klassiker unter den Baumaterialien – und überdauert viele Generationen. Im Wohnbereich kennt man ihn vor allem als Bodenbelag, doch Naturstein lässt sich auf vielfältige Weise einsetzen.

Text — Tanja Seufert

 

Vor praktisch jedem Rustico steht ein Ensemble aus Steintisch und Bänken, angefertigt aus Tessiner Gneis: Der Gartenmöbelklassiker aus der Südschweiz ist vielleicht der Inbegriff eines Natursteinprodukts – aber nur eine von unzähligen Möglichkeiten, wie sich Naturstein einsetzen lässt. Für den Aussenbereich eignet sich Naturstein wie kaum ein anderes Material, ist die natürliche Umwelt doch ohnehin sein angestammtes «Habitat». Naturstein ist sehr witterungsbeständig und langlebig. Gleichzeitig fügt er sich in jede erdenkliche Haus- und Gartenarchitektur ein, von ländlich-naturnah bis minimalistisch-modern. 

INFO

STEINDÄCHER — EINE KUNST, DIE VERLOREN GEHT

Im ganzen Alpenraum haben Steindächer eine jahrhundertealte Tradition. Denn Stein ist überall in den Bergen verfügbar und ausgesprochen witterungsbeständig. Dabei verwendet man vor allem die Gesteine Schiefer und Gneis, die sich beide relativ leicht spalten und zu Platten verarbeiten lassen. So hat man auch hierzulande lange Zeit auf Dächer aus Stein gesetzt. Punkto Langlebigkeit sind sie kaum zu toppen, fachgerecht erstellte Steindächer können über 100 Jahre und mehr überdauern – und die Steine lassen sich nach Rückbau des Gebäudes erneut als Dacheindeckung verwenden. Doch Steindächer haben auch ihre Nachteile: Sie sind teuer und schwer. Ein Quadratmeter Gneisdach, wie es im Tessin typisch ist, wiegt etwa 500 kg. So ergibt sich eine tonnenschwere Last, die zahlreiche Dachbalken erforderlich machen. Wer heute an einem modernen Gebäude ein Steindach wünscht, wählt daher meist Faserzementplatten im Stein-Look. Diese sind um ein Vielfaches leichter als Natursteinplatten und sehen täuschend echt aus. Gebäude von historischem Wert werden hingegen auch heute noch mit Naturstein eingedeckt. Handwerker, die diese Arbeiten ausführen können, gibt es allerdings immer weniger.


NATURSTEIN MIT ANDEREN MATERIALIEN KOMBINIEREN

Natursteinmöbel sind grundsätzlich dann sinnvoll, wenn das Möbel nicht ständig verschoben werden muss. Denn eines ist Naturstein auch: ganz schön schwer. Sein Gewicht und auch seine optische Dominanz lässt sich handhaben, indem man möglichst dünne Platten wählt und ihn mit anderen, leichteren Materialien wie Holz oder feinen Metallkonstruktionen kombiniert. Elegant wirkt zum Beispiel ein Tisch aus Natursteinplatte und Edelstahlbeinen. Doch beliebig dünn kann eine Natursteinplatte nicht sein, sonst würde sie brechen. Die Mindestdicke hängen vom Format der Platte, von der Steinart und dem Verwendungszweck ab.

Foto: Ghenzi Stone Group
Foto: Pro Naturstein
Foto: Pro Naturstein
Foto: Pro Naturstein
Foto: Pro Naturstein

Naturstein ist vielseitig einsetzbar.

FASSADE MIT NATURSTEIN VERKLEIDEN

Seine outdoortauglichen Eigenschaften macht Naturstein nicht nur zu einem beliebten Baustoff für Gartenmöbel, Aussentreppen, Mauern und Terrassenbelägen, sondern auch für Fassaden. Eine Natursteinfassade verleiht einem Haus ein einzigartiges Äusseres. Naturstein wird an die Aussenwände geklebt oder mithilfe eines Ankersystems als hinterlüftete Fassade montiert (siehe auch Expertentipp). Aufgrund seiner erstklassigen Eigenschaften ist Granit für Fassaden ein besonders beliebter Stein, zum Einsatz kommen aber auch Kalksteine, Schiefer oder Sandsteine. Welcher Stein sich als Fassade eignet, hängt stark von der Lage des Hauses ab – wie frostsicher muss er sein? Wie stark ist die Sonneneinstrahlung, der er ausgesetzt ist? Ein Natursteinspezialist hilft bei solchen Fragen weiter und empfiehlt den geeigneten Stein.

