Elektroauto zuhause laden
Die Zahl der Elektroautos steigt rasant. Um zu Hause zu laden, reicht eine Steckdose nicht: Für Sicherheit und Schnelligkeit braucht es eine Wallbox.
Text — Timothy Pfannkuchen
STECKDOSEN LIEBER NICHT
Nach dem ersten Versuch, ein fast leer gefahrenes Elektroauto mit über 500 Kilometer Reichweite an der Haushaltssteckdose zu laden, weiss man: Ohne Installation eines speziellen Ladegerätes – einer Wallbox – wird es mühsam. An der Steckdose kann das Laden schon mal 30 oder mehr Stunden lang dauern. Falls die Steckdose durchhält: Oft fliegt die Sicherung raus, gerne verschmort die Steckdose irgendwann. Und es droht auch Kabelbrand: Steckdose und Elektroauto vertragen sich auf Dauer nicht.
ZWÖLF PROZENT ELEKTRO
Auch die Akkus von Plug-in-Hybriden, die nur Kurzstrecken mit Strom fahren und häufig an normalen Steckdosen laden, wachsen. Eine Wallbox ist also auch hier besser. Und eine Investition in die Zukunft: Elektroautos bestreiten aktuell sieben, Plug-ins weitere fünf Prozent der Neuwagen-Verkäufe. Zwölf Prozent der potenziellen Hauskäufer oder -mieter sind beim neuen Auto also um eine Wallbox froh.
Für Vorabklärung und Installation sollte man sich unbedingt an Experten wenden.
VORTEIL EIGENTÜMER
Am besten sind Einfamilienhaus-Eigentümer mit Garage am Haus dran. Hier muss keine Erlaubnis des Vermieters erfragt werden und ist der Bedarf an Leitungen meist so überschaubar wie Durchbrüche oder Erdarbeiten. Wallboxen bis 11 kW sind meist problemlos, bis 22 kW können kleine Querschnitte älterer Leitungen es teurer machen. Ein Beispiel: Ein E-Auto mit 75-kWh-Akku benötigt von 20 (man fährt es ja kaum je ganz leer) auf 100 Akkuprozente an der Steckdose 26, mit 7,4 kW 8, an der 11-kW-Box 6 und der 22-kW-Box 3 Stunden (grob gerundet da nie linear). In der Regel ist eine 11-kW-Wallbox also ein guter Kompromiss – und zukunftsfit, selbst wenn das aktuelle E-Auto nur mit 7,4 kW laden kann. Auf jeden Fall sollte man Expertenrat und Kostenvoranschläge einholen. Die Wallbox kostet ab 600 bis über 2000 Franken, die Installation selten unter 1000, meist 1500 bis 3000 Franken – ganz nach Umständen.
INFO
GIBT ES GENUG STROM?
Es ist ein häufiges Argument gegen Elektroautos: Wo soll der Strom herkommen – aus der Steckdose? Die Antwort: Ja, genau daher – denn es ist genug Strom da. Der Energiebedarf von E-Autos wird so überschätzt wie die Infrastruktur-Probleme: So wenig, wie alle Benziner zeitgleich tanken, so wenig laden abends auf einen Schlag alle E-Autos von ganz leer auf ganz voll. Und wäre die Hälfte der Autos in der Schweiz elektrisch, stiege der Strombedarf keine zehn Prozent – weniger also, als bis 2035 der Bedarf an Strom (der heute zu 75 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt) laut Experten sinken dürfte. Übrigens: Der Schweizer Solarstrom alleine würde heute bereits für 700’000 E-Autos reichen.
KOSTEN NACH AUFWAND
Für Sammelgaragen bieten zum Beispiel Stromversorger Stromschienen-Systeme: Alle Plätze werden zeitgleich vorgerüstet, was massiv spart. Später kann jeder Eigner/Mieter individuell ein Wallbox mieten oder kaufen. Wir haben einmal die Montage einer einzelnen Wallbox für einen Mercedes EQC (80 kWh, Ladeleistung 7,4 kW, Wallbox 22 kW) begleitet, abgewickelt über Mercedes. Vorteil: Automarken haben die richtige Wallbox und erfahrene Partner. Hier war dies Alpiq, die dann Bouygues E&S InTec aufbot. Die Begutachtung kostete 250, die Wallbox 949 Franken. Die Einzel-Installation in einer Tiefgarage erwies sich jedoch als aufwendig: Durch Betonwände bohren, Leitungen ziehen und mehr kostete 3066 Franken. Auf Dauer wird es nun günstig: 100 Kilometer kosten je nach Tarif ab gut drei Franken Strom.