Foto: Velux Schweiz AG

Generationenwechsel im Haus

Sobald klar ist, dass eines Tages die nächste Familiengeneration ins Eigenheim einzieht, sollte dies Teil der Unterhaltsplanung sein. Am besten schon Jahre im Voraus.

Text — Thomas Bürgisser

 

Es ist nicht einfach, das Eigenheim eines Tages für immer zu verlassen. Umso schöner, wenn nach einem die eigenen Kinder einziehen und das Haus in der Familie bleibt. Das hat nicht nur emotionale Vorteile. Sondern auch ganz praktische. Denn während sich vor dem Verkauf an Fremde längst nicht mehr jede Investition lohnt (siehe Experteninterview), sieht das bei einem innerfamiliären Generationenwechsel anders aus. Dies beginnt nur schon im Kleinen. Zwar erzielen auch auf dem freien Markt gut unterhaltene Häuser die besten Preise. Manchmal aber fehlt im Alter schlicht die Energie oder das Geld für stete Renovationen. Umso besser, wenn die nächste Generation frühzeitig miteinbezogen wird, vielleicht sogar finanziell. Schliesslich kommt eine regelmässige Instandhaltung günstiger, als wenn das Haus später grundsaniert werden muss.

 


GRÖSSERER ANLAGEHORIZONT

Idealerweise wird aber nicht nur kurzfristig, sondern über Jahre im Voraus geplant. So lohnt es sich zum Beispiel, mit den Kindern frühzeitig das Heizsystem zu thematisieren. Viele Hausbesitzer scheuen hier die Kosten eines Systemwechsels. Ist aber schon heute klar, dass das Haus in der Familie bleibt, erweitert sich der Anlagehorizont. Liebäugelt der Nachwuchs zum Beispiel mit einer Erdsonden Wärmepumpe, wechselt man besser heute schon, anstatt nochmals fünf Jahre auf den veralteten, ineffizienten Brenner zu setzen. Oder gar einen neuen einzubauen, der dann wieder bis zu dreissig Jahre hält.

DER EXPERTE

Ruedi Tanner,
Präsident Schweizerische
Maklerkammer SMK

VERKAUF STATT GENERATIONENWECHSEL: HIER LOHNEN SICH SANIERUNGEN TROTZDEM

 

Ruedi Tanner, aus Ihrer Erfahrung: Lohnt es sich, ein Haus nochmals zu sanieren, wenn sich in den nächsten zehn Jahren ein Verkauf auf dem freien Markt abzeichnet?
Die Frage ist, wie umfangreich und dringend die Sanierungen sind. Könnten Gebäudehülle oder Haustechnik ohne Sanierung zusätzlichen Schaden nehmen, sind Arbeiten unumgänglich. Die Investitionen werden dann aber bei einer Verkehrswertermittlung respektive Kaufpreisfindung auch berücksichtigt. Dies gilt in der Regel auch für energetische Massnahmen. Allgemein ist weniger aber oft mehr.

Inwiefern?
Zum einen bringt es nichts, noch schnell mit einer günstigen Lösung die Haustechnik flicken zu wollen. Das ist nicht vertrauensfördernd. Und auch bei den energetischen Massnahmen gilt: Wenn schon, dann richtig, nachhaltig und energetisch durchdacht. Durch die vielen Fachmessen- und Berichte sind heutige Interessenten in dieser Hinsicht auch sensibilisiert. Gleichzeitig können sie aber oftmals den preislichen Rahmen nicht einordnen und schätzen dann ein Haus schlechter ein, als es wirklich ist.

Wie sieht es beim Innenausbau aus?
Bei Wänden, Böden, Decken, Türen, Küche und Nasszellen muss berücksichtigt werden, dass die Individualität im Schweizer Eigenheim gross geschrieben wird und die Wertigkeit entsprechend individuell ist. Entsprechend sind auch persönliche, teure Ausbauwünsche fehl am Platz. Es hilft aber, wenn die Liegenschaft zumindest einen gepflegten Eindruck macht, ausser es handelt sich um eine zu sanierende Liegenschaft. Interessenten brauchen auch ein gutes Gefühl.


