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Naturstein verlegen – aber nach Plan

Von elegantem Marmor über edlen Schiefer bis hin zu strapazierfähigem Kalkstein und charmantem Sandstein – Naturstein ist äusserst vielfältig. Sein individueller 
Charakter kann mit der richtigen Verlegeart und passender Fugenfarbe effektvoll unterstrichen werden. 

Text — Helen Weiss

 

Mehrere Millionen Jahre alt, aus flüssigem Magma gehärtet und unter enormem Druck umgewandelt – Naturstein hat schon ziemlich viel durchgemacht, bevor er bei uns im Haus oder im Garten in Form geschnitten und geschliffen verlegt wird. Er ist von Natur aus ziemlich strapazierfähig, weshalb er besonders gerne als Bodenbelag verwendet wird. Entsprechend seiner Entstehungsgeschichte und seines Alters hat er auch eine enorme Ausstrahlung: Kaum ein Material vermag die Persönlichkeit eines Natursteins zu toppen. Aufgrund seiner Exklusivität und seiner luxuriösen Besonderheit sollte er mit Bedacht eingesetzt werden, so dass er seine ganze Wirkung entfalten kann. Der Charakter der unterschiedlichen Gesteinsarten kann durch die Verlegeart, die Verfugung und die Grösse der Platten entscheidend beeinflusst werden.

Natursteinböden eignen sich nicht nur für Küche und Bad, sondern für die meisten Räume im Haus. In einem Wohnzimmer etwa sorgt ein Marmorboden für Luxus, während Granitstein im Schlafzimmer –gepaart mit einem gemütlichen Teppich – einen rustikalen Look erzielt. Die Wahl der Gesteinsart muss deshalb möglichst früh im Prozess erfolgen; Küchenfronten und Badezimmer-Möbel sowie Accessoires können später dem Boden angepasst werden und nicht umgekehrt.

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Ob grossflächig oder «kleinkariert» – Naturstein lässt sich nach Wunsch auf ganz verschiedene Arten verlegen.


SCHLICHTE ELEGANZ ODER KLASSISCHE VERSPIELTHEIT

Wenn es darum geht, das beste Verlegemuster für Naturstein zu bestimmen, hängt dies stark von den persönlichen Vorlieben, der Grösse und Form der Räume sowie der Gesamtatmosphäre des Hauses ab. Meist stellt man sich einen Natursteinboden mit grossen Fliesen im Steinplattenstil vor. Tatsächlich kommt aber bei den Verlegearten erst richtig viel Kreativität ins Spiel. Fischgrätmuster lassen sich nicht nur als Parkett verwirklichen, sondern auch mit schlanken, rechteckigen Steinfliesen erstellen. Dieses Muster eignet sich perfekt, um einen Raum optisch zu verlängern, da die Pfeilrichtung den Blick nach vorne lenkt. Das Tolle an Naturstein ist die grosse Vielfalt an verschiedenen Farben. So lassen sich verschiedene Farbtöne für charaktervolle Verlegmuster verwenden, wie etwa ein effektvoller Schachbrett-Boden. Rautenmuster sind ebenfalls bezaubernd und verleihen Küche, Bad und Gang Tiefe und eine klassische Verspieltheit. 

INFO

NATURSTEIN RUND UM DEN GLOBUS

Verbaut man Naturstein im eigenen Haus oder im Garten, ist man damit in ziemlich exklusiver Gesellschaft. Denn einige der berühmtesten Denkmäler, Statuen und Gebäude weltweit bestehen aus Naturstein. Das gilt vor allem für Marmor, aus dem etwa das berühmte Mausoleum Taj Mahal in Indien gebaut wurde. Auch die Davidstatue von Michelangelo oder das griechische Theseum bestehen aus Marmor, ebenso das Pantheon in Rom, einer der grössten Kuppelbauten der Welt. Der Turm von Pisa hingegen vereint Marmor, Kalkstein und Quarz – die drei elegantesten und widerstandsfähigsten Natursteine der Welt. Doch eigentlich waren es die alten Ägypter, die als erste Zivilisation in grossem Umfang Naturstein verbauten. Die meisten ihrer Denkmäler bestehen aus Granit und Kalkstein. Die grosse Cheopspyramide, das einzige verbliebene Weltwunder der Antike, wurde aus massiven Kalksteinblöcken erbaut. Eine wilde Mischung vereint hingegen der Kölner Dom: Er besteht aus 50 verschiedenen Natursteinsorten. Der weltberühmte Obelisk vor dem US-Kapitol, das Washington Monument, ist ein Abbild der umliegenden Gesteinsarten und vereint unter anderem Kalkstein, Jade, Gneis, Dolomit. Auch heute noch werden Gebäude ganz aus Naturstein hergestellt: Etwa die Sheikh Zayed Moschee in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die 2007 fertig gestellt wurde und zu den herausragendsten Marmorbauten der Moderne zählt. Ebenfalls aus Naturstein wie Granit und Sandstein besteht die bis anhin unvollendete Kirche Sagrada Familia in Barcelona.


