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Energetische Schwachstellen bei Altbauten

Alte Häuser haben zahlreiche Schlupflöcher, aus denen Wärmeenergie entweicht. Einige lassen sich einfach stopfen, andere nur im Zuge einer Sanierung beheben. Das sind die häufigsten Schwachstellen.

Text — Raphael Hegglin

 

FASSADE

  • Durch ungedämmtes Mauerwerk – egal ob ein- oder zweischalig – geht am meisten Heizwärme verloren: Bis zu 40 % sind es. Das Dämmen der Aussenfassade ist daher die wirksamste Methode, um ein Haus energieeffizienter zu machen – allerdings auch planerisch sowie finanziell die aufwendigste.
     
  • Storen- und Rollladenkästen: Diese waren früher ungedämmt und bilden – neben veralteten Fenstern – die grössten Energieschlupflöcher in der Aussenhülle. Die Storenkurbel führt durch ein Loch direkt nach draussen, das Loch wird nur durch eine Abdeckung verschlossen. Der Ersatz von Storenkästen ist eine einfache und effiziente energetische Massnahme.
     
  • Thermisch nicht getrennte Balkone: Balkone an Altbauten sind meist verlängerte Geschossböden. Sie wirken wie die Kühlrippen eines Motors und sollten gedämmt werden. Nicht gedämmte Kamine: Sie ragen aus dem Dach und wirken ebenfalls wie eine Kühlrippe. Ebenfalls viel Heizwärme entweicht durch einen Kamin, wenn dieser sich nicht mittels Klappe verschliessen lässt.
     
  • Bei aussenliegenden Öltanks und Gasheizungen führt eine Brennstoffleitung in den Heizungskeller. Die dazu notwendigen Durchstösse in der Aussenwand sind bei Altbauten nicht selten zu gross und weder abgedichtet noch gedämmt. Es lohnt sich auf jeden Fall, diese Schlupflöcher zu stopfen.
     
  • Steckdosen in der Aussenwand können ebenfalls ein Wärme-Leck sein. Man ersetzt sie besser durch ein luftdichtes Modell.



DACH UND KELLER

  • Wie durch die Aussenwände, kann auch durch Dach und Kellerdecke viel Wärmeenergie verloren gehen. Diese lassen sich jedoch relativ einfach aufdämmen, womit sich schon viel erreichen lässt.

  • Wer Kosten sparen möchte, dämmt den Estrichboden und nicht das gesamte Dach. Allerdings bleibt dann der Estrich im Winter kalt und im Sommer heiss.


FENSTER

  • Durch alte Fenster gehen bis zu 25 Prozent der Heizwärme verloren (im Randverbund des Fensters ist meist das Produktionsdatum ersichtlich). Der Austausch alter Fenster gehört daher zu den beliebtesten Sanierungsmassen. Und neue Fenster erhöhen nicht nur die Energieeffizienz eines Hauses, sondern verbessern auch den Komfort spürbar: Tauwasser und kalte Stellen im Winter gehören der Vergangenheit an und neue Fenster lassen in der Regel aufgrund ihres geringeren Rahmenanteils auch mehr Licht in ein Gebäude.

  • Mit dem Ersatz oder der Sanierung alter Fenster sollten auch die Storenkästen ausgetauscht werden. Der Arbeitsaufwand ist dann am geringsten.

 

INFO

SCHLUPFLÖCHER AUFSPÜREN

Ein erstes Bild über den Zustand seines Gebäudes erhält man durch eine Thermografie. Die Wärmebildaufnahme zeigt genau, wo sich die energetischen
Schwachstellen einer Gebäudehülle befinden. Solche Aufnahmen sind heute einfach zu machen, das genaue Auswerten der Bilder ist aufwendiger.

Mit dem Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) erhalten Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer eine detaillierte Analyse des energetischen Zustandes und der Effizienz ihres Eigenheims. Der erweiterte GEAK Plus liefert zudem bis zu drei sinnvolle energetische Sanierungsvarianten und listet alle beanspruchbaren Fördergelder auf. www.GEAK.ch

Hilfe zur Selbsthilfe: Mit einer brennenden Kerze lässt sich einfach herausfinden, ob es durch Türen, Fenster oder Schwachstellen im Mauerwerk zieht. Die Flamme flackert dann und biegt sich unter dem Sog.

 

TÜREN

  • Alte Türen dämmen oft unzureichend, ihr Ersatz sollte geprüft werden. Zudem lohnt es sich, die Gummidichtungen alle paar Jahre auszutauschen, denn sie dichten mit der Zeit nicht mehr ausreichend.

  • Briefkastenschlitze an alten Türen sollten dicht verschlossen werden. Durch sie gehen grosse Mengen Wärmeenergie verloren.



HEIZUNG UND WÄRMEVERTEILUNG

  • Egal ob fossil, mit Holz oder mit Wärmepumpe: Heizungen und das Heizsystem müssen regelmässig gewartet werden, damit sie optimal – also mit möglichst
    hoher Energieeffizienz – arbeiten können. Alte Heizungen sollte man nicht vernachlässigen: Auch bei ihnen lässt sich der Energieverbrauch optimieren.

  • In alten Häuser sind frei liegende Warmwasserleitungen für Heizung und Brauchwasser teilweise ungedämmt. Es gehen dadurch erhebliche Mengen Wärmeenergie verloren, dabei lassen sich diese Leitungen einfach und kostengünstig dämmen.

  • Veraltete Ölbrenner sind ineffizient: Neue Brennwertkessel verbrauchen bis zu 40 % weniger Öl als ihre 30-jährigen Vorgänger.

  • Alte Radiatoren sind oft inwendig verkalkt und mit mehreren Farbschichten bestrichen. Beides hemmt des Wärmedurchfluss erheblich, wodurch eine höhere Vorlauftemperatur notwendig wird und der Energieverbrauch der Heizung steigt. In diesem Fall ist der Austausch eines Radiators empfehlenswert. Und ein Tipp: Hinter Heizkörpern lassen sich aluminiumbeschichtete Wandisolierungen anbringen. Sie reduzieren nicht nur den Wärmeabgang durch die Aussenwand, sondern reflektieren die zur Wand abgestrahlte Wäre in den Raum.

  • Heizungspumpen sind ein kleines Detail mit viel Sparpotenzial. Alte Pumpen können bis zu 10 % des Stromverbrauchs in einem Einfamilienhaus ausmachen. Neue, energieeffiziente Modelle verbrauchen etwa 75 % weniger Strom. Ein Ersatz lohnt sich daher in jedem Fall.