PAKETE SCHNÜREN

Allgemein steht bei der Planung des Generationenwechsels die Lebensdauer von Bauteilen (siehe Checkliste) im Zentrum. Im Grundsatz gilt: Bei all jenen Bereichen, die nur alle paar Jahrzehnte angegangen werden, sollte gerechnet und diskutiert werden, welche Pakete sich allenfalls schnüren lassen. Eine Fassadenverkleidung etwa hält je nach Material dreissig bis fünfzig Jahre. Oder auch das Dach wird innerhalb einer Generation oft nur einmal angegangen. Bei beiden denkt man bei einer Sanierung
deshalb am besten auch gleich an die Zukunft und verbessert die Dämmung. Idealerweise nimmt man sogar gleich alles zusammen: Oft werden vollumfängliche energetische Sanierungen mit höheren Beiträgen gefördert.

 

CHECKLISTE

LEBENSDAUER VON BAUTEILEN
(UND WAS SICH BEI DEREN SANIERUNG VIELLEICHT KOMBINIEREN LÄSST)

  • Fassadenverkleidung: 30–50 Jahre (Dämmung der Gebäudehülle, Solarpanels, Fenster, Lüftungskonzept, Garten)

  • Ziegeldach: 40–60 Jahre (Dämmung, Solarpanels, thermische Solaranlage, Lukarne,
    Kamin)

  • Flachdach: 20–60 Jahre (Dämmung, Solarpanels, thermische Solaranlage, Lukarne, Kamin)

  • Fenster/Aussentüren: 30–40 Jahre (Einbruchsicherung, Dämmung, Lüftungskonzept, Beschattung)

  • Parkett-, Keramik-, Natursteinboden: 30–50 Jahre (Bodenheizung, Leitungen, Trittschalldämmung)

  • Küche: 25–35 Jahre (elektrische Verteilung, Wasser- und Abwasserleitungen, Gerätschaften, Grundrissänderungen)

  • Badezimmer: 35–50 Jahre (Wasser- und Abwasserleitungen, Warmwasseraufbereitung, Schalldämmung)

  • Heizung: 20–30 Jahre (Systemwechsel, Warmwasseraufbereitung, Wärmeverteilung, Dämmung, Hobbyraum)


VERWANDTSCHAFT MOTIVIERT

Ein ähnliches Bild zeigt sich im Innern des Hauses. Wenn zehn Jahre vor einer Hausübergabe der Parkettboden ausgewechselt wird, ist das die günstigste Gelegenheit für eine Bodenheizung – immerhin hält guter Parkett anschliessend wieder bis zu fünfzig Jahre. Und im Rahmen einer Badezimmer- oder Küchen-Renovation sollten die Wasserleitungen und die Stromversorgung auch gleich überprüft werden. Das gehört zwar ohnehin dazu, unabhängig davon, an wen das Haus später geht. Doch wer weiss, dass die eigene Verwandtschaft einzieht, nimmt sich dies wohl noch etwas mehr zu Herzen.

 

INFO

BEI ALTERSVORRICHTUNGEN DEN RÜCKBAU BEDENKEN

Wer möglichst lange in seinem Eigenheim bleiben möchte, ist früher oder später wohl auch auf manche Vorrichtung fürs Alter angewiesen. Vorrichtungen, die spätestens beim Generationenwechsel aber wieder raus sollen. Clever deshalb, wer Altersvorrichtungen so einbaut, dass sie später ohne bleibende Schäden wieder zurückgebaut werden können. So werden zur Befestigung von Treppen- oder Plattformliften beispielsweise oft Stufen oder Wände angebohrt. Damit bei einem späteren Ausbau keine Löcher zurückbleiben, gibt es aber auch Klemmbefestigungen. Auch bei der sogenannten Harfenbefestigung bleibt die Treppe komplett erhalten: Die Stützen für die Fahrbahn werden am Geländer befestigt und auf den Stufen lediglich abgestützt. Welche Befestigung wo möglich ist, weiss der Profi.


HAUSBESITZER ENTSCHEIDET

Wie weit der Miteinbezug der nächsten Generation schlussendlich aber geht, ist jedem selber überlassen. Besonders nett ist natürlich, wer die Kinder auch gleich beim Design der Küche, des Badezimmers oder des Bodenbelages mitreden lässt. Zumindest soweit, damit nach zehn Jahren nicht alles wieder rausgerissen werden muss. Ganz alle Kompromisse sollte man aber dann doch nicht eingehen, das letzte Wort gehört den aktuellen Hausbesitzern. Schliesslich will man sich ja auch die letzten paar Jahre im Familienzuhause noch so wohl fühlen wie die vielen Jahrzehnte zuvor.

 

Foto: iStock.com

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