Bei kleinen Zimmern gilt der zentrale Grundsatz, die Illusion eines grossen Raums zu erzeugen. Mit grossen Natursteinplatten, etwa in den Massen 900 x 600 cm lässt sich hier eine optische Erweiterung erzeugen. Eine kleinere Bodenfliese führt hingegen zu vielen Fugen, die den Raum optisch verkleinern. Winzige Fliesen wie Waben und Miniaturquadrate eignen sich hingegen bestens für die Wände kleiner Badezimmer, wo sie nahtlos um kompakte Elemente wie Waschbecken passen. Obwohl kleine Fliesen mehr Fugenlinien aufweisen, können neutrale Naturstein-Kacheln mit einer passenden Fugenfarbe die Linien verschmelzen lassen. Will man eine Küchenrückwand mit Naturstein versehen, kann diese durch ein einfaches oder vertikales Ziegelmuster zum Blickpunkt werden. Zweifellos bieten Mosaike hierbei die grösste Vielfalt an Möglichkeiten. Dabei kann man sich für nur einen Stein mit unterschiedlicher Färbung entscheiden oder verschiedene Natursteinarten mischen. Wer sich künstlerisch austoben möchte, legt aus den kleinen Steinen ein individuelles Motiv.
 

CHECKLISTE

DIE WIRKUNG DER ZWISCHENRÄUME

Fliesenfugen haben nicht nur eine technische Funktion, sondern auch Einfluss auf die Optik des Raums. Neben der Verlegeart gilt es deshalb vorgängig auch die Fugenbreite und -farbe zu bestimmen. Diese Punkte sollte man beachten: 

  • Breite Fugen schaffen ein gemütliches, eher rustikales Ambiente – der Römische Verband sieht mit einer breiten Fuge zweifellos besser aus. 
  • Eine minimale Fuge von 1,5 bis 2 mm Breite erzeugt ein einheitliches Oberflächenbild, was sich für eine moderne Bauweise besonders eignet.
  • Wer es eher harmonisch mag, wählt die Fugenfarbe Ton in Ton zur Bodenplatte. Das erzeugt eine ruhige Wirkung, was etwa im Schlafzimmer durchaus wünschenswert ist.  
  • Ein Naturstein mit wilder Optik benötigt einen ruhigen Rahmen, also am besten eine gleichfarbige Fuge. 
  • Steht hingegen das Verlegemuster im Vordergrund oder möchte man einen dekorativen Akzent setzen, dann bieten sich Fugenfarben an, die  sich vom Farbton der Steinplatten abheben.  


MEHRWERT DURCH MASERUNG

Quadratische Platten waren während des Baumbooms in den 1960er- und 70-Jahren äusserst beliebt und wirken heute vielleicht etwas altmodisch.  Diagonal angeordnet, durchbrechen sie jedoch den monotonen Look und erzeugen ein Gefühl der Weite. Ebenfalls zu neuem Glanz schafft es der sogenannte «Subway Style»: Dieser Verlegestil mit rechteckigen, länglich diagonal versetzten Platten war früher für Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel beliebt, bevor er zu einer attraktiven modischen Lösung für die Inneneinrichtung wurde. Dabei lassen sich zwei, drei oder mehrere Farben oder Schattierungen mischen, um dem Gesamtmuster eine besondere Note zu verleihen. Wer es hingegen klassisch mag, wählt ein französisches Design, das hellen Kalkstein mit rautenförmigen, kleineren Fliesen aus schwarzem Marmor kombiniert.

Bei der Wahl der Verlegeart gilt es immer zu bedenken, dass alle Natursteinplatten in unterschiedlichen Farbtönen und Mustern variieren. Marmor beispielsweise kann durch seine Maserung selbst dem einfachsten Muster einen Mehrwert verleihen. Die unterschiedlichen Texturen und Oberflächen ein und desselben Steins verändern auch das Gesamtbild des Bodens oder der Wand. Einige der Verlegarten wie Fischgrätmuster oder der «Subway Style» eignen sich für viele Räume, während andere spezifischer sind und je nach Grösse und Zweck nur in bestimmten Räumlichkeiten angewendet werden können. Es ist deshalb zu empfehlen, im Natursteingeschäft vorbeizuschauen und eine Fachperson zu bitten, ein paar Fliesen nach dem gewählten Muster zu verlegen. So bekommt man vor dem eigentlichen Verlegen eine klarere Vorstellung davon, wie Boden oder Wand aussehen werden.

 

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