CHECKLISTE

WO WIRD NATURSTEIN ÜBERALL EINGESETZT?

Innenbereich

  • Bodenbelag
  • Wandbelag
  • Treppen(-verkleidungen)
  • Küchenabdeckungen
  • Bad-Abdeckungen
  • Waschtisch-Abdeckungen und Lavabos
  • Duschtassen und -wände
  • Cheminée-Verkleidungen
  • Möbel
  • Säulen


Aussenbereich

  • Bodenbelag in Gärten und auf Terrassen
  • Aussentreppen
  • Mauern
  • Wege
  • Pools und Pool-Umrandungen
  • Fassade
  • Aussenmöbel
  • Säulen und Pergola-Pfosten
  • Tür- und Fenstereinfassungen
  • Brunnen
  • Findlinge / dekorative Steine 


NATURSTEIN IN KÜCHE UND BAD

Im Innenbereich findet sich Naturstein vor allem als Küchenabdeckung und -rückwand, als Bodenbelag und – vor allem im Badezimmer – als Wandbelag. Küchenarbeitsplatten aus Naturstein sehen nicht nur hochwertig aus, sondern sind es auch: Das Material ist extrem langlebig. Besonders beliebt ist Granit: Er ist ein besonders harter Stein und hält so ziemlich alles aus – weder eine heisse Pfanne noch eine Messerklinge können ihm etwas anhaben. Seine glatte Oberfläche verhindert, dass sich Schmutz und Keime «einnisten», der Stein ist zudem leicht zu reinigen. Auch andere, weichere oder porösere Steine wie Schiefer und Marmor eignen sich als Küchenabdeckung, sie brauchen aber mehr Aufmerksamkeit und Pflege. Im Badezimmer ist Naturstein eine edle Alternative zu Keramikplatten. Im Trend liegen zum Beispiel begehbare Duschen (Walk-in-Duschen) aus Naturstein. Hier kommen Steine zum Einsatz, deren Oberfläche bei Nässe nicht rutschig wird. Anstelle einer feinen Polierung eignen sich zum Beispiel getrommelte, gebürstete, naturbelassene oder geflammte Oberflächen.
 

DER EXPERTE

Walter Ghenzi
Inhaber Walter Ghenzi AG und Stone Group AG

 

NATURSTEINFASSADE: WELCHE MÖGLICHKEITEN GIBT ES?

«Grundsätzlich lässt sich Naturstein auf zwei Arten montieren: entweder direkt auf den Untergrund verklebt oder als hinterlüftete (vorgehängte) Fassade. Letzteres ist aufwendiger, dafür für die Wärmedämmung optimal und – fachgerecht montiert – sehr hochwertig und langlebig. Eine solche Fassade hält eine halbe Ewigkeit. Verklebte Natursteinfassaden oder so genannte Steinriemchen sind günstiger, jedoch weniger langlebig und anfälliger für Schäden – vor allem, wenn sie nicht durch einen Spezialisten montiert werden. Eine weitere, zeitlich aufwendige Option sind vorgemauerte Systeme. Hier werden manuell aufgemauerte Steine als Fassade verwendet. Nicht zuletzt lässt sich Naturstein sehr gut mit anderen Fassadenmaterialien wie zum Beispiel Holz kombinieren.»


ÖKOBILANZ VON NATURSTEIN-BÖDEN

Wie schneidet Naturstein eigentlich in Sachen Umweltschutz ab? Gemäss einer Nachhaltigkeitsstudie des Deutschen Naturwerkstein-Verbands verursacht Natursteinboden deutlich weniger Umweltbelastungen als Keramik, Teppich, PVC, Laminat und Parkett. Herstellung und Nutzung von Naturstein verbrauchen, über den gesamten Lebenszyklus des Materials betrachtet, vergleichsweise weniger CO2. Dabei haben die Transportwege einen entscheidenden Einfluss. Heimische Natursteine schneiden am besten ab, am schlechtesten Steine aus China. Auch werden Steine in Asien und Südamerika teilweise unter sozial fragwürdigen Bedingungen abgebaut. Ein Grund mehr also, auf einheimischen Naturstein zu setzen.