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Vorräte lagern: So geht's

Was für unsere Eltern und Grosseltern noch selbstverständlich war, wird in Zeiten von Tankstellenshops und XXL-Gefrierschränken gern vergessen: der Vorratskeller.

Text — Tanja Hegglin

 

BUCHSTÄBLICH EXISTENZIELL

Der Vorratskeller mag in Zeiten von Kühl- und Gefrierschrank altmodisch anmuten. Wozu Vorräte, wenn gefühlt an jeder Ecke ein Supermarkt steht? Dabei ist Vorrat, der bei einem Stromausfall nicht innert wenigen Tagen verdirbt, buchstäblich existenziell – auch heutzutage. Man muss nicht Weltuntergangsfantasien haben, um sich für einen Notfall zu wappnen: So ist die Gefahr eines Stromausfalls – der sogar mehrere Tage dauern kann – und je nach Region auch von Naturkatastrophen durchaus real. Wir sind heute komplett auf Strom angewiesen: Fällt dieser grossflächig aus, versiegt auch bald das Wasser aus den Leitungen. Die Lebensmittel aus Kühl- und Gefrierschrank verderben im Sommerhalbjahr rasch, und Herd und Backofen sind nicht zu gebrauchen. Mit einer gut bestückten Speisekammer ist man für solche Situationen gewappnet. Doch auch im Alltag können Vorräte hilfreich sein: zum Beispiel, wenn man krank im Bett liegt oder am Samstagabend müde aus den Ferien zurückkehrt.

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Frische Waren lassen sich durch richtige Lagerung, Einmachen, Dörren oder
Vakuumieren länger aufbewahren.

ROTIEREN ODER BUNKERN

Was gehört in den Vorratskeller? Als Richtlinie dienen die Empfehlungen des Bundes (siehe «Notvorrat»). Diese Liste kann man ruhig an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Grundsätzlich wird empfohlen, den Notvorrat laufend zu verzehren und immer wieder aufzufüllen – so muss man nach ein paar Jahren nicht plötzlich alles wegwerfen und ersetzen. Ein solcher «rotierender Vorrat» besteht aus lange haltbaren Lebensmitteln, die man auch sonst gerne verzehrt: zum Beispiel Teigwaren, Reis, Honig und Konservengerichte. Wer (zusätzlich) einen Langzeit-Notvorrat möchte, ohne sich darum zu kümmern, kann auch gefriergetrocknete bzw. dehydrierte Mahlzeiten bunkern. Diese gibt es in speziellen Shops zu kaufen (zum Beispiel notvorrat24.ch oder sichersatt.ch) – haben allerdings ihren Preis. Dafür halten diese Lebensmittel jahrzehntelang und lassen sich ganz einfach mit warmen Wasser auf dem Notkocher zubereiten.

WIE LANGE SIND LEBENSMITTEL HALTBAR?

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Heutzutage ist Joghurt an einem Tag noch geniessbar und am nächsten schon giftig: Dieser Spruch ist eine Anspielung darauf, dass heute zu viel weggeworfen wird. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist lediglich ein grober Anhaltspunkt, bis wann etwas bedenkenlos konsumiert werden darf. In der Regel ist ein Lebensmittel aber länger haltbar. Dabei kann man sich auf die eigenen Sinne verlassen: Aussehen, Geruch und Konstistenz verraten viel über den Zustand eines Produkts. Auf Nummer sicher gehen sollte man bei Fisch und Fleisch; hier können verdorbene Produkte Lebensmittelvergiftungen verursachen. Eier lassen sich mit dem Wassertest prüfen: Sinkt das Ei nach unten, ist es noch frisch. Schwebende Eier sollte man hingegen nur noch hart gekocht oder zum Backen verwenden. Weitere Informationen: www.ages.at/themen/lebensmittelsicherheit/haltbarkeit

WASSER: PET ODER GLAS?

