Biodiversität im Garten

Klar mag es niemand, wenn sich Schnecken an seinem Gemüse gütlich tun. Jedoch haben die mehrheitlich ungeliebten Tiere durchaus ihre Berechtigung, tragen sie doch auch zu mehr Biodiversität im Garten bei.

Text und Fotos — Brigitt Buser

 

ÜBER 250 SCHNECKENARTEN…

...gibt es in der Schweiz und nur gerade drei treten in Gärten als Schädlinge auf. Dazu gehört die Spanische Wegschnecke, die Ackerschnecke und die Gartenwegschnecke. Bei allen drei handelt es sich um Nacktschnecken, die kein Haus auf ihrem Rücken tragen. Wie fast alle anderen Schneckenarten befreien sie unsere Gärten von abgestorbenem Pflanzenmaterial und Katzenkot. Dabei raspeln sie mit ihrer Raspelzunge die Nahrung ab. Ist kein totes Material mehr vorhanden, wandern die Schnecken aber nicht in den Nachbargarten, sondern tun sich an Gemüse oder Zierpflanzen gütlich. Bevor dies jedoch geschieht, muss für Gegenspieler gesorgt werden. Die spektakulärsten sind die Glühwürmchen. Zu diesen gehört der grosse Leuchtkäfer, übrigens von Pro Natura zum Tier des Jahres 2019 gekürt.

Die Spanische Wegschnecke säubert unsere Gärten von abgestorbenem Pflanzenmaterial. Kröten lieben Schnecken über alles. Wo es Schnecken und Schlupfwinkel im Garten hat, sind auch Blindschleichen nicht weit.

SCHNECKENFRESSENDE NÜTZLINGE

Um den grossen Leuchtkäfer in unseren Gärten anzusiedeln, müssen drei Voraussetzungen gewährleistet sein: In erster Linie natürlich Schnecken, denn die krokodilähnlichen Leuchtkäfer-Larven jagen diese. Weiterhin sind vielfältige, giftfreie Kleinstlebensräume wie offene Stellen, schattige Plätzchen und feuchte Verstecke wichtig. Schlussendlich benötigt das in Sommernächten leuchtende Weibchen Dunkelheit, denn wo die Nacht durch Kunstlicht zum Tag wird, leuchtet dieses vergeblich, da es von den Männchen schlichtweg nicht gefunden wird.

Die effizientesten Schneckenfresser sind aber Igel, Blindschleichen, Kröten, Laufkäfer und Vögel. Singdrosseln beispielsweise bringen die hellgelb, schwarz gebänderte Bänderschnecke, deren Häuschen einen Durchmesser von ca. 1.5 cm aufweisen, auf einen Baum, wo sie das Häuschen aufhacken und den Inhalt herauspicken. Kleinste Häuschenschnecken sind zudem Kalklieferanten für Vögel, da sie mit ihrem Haus gefressen werden.

Unter ausgelegten Brettchen im Weg des Gemüsegartens lauern Schneckenjäger wie Laufkäfer.

STRUKTURREICHE BEREICHE

All diese Nützlinge sorgen dafür, dass das Ökosystem in unserm Garten stabil bleibt und daher Schnecken kaum Überhand nehmen. Damit sich die Schneckenfeinde im Garten wohl fühlen, benötigen sie jedoch ungestörte, strukturreiche Bereiche, wie Gewässer, Trockenmauern, Asthaufen und Insektenhotels, in die sie sich zurückziehen, vermehren und überwintern können. Glücklich schätzen kann sich zudem, wer weitere, naturnahe Gärten in der Nachbarschaft hat. Zwar gibt es hier ebenfalls Schnecken, jedoch sicherlich mehr Schneckenfeinde, die gerne Einzug in einen strukturreichen Garten halten.