Lebensdauer einzelner Bauteile
Auch ein Haus hat ein Ablaufdatum. Unterhält man es hingegen laufend, kann es fast unbegrenzt alt werden.
Text — Raphael Hegglin
Es ist das älteste, permanent bewohnte Haus der Welt: Seit über 1000 Jahren steht die Königsfarm auf einer Färöer-Insel und bietet Bauernfamilien ein warmes Zuhause. Warum konnte dieses Haus so alt werden, während andere Gebäude bereits nach 60 Jahren wieder abgerissen werden? Bauqualität und hochwertige Materialien sind der eine Grund, laufender Unterhalt der andere. Wer sein Haus alt werden lassen möchte, muss die Lebensdauer seiner Bauteile kennen und deren Ersatz frühzeitig planen. Denn je regelmässiger die Instandhaltung eines Hauses erfolgt, desto länger lässt es sich nutzen.
HEIZUNGSERSATZ BEREITS NACH 15 JAHREN PLANEN
Etwa alle 10 bis 15 Jahren sind bei einem Haus kleinere Renovationen erforderlich. So müssen zum Beispiel Wände neu gestrichen oder Haushaltsgeräte wie Kühlschrank oder Geschirrspüler ersetzt werden. Teilerneuerungen werden nach 20 bis 30 Jahren notwendig. Einen grossen – und unumgänglichen – Posten stellt dabei der Ersatz der Heizung dar. Er sollte frühzeitig geplant werden, denn der Wechsel auf ein anderes Heizsystem erfordert Vorbereitungsarbeiten wie neue Anschlüsse oder den Einbau einer Fussbodenheizung. Fachleute empfehlen daher, den Heizungsersatz bereits zu planen, wenn die Heizung ihr 15. Lebensjahr erreicht.
TIEFGREIFEND VERÄNDERN
Nach 40 bis 60 Jahren muss man ein Haus schliesslich umfassend sanieren. Dies beinhaltet die Gebäudehülle – Dach, Aussenwände und Fenster – und oft auch die Wasserleitungen. Die umfassende Gebäudesanierung hat sich in den letzten Jahren radikal gewandelt: Neu reicht der gleichwertige Ersatz eines Bauteils nicht mehr aus, sondern es soll sich zusätzlich die Energieeffizienz verbessern.
Während es früher zum Beispiel reichte, die Fassade neu zu verputzen, muss diese heute zusätzlich gedämmt werden. Eine umfassende Gebäudesanierung bedeutet heute also eine energetische Erneuerung. Ein Haus wird so baulich stark verändert, es ist danach nicht mehr dasselbe wie vorher.
INFO
DIE GRAUE ENERGIE SPRICHT FÜR ALTBAUTEN
Es ist eine Binsenwahrheit: Die Wegwerfmentalität ist nicht gut für unsere Umwelt. Doch dass dies auch für Häuser gilt, wird zu wenig anerkannt. Denn oft wird nur der Heizwärmebedarf von Gebäuden miteinander verglichen. Dann schneiden Altbauten im Vergleich zu Neubauten fast immer schlechter ab – selbst wenn sie aufwendig energetisch saniert wurden. Nur: In jedem Gebäude stecken grosse Mengen an grauer Energie. Das ist jene Energie, die für die Herstellung und den Transport der Baumaterialen und für das Errichten des Gebäudes erforderlich sind. Bei einem Ersatzneubau kommt zusätzlich die Energie für den Abriss und die Entsorgung dazu. Diese Menge an grauer Energie ist bei einem Ersatzneubau so hoch, dass sie den Effekt seiner besseren Energieeffizienz nicht selten zunichte macht. Das bedeutet: Oft ist ein energetisch sanierter Altbau umweltfreundlicher als ein Ersatzneubau – selbst wenn letzterer im Betrieb weniger Energie benötigt.