Das Rotationsprinzip gilt übrigens auch für Wasser in PET-Flaschen. Zwar sollte auch lange gelagertes Wasser nicht ungeniessbar werden, doch aus Kunststoff lösen sich mit der Zeit Stoffe, die den Geschmack verändern und möglicherweise – darüber streiten sich die Experten noch – negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Ideale Wasserbehälter für den Langzeitvorrat sind deshalb Glasflaschen; sie lassen sich im Getränkehandel bestellen. Damit entfällt auch gleich das Schleppen: Schliesslich wird pro Person mindestens neun Liter Wasser als Vorrat empfohlen.


 

IDEALE LAGERBEDINGUNGEN

Ein gut sortierter Vorratskeller beruhigt nicht nur, sondern hilft auch, Geld zu sparen. Denn gerade Nonfood-Artikel werden regelmässig zu reduzierten Preisen angeboten. Ob Waschmittel, Shampoo oder Haushaltspapier: Es lohnt sich, teure Artikel in Aktionen zu kaufen. Hausbesitzer sind dabei meist im Vorteil: Sie haben Platz und können ihre Speisekammer nach eigenen Bedürfnissen einrichten. Lebensmittel – auch lange haltbare – sollten an einem möglichst kühlen (unter 20 Grad Celsius), trockenen Ort ohne direktes Sonnenlicht aufbewahrt werden. Daher eignet sich der Keller am besten, um Vorräte zu lagern.

CHECKLISTE

EMPFEHLUNGEN DES BUNDES

Trinkwasser: 9 Liter Wasser pro Person, evtl. weitere Getränke

Lebensmittel für rund 1 Woche: Zum Beispiel Reis, Teigwaren, Öl, Fertiggerichte, Salz, Zucker, Kaffee, Tee, Dörrfrüchte, Müesli, Zwieback, Schokolade, UHT-Milch, Hartkäse, Trockenfleisch, Konserven, Futter für Haustiere.

Verbrauchsgüter: Batteriebetriebenes Radio, Taschenlampe, Ersatzbatterien, Kerzen, Streichhölzer/ Feuerzeug, Gaskocher.

Hausspotheke/Hygiene: Seife, WC-Papier, Desinfektionsmittel, Hygienemasken/Einweghandschuhe, Medikamente.

ÄPFEL SEPARAT LAGERN

Damit sie im Keller nicht einfach vergessen gehen, sollten Lebensmittel gut zugänglich und sinnvoll in Regalen geordnet sein. In Naturkellern von älteren Häusern steht oft noch eine Obst- und Gemüsehorde. Hier lässt sich die Ernte aus dem eigenen Garten – aber auch der Grosseinkauf – perfekt lagern. Durch die Bauart ist eine gute Luftzirkulation gewährleistet. Äpfel sollten separat gelagert werden, da sie die Reifung anderer Früchte und Gemüse beschleunigen.

 

VORRAT AUS DEM EIGENEN GARTEN

Wer gerne kocht, kann einen Teil der Ernte noch haltbarer machen: Geeignete Verfahren dafür sind Dörren, Einmachen oder Vakuumieren (siehe auch Expertentipp). So stockt man den Vorratskeller mit nährstoffreichen und leckeren Lebensmitteln auf – und nichts schmeckt bekanntlich besser als Selbstgemachtes aus dem eigenen Garten.

DIE EXPERTIN


Carole Bickel, Junior
Product Manager Fust

VAKUUMIEREN HÄLT LEBENSMITTEL FRISCH

Beim Vakuumieren wird ein nahezu luftleerer Raum erzeugt. Sauerstoff fördert die Vermehrung von Mikroorganismen, und diese wiederum beschleunigen den Verfall von Lebensmitteln. Durch das Vakuum wird die Vermehrung von Bakterien verhindert; so sind Lebensmittel bis zu viermal länger haltbar.
Was lässt sich alles vakuumieren? Hochwertige Geräte können trockene sowie flüssige Lebensmittel wie z.B. Suppen, Marinaden, Saucen, Eintöpfe vakuumieren. Aber auch Sammelobjekte wie Münzen oder die Campingausrüstung, die nicht nass werden darf, z.B. Streichhölzer, Medikamente.
Qualitativ gute Vakuumierbeutel sind übrigens BPA-frei, d.h. ohne Weichmacher.
Weitere Infos zum Thema Vakuumieren: https://goo.gl/mR2TGf