Der Akku im Fokus
Verschmutzte Flüsse, ausgedörrte Felder, unmenschliche Arbeitsbedingungen: Um Lithium und andere Rohstoffe zu gewinnen, leiden Menschen und Umwelt. Doch der Schaden liesse sich minimieren.
Text — Raphael Hegglin
Wer die Nachhaltigkeit eines Produkts erfassen möchte, darf nicht nur auf den CO2-Ausstoss fokussieren. Landverschleiss, Umweltverschmutzung und Menschenrechte müssen ebenso Gewicht haben wie der momentane Dauerbrenner Treibhausklima.
Ein Hauptkritikpunkt von Elektroautos ist daher der Akku. Denn: Ein (eher kleiner) Akku von 400 Kilogramm und 50 kWh Ladekapazität enthält etwa 6 Kilogramm Lithium, 10 Kilogramm Mangan, 11 Kilogramm Kobalt, 32 Kilogramm Nickel und 100 Kilogramm Grafit. Diese Rohstoffe zu gewinnen, ist energieintensiv, belastet die Umwelt und findet teilweise unter menschenunwürdigen Bedingungen statt.
ROHSTOFFE UMWELTVERTRÄGLICH GEWINNEN
Betrachtet man die gesamte Nachhaltigkeit und nicht nur den CO2-Ausstoss, schneiden Elektroautos heute längst nicht so gut ab, wie sie könnten. Doch was müsste sich ändern? Am Anfang steht der Abbau der Rohstoffe. Für diesen braucht es strengere internationale Richtlinien, damit Mensch und Umwelt vor Ort besser geschützt sind.
Allerdings: Diese Problematik besteht auch beim Auto mit Verbrennungsmotor. Denn die Gewinnung von Erdöl hat teilweise fatale Folgen für Mensch und Umwelt, und schon so mancher Krieg wurde wegen des schwarzen Goldes geführt. Es ist also ein grundsätzliches Problem der Rohstoffgewinnung und nicht nur das von Akkus.
AKKUS WIEDER VERWERTEN
Ein Schlüssel zur besseren Umweltbilanz von Akkus ist die Recyclingquote. Sie muss – und kann – deutlich steigen. Momentan werden weniger als 50 % der enthaltenen Rohstoffe zurückgewonnen. Mit neuen Verfahren, wie sie zum Beispiel an der EMPA entwickelt wurden, sind es über 90 %. Das heisst, ein Akku liesse sich fast vollständig rezyklieren und es würde ein Kreislauf der Rohstoffe entstehen. Hierbei ist allerdings nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Politik gefragt: Ohne gesetzliche Vorgaben wird die Recyclingquote nie so hoch sein, wie sie könnte.