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Fenster: Licht soll durch - Wärme nicht

Fensterersatz ist eine Sanierungsmassnahme mit besonders gutem Kosten-Nutzen-Verhältnis – vorausgesetzt, die neuen Fenster weisen eine hohe Energieeffizienz auf.

Text — Raphael Hegglin

 

Ein altes versus ein neues Fenster lässt sich mit T-Shirt und Wollpullover vergleichen: Alte Fenster können punkto Dämmwert mit modernen nicht mithalten. Rund dreimal mehr Energie geht durch ein altes Fenster verloren. Daher kann der Heizwärmebedarf eines Hauses mit neuen Fenstern um bis zu 15 Prozent reduziert werden.

Am meisten Energie lässt sich zwar durch eine Fassadendämmung sparen, sie ist jedoch die teuerste aller Massnahmen. So kam die Empa in einer Untersuchung zum Schluss, dass der Fensterersatz zusammen mit dem Dämmen des Daches und des Kellerbodens das beste Kosten-Nutzenverhältnis ausweist. Es verwundert daher nicht, dass der Fensterersatz eine der beliebtesten Sanierungsmassnahmen ist.

INFO

FENSTER-FACHCHINESISCH

Baufachleute werfen gerne mit wissenschaftlichen Begriffen um sich. Dank der Energieetikette für Fenster sind diese für Laien eher unwichtig geworden. Einige Werte zu kennen, kann jedoch dem tieferen Verständnis dienen:

  • Energieäquivalenter Wert Uw,eq: Er berücksichtigt nicht nur die Wärmeverluste durch ein Fenster, sondern auch die möglichen solaren Wärmegewinne, und gilt heute als wichtigstes Kriterium. Fenster der Energieklasse A haben einen Uw,eq-Wert, der kleiner als 0 ist (Minuszahl).
  • Fenster-Dämmwert UW: Aus dem UW-Wert ist ersichtlich, wie gut das gesamte Fenster (Rahmen und Glas) gegen Wärmeverluste dämmt. Uw-Werte für hochisolierende Fenster liegen unter 1  W/m2K.
  • Glasqualität Ug: Der Wärmedurchgangskoeffizient gibt den Wärmeverlust einer Verglasung an. Je geringer der Wert, desto geringer ist der Wärmeverlust und desto höher die Behaglichkeit (Kaltluftabfall). Gute Werte für Dreifach-Verglasungen mit Gasfüllung erreichen Ug-Werte bis 0,4 W/m2K.


ENERGIEEFFIZIENZ ENTSCHEIDEND

Das Kosten-Nutzen-Verhältnis hängt allerdings von der energetischen Qualität sowie der Lebensdauer der neuen Fenster ab. Als pauschale Grundregel lässt sich sagen, dass nur das beste gut genug ist. Doch wie lässt sich die Qualität neuer Fenster beurteilen? Labels und Zertifikate sorgen für Transparenz:

- Energieetikette für Fenster:
Sie ist das wichtigste Merkmal und zeigt auf, wie gut ein Fenster dämmt, also die Wärme zurückhält. Fenster sind dazu in die Klassen A bis G eingeteilt. Dabei wichtig: Die Energieetikette berücksichtigt nicht nur den Energieverlust – oder genauer gesagt den Wärmedurchlass – durchs Fensterglas, sondern jenen durch den Rahmen ebenfalls. Somit wird die gesamte Fensterkonstruktion bewertet, was eine realistische Vergleichsbasis ermöglicht. Denn: Noch immer gibt es Firmen, die nur die Dämmwerte des Fensterglases angeben und so Zahlen beschönigen. Dies ist vor allem im Sanierungsbereich der Fall. Doch mit einer neuen Verglasung bleibt der Spareffekt bescheiden, wenn immer noch viel Wärme über den alten Rahmen verloren geht. Mit Fenstern der A-Klasse ist selbst im Winter ein Energiegewinn möglich: Dies, wenn der Wärmeeintrag durch Sonnenlicht grösser ist als der Wärmeverlust (Siehe Infobox «Solarer Wärmegewinn»). 

- Minergie-Modul Fenster:
Hier kommen die strengen Anforderungen von Minergie dazu. Solche Fenster werden auch im Zusammenspiel mit anderen Bauteilen betrachtet, das gesamte System muss funktionieren. Bauen mit Minergie-Modulen erleichtern die anschliessende Minergie-Zertifizierung, da nicht alle Bauteile neu gerechnet werden müssen.

- FSC-Zertifikat:
Das Label der Non-Profit-Organisation Forest Stewardship Council kennzeichnet Holz, das aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammt. Holz- und Holzmetallfenster können mit dem FSC-Zertifikat gekennzeichnet sein.

- Materialzertifikate für Kunststoff- und Aluminium-Fenster: 
Offiziell anerkannte Labels gibt es momentan nicht. Doch belegen zahlreiche Untersuchungen, dass auch mit diesen  Kunstsoff (genauer Polyvinylchlorid, also PVC) und Aluminium eine umweltverträgliche Fensterproduktion möglich ist. Insbesondere bei Kunststoff-Fenstern sollte man jedoch auf die Herkunft achten. Denn die Produktion von PVC ist technisch anspruchsvoll. Geschieht sie nicht fachgerecht, können dabei giftige Schadstoffe entstehen. Produktions-Standards in der Schweiz und der EU garantieren, dass die PVC-Produktion umweltverträglich erfolgt.

INFO

SOLARER WÄRMEGEWINN

Sonnenlicht besteht aus elektromagnetischer Strahlung unterschiedlicher Wellenlänge. Das Spektrum reicht von ultravioletter Strahlung (= Sonnenbrand, wenn man nicht aufpasst) über sichtbares Licht (= Farben) bis zur Infrarot-Strahlung (= Wärmestrahlung). Tritt also Sonnenlicht durch ein Fenster, dann gelangt auch Wärmestrahlung in einen Raum. Sie erwärmt die Wände, den Boden und die Möbel, der Raum erwärmt sich. Im Sommer ist dies unerwünscht, weshalb Häuser einen wirksamen Sonnenschutz benötigen. Im Winter hingegen kann der solare Wärmegewinn die Heizrechnung spürbar senken. Möglich ist dies jedoch nur mit energieeffizienten Fenstern. Sie lassen Sonnenstrahlung hinein und verhindern gleichzeitig, dass die gewonnene Wärme wieder nach aussen entweichen kann. Dazu notwendig ist neben hohen Dämmwerten eine Wärmeschutzbeschichtung. Sie lässt Wärmestrahlung nur in eine Richtung – von draussen nach drinnen – passieren und ist bei neuen Fenstern Standard.