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Fenster ersetzen: wann und wie?

Je besser einzelne Massnahmen auf eine Gesamtsanierung abgestimmt sind, desto günstiger kommen sie – langfristig betrachtet. Das gilt auch für Fenster.

Text — Raphael Hegglin

 

Fenster haben eine Lebensdauer von etwa 25 Jahren. Je nach Materialqualität und Pflege können sie wesentlich länger halten: Über 40 Jahre alte Fenster sind in der Schweiz nicht selten. Doch ist es sinnvoll, die Lebensdauer von Bauteilen bis aufs Letzte auszureizen?

Bei Fenstern, die vor 1995 eingebaut wurden, lohnt sich der Ersatz meist nicht nur für die Umwelt, sondern langfristig betrachtet auch monetär. Um maximal wirken zu können, muss ein Fensterersatz jedoch in ein fachgerechtes Sanierungskonzept eingebettet sein. Dieses besteht fast immer aus einer etappenweisen Sanierung, verteilt auf mehrere Jahre. Die immer noch oft propagierte Gesamtsanierung – alles auf einen Schlag – scheitert in Realität meist an den finanziellen Mitteln. Und oft auch daran, dass die Bauherrschaft während der Sanierungsarbeiten in ihrem Haus bleiben möchte.

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RC1: mindestens vier Schliesszapfen

 

 

 

 

 

RC2 N: zusätzliche Schliesszapfen erhöhen Sicherheit

 

 

 

 

 

RC2: Sicherheitsglas schützt auch die Verglasung.

 

 

 

 

 


ZUERST HEIZWÄRMEBEDARF SENKEN

Grundsätzlich kommt der Ersatz eines Bauteils oder einer Heizung dann am günstigsten, wenn ihr Ersatz unumgänglich geworden ist. Die Mehrkosten für besonders energieeffizientes Produkte amortisieren sich in diesem Fall fast immer durch gesenkte Energiekosten.

Doch der alleinige Fokus auf die Sanierungskosten und die daraus resultierende Energieersparnis greift zu kurz. So kann der Ersatz eines Bauteils bei später folgenden Sanierungsschritten höhere Effizienz ermöglichen und bringt damit einen Zusatznutzen. Ein oft genanntes Beispiel ist die Dämmung der Aussenhülle, die – begleitet vom Fensterersatz – idealerweise vor dem Heizungsersatz erfolgt: Der dadurch gesenkte Heizwärmebedarf ermöglicht es, auf ein maximal energieeffizientes Heizsystem zu wechseln.

Ein Klassiker ist der Einbau einer Fussbodenheizung in Kombination mit einer Wärmepumpe. Letztere arbeitet umso effizienter, je niedriger die Vorlauftemperatur (Temperatur des Heizungswassers) sein muss – was eben eine starke Wärmedämmung erforderlich macht.

 

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SCHUTZ VOR EINBRUCH UND LÄRM

Neue Fenster schützen vor Einbruch und Lärm. Gerade in Sachen Einbrecher ist dies besonders wichtig. Denn die Mehrzahl aller Einbrüche erfolgt durch die Fenster. Grund dafür sind zu wenige Schliesspunkte: Alte Fenster sind oft mit nur einem oder zwei ausgestattet. Diese Fenster lassen sich in weniger als einer Minute mit einem simplen Schraubenzieher aufhebeln. Für einen wirksamen Einbruchschutz sind neue Fenster mit mindestens vier Schliesszapfen versehen, an leicht zugänglichen Stellen wie im Parterre oder auf Terrassen sollten es noch mehr sein. Ebenfalls Standard sind heute abschliessbare Fenstergriffe. Ist noch mehr Schutz erwünscht, wählt man Fensterscheiben mit einbruchhemmendem Verbundsicherheitsglas (VSG).

Nicht nur punkto Einbruch bilden Fenster oft einen Schwachpunkt: Auch Lärm dringt durch sie ins Haus. Eine alte Zweifachverglasung reduziert Aussenlärm um etwa 30 dB, eine alte Einfachverglasung gerade einmal um 20 dB – viel zu wenig an lauten Strassen und anderen lärmigen Orten. Moderne Schallschutzfenster vermindern den Lärm hingegen um bis zu 39 dB. Wichtig: Die Faustformel besagt, dass 10 dB Unterschied etwa als doppelte bzw. halbe Lautstärke wahrgenommen wird, denn Schall ist keine lineare, sondern eine logarithmische Grösse. Moderne Schallschutzfenster können den subjektiv empfundenen Lärm daher um über 75 % senken.


MAN GELANGT AUCH PRAGMATISCH ANS ZIEL

Es kommt schon fast einer Gesamtsanierung gleich: Wer in einem Aufwasch die Aussenhülle dämmen und die Fenster ersetzen lässt, muss hohe Investitionen tätigen. Meist möchte man daher feiner aufteilen und beginnt dann sinnvollerweise mit der Sanierung oder dem Ersatz der alten Fenster – vor dem Heizungsersatz.

Die daraus resultierende Heizkostenersparnis ist nicht der einzige Pluspunkt aus dem Fensterersatz: Die neuen Fenster ermöglichen eine kleiner dimensionierte und ebenfalls effizientere Heizung. Eventuell ist nun sogar der Einbau einer Fussbodenheizung möglich, zumindest aber der Ersatz der alten Radiatoren durch effizientere Niedertemperatur-Heizkörper. So sinkt der Heizwärmebedarf eines Hauses zusätzlich, was in diesem Beispiel erst die neuen Fenster ermöglichten.

INFO

BEKOMME ICH FÜR NEUE FENSTER FÖRDERGELDER?

Der Ersatz alter Fenster wird in der Schweiz nicht mehr als Einzelmassnahme gefördert. Im Rahmen einer Gesamtsanierung sind Fördergelder für neue Fenster in manchen Kantonen jedoch möglich. Mehr Infos unter: www.energiefranken.ch