Dachsanierung: Ablauf und Kosten
Durchschnittlich hält ein Dach ca. 35 Jahre – spätestens dann sollte saniert werden. Die Gelegenheit, um den lange geplanten Dachausbau zu realisieren.
Text — Thomas Bürgisser
EIN HAUSDACH MUSS EINIGES AUSHALTEN
Sonne, Regen, Sturm, Schnee, Temperaturschwankungen... Zwar ist die Konstruktion darauf ausgelegt. «Kleinere Schäden aber sind immer möglich», sagt Hans-Peter Steffen von Widmer Bedachungen in Adliswil. «Immer mehr Hausbesitzer schliessen deshalb einen Wartungsvertrag zur jährlichen Kontrolle des Daches ab, inklusive Reinigung der Regenrinnen, oft im Frühling oder Spätherbst.» Ein kleiner Aufwand, der sich lohnt. Denn ein kleines Leck im Dach fällt manchmal lange nicht auf. Wenn zum Beispiel eine Gipsdecke den freien Blick auf die Dachkonstruktion von innen versperrt. «Dringt dann ein wenig Wasser über einen defekten Dachziegel in den Zwischenraum ein, kann dies die Dachbalken angreifen oder zu Schimmel führen. Da kommt es günstiger, wenn der Schaden frühzeitig erkannt wird», so der Vize-Präsident des Verbandes Dachdecker und Kaminfegermeister am Zürichsee.
Bei einer Dachsanierung werden nicht nur die Ziegel kontrolliert, gereinigt und bei Bedarf ersetzt, auch die Dachkonstruktion wird überprüft, beispielsweise, ob morsche Balken vorhanden sind.
INKLUSIVE DACHDÄMMUNG
Etwa alle 35 Jahre muss aber so oder so saniert werden. Dies sei die durchschnittliche Lebensdauer eines Hausdaches, erklärt Hans-Peter Steffen. Bei einer Sanierung wird das Dach abgedeckt, und die Ziegel werden gereinigt, ausgebessert oder je nach Qualität gleich ganz ausgetauscht. «Bei günstigen Ziegeln lohnt sich die Aufbereitung meist nicht mehr, da kommt ein Austausch günstiger. Anders sieht es beispielsweise bei handgemachten Bieberschwanzziegeln aus.» Gleichzeitig wird auch die Dachkonstruktion überprüft, beispielsweise, ob morsche Dachbalken ersetzt werden müssten.
ZWISCHEN 15 UND 20 PROZENT DER WÄRME IM HAUS ENTWEICHT ÜBER EIN UNGEDÄMMTES DACH
Zwei Wochen dauert eine durchschnittliche Dachsanierung und kostet rund 250 Franken pro Quadratmeter, rechnet Hans-Peter Steffen vor. «Ein Teil dieser Kosten ist auf den Gerüstbau zurückzuführen, sowie auch beispielsweise auf benötigte Mulden oder andere Installationen.» Entsprechend empfiehlt der Dachdecker, sich gut zu überlegen, ob nicht gleich weitere Arbeiten am Haus damit verbunden werden könnten, wie etwa ein Neuanstrich der Wände. Oder die Dämmung der Gebäudehülle, inklusive Dach. Zwischen 15 und 20 Prozent der Wärme in einem Haus entweicht über ein ungedämmtes Dach, schätzen Experten. Entsprechend schnell lohnen sich die Zusatzkosten für eine Dämmung. Hinzu kommt in den meisten Fällen die Unterstützung durch Förderprogramme. Diese gilt es auf jeden Fall frühzeitig abzuklären, da die meisten Projekte für eine Förderung noch vor Baubeginn gemeldet werden müssen. Zudem sollte man sich im Voraus bei der Gemeinde erkundigen, ob für das jeweilige Projekt eine Baueingabe nötig ist.
INFO
SPEZIALFALL FLACHDACH
Noch wichtiger als bei Steildächern ist die regelmässige Kontrolle bei Flachdächern. Diese müssen meist auch häufiger saniert werden. Denn schon kleine Schäden können hier teure Reparaturen nach sich ziehen, zum Beispiel bei kleinen Rissen in Kombination mit schlecht abfliessendem Wasser. Bei einer Flachdachsanierung wird deshalb vor allem auf die funktionierende Entwässerung des Daches sowie auf den Schutz vor eindringender Feuchtigkeit geachtet, der vielleicht ersetzt oder ergänzt werden muss. Ein Tipp: Wird das Flachdach neu gedämmt, lässt sich auch gleich das erforderliche minime Gefälle einbringen, falls dieses aus irgendeinem Grund noch nicht vorhanden ist. So fliesst das Wasser zukünftig noch besser ab.
DER NEUE WOHNRAUM
«Die Dämmung des Daches muss aber nur gemacht werden, wenn man den Raum später auch als Wohnraum nutzen möchte», sagt Hans-Peter Steffen. Ansonsten komme die Dämmung des Estrichbodens günstiger. «Hat man aber ohnehin einen Ausbau des Dachstockes im Kopf, sollte dieser Gedanke unbedingt in die Dachsanierung miteinfliessen.» So lohnt es sich in diesem Fall beispielsweise, auch gleich die Dachfenster einzubauen, um spätere Zusatzkosten oder Qualitätseinbussen zu umgehen. Dies können einfache Schwing- oder Klappflügelfenster sein. Oder dann Cabrio-Fenster, die dank ausklappbarem Geländer sogar einen Minibalkon bieten. Und natürlich sind auch für eine Lukarne gleich die richtigen Leute vor Ort. So kann das notwendige Übel einer Dachsanierung schnell zur Realisierung eines schon lange geplanten Projektes werden, mit einem lichtdurchfluteten Wohnraum als willkommener Zusatzgewinn.