So geht entsorgen

Ob Altglas, Batterien oder Pet: Die meisten Haushalte sammeln Wertstoffe – die Umwelt dankt. Doch die private Recycling-Organisation lässt sich oft noch optimieren.

Text — Tanja Hegglin

 

ROHSTOFFE UND ENERGIE SPAREN

Entsorgen ent-sorgt. Mülltrennung entlastet das Haushaltsbudget, die Umwelt und damit auch das Gewissen. Recycling ist sinnvoll, denn so lassen sich wertvolle Stoffe zurückgewinnen und wieder einsetzen. Damit können, verglichen mit der primären Herstellung, jede Menge Rohstoffe und Energie gespart werden. In manchen Fällen ist Recycling gar gesetzlich vorgeschrieben: Gerade Elektroschrott, chemische Substanzen oder Batterien schädigen, wenn sie in der Kehrichtverbrennung landen, die Umwelt und auch unsere Gesundheit.

Verkaufsstellen nehmen Elektroschrott kostenlos entgegen.

WOHIN MIT DEM ABFALL?

Die Botschaft ist in der Schweiz angekommen, die Recyclingquote entsprechend hoch. Doch wie organisieren Herr und Frau Schweizer ihren privaten kleinen Recyclinghof? Wertstoffe wie Konserven, Glasflaschen oder PET-Getränkeflaschen stilvoll und doch auf praktische Weise zu sammeln, ist eine Herausforderung.

DER EXPERTE

Patrik Geisselhardt,
Geschäftsführer Swiss Recycling

WAS GEHÖRT WIRKLICH IN PAPIERUND KARTONSAMMLUNG?

Über die Entsorgung von Papier und Karton herrschen einige Unsicherheiten. Darf man zum Beispiel Fenstercouverts als Altpapier entsorgen? Man darf. Auch Hochglanzmagazine sind OK. Hingegen sollte man plastifiziertes Papier im Kehricht entsorgen, auch Blumen- und Geschenkpapier gehören wegen seiner Bestandteile nicht zum Altpapier. Fremdstoffe wie etwa Büroklammern oder eine Spiralbildung sollten nach Möglichkeit entfernt werden. Je «reiner» das Papier, umso einfacher der Recycling-Vorgang. Karton im Papier ist problematisch, da sich dieser die Qualität reduziert. Deshalb sollte man das Altpapier auch nicht im Migrossack sammeln. Umgekehrt ist es weniger tragisch: Etwas Papier im Karton macht nichts.
Altpapier muss man bündeln. Und Karton? Die meisten Gemeinden akzeptieren Karton in Papiertragetaschen oder Schachteln. Wichtig bei Kartonverpackungen: Styropor entfernen und keine mit Essensresten verschmutzen Schachteln entsorgen. Pizzareste & Co. sind ein hygienisches Problem. Auch Getränkekartons gehören nicht in die Kartonsammlung, diese können aber bei verschiedenen Detailhändlern zurückgebracht werden.

Viele setzen, nebst Zeitungssammler fürs Altpapier, auf die guten alten Papiertragetaschen. Eine fürs Glas, eine für PET und so weiter. Die stabilen Säcke lassen sich füllen und gleich ins Auto packen. Unkompliziert also – und schnell entsorgt. Offene Säcke in der Küche sind jedoch alles andere als attraktiv. Wohin also damit? In den Keller oder in die Garage? Gute Idee – nur entstehen so trotzdem unschöne lokale Zwischenlager. Denn wer will schon für jede PET-Flasche in den Keller steigen? Das klappt nur bei nicht alltäglichem Abfall wie defekten Elektrogeräten.


 

VERSTECKTE ENTSORGUNG

Ein simpler Trick ist die Tarnung. Papiertragetaschen lassen sich prima verstecken. Eine Entsorgungsstation in der Küche kann sich zum Beispiel in einem Möbel verbergen. Besonders kreative – oder an Platznot leidende – Köpfe verstecken den Abfall an originellen Orten: zum Beispiel in der hohlen Sitzbank. Doch längst nicht jeder mag den Gedanken, auf Abfallsäcken zu sitzen. Wer in den Küchenschränken genug Platz hat: perfekt. Taschen oder Eimer rein, Türe zu. Ansonsten lassen sich etwa ein Schubladenmöbel, ein offenes Regal mit hübschen Kisten oder stabile Waschkörbe verwenden. Mehr Möglichkeiten hat, wer auf klassische Papiertragetaschen verzichtet. Dann kommen auch andere Formate in Frage. So kann zum Beispiel ein Schuhregal ein ziemlich praktischer Recyclinghof sein. Hauptsache, man benutzt für die einzelnen Wertstoffe Behälter, die mit Plastiksäcken oder Ähnlichem ausgekleidet sind. So lässt sich der Sack mit den Wertstoffen unkompliziert herausnehmen und ins grosse Lager verschieben – respektive gleich in Kofferraum oder Velokorb stellen. Umständliches Umfüllen sollte man vermeiden.

Foto: Ikea
Foto: Ikea
Foto: Ikea

Für die Entsorgungsstation im Keller gibt es gute Lösungen. Im Wohnraum ist aber auch die Optik wichtig.

RECYCLING-SYSTEME FÜR ZUHAUSE

Natürlich gibt es auch spezielle Recyclingmöbel – diesen sieht man ihre Funktion aber an. Und günstig sind diese Systeme meist auch nicht. Solche Profi-Entsorgungsstationen eignen sich deshalb besonders fürs «Hauptlager» in Keller oder Garage. Eine elegante Lösung ist die Recyclingstation im Küchenkorpus respektive im Ausziehschrank. Gerade wer vor einer Sanierung oder einem Umbau steht, sollte ein in die Küche integriertes Entsorgungssystem, das über Kehrichtund Komposteimer hinausgeht, in Betracht ziehen. So wird die Abfalltrennung zum Kinderspiel.

INFO

Foto: Sinisha Karich/123rf.com

RECYCLINGVORURTEILE

Rund ums Sammeln und Entsorgen von Wertstoffen kursieren einige Gerüchte. Was ist dran

Altglas wird wieder vermischt: Der Lastwagen kippt den Inhalt aller Glassammelcontainer einfach auf die Ladefläche – wozu überhaupt nach Farben trennen? Der Eindruck trügt. Die Ladefläche ist in drei separate Räume aufgeteilt. Diese Abteile sind von aussen nicht sichtbar. Farbreinheit ist bei Glasrecycling sehr wichtig – nur so lässt sich wieder ähnlich hochwertiges Glas herstellen.

Aluminium hat eine schlechte Ökobilanz: Für die Herstellung von Aluminium wird so viel Energie benötigt, dass dieser Werkstoff per se abzulehnen ist – Recycling beruhigt nur das schlechte Gewissen. Wirklich? Nicht ganz. Die Erstherstellung verbraucht zwar viel Energie, das erneute Einschmelzen dafür nur fünf Prozent davon. Aluminium kann immer wieder rezykliert werden, ohne an Qualität einzubüssen.

Ein paar Batterien im Abfall schaden nicht: Das kaputte Spielzeug landet mitsamt Knopfzellen im Kehrichtsack – halb so wild, oder? Tatsache ist: Batterien enthalten Schwermetalle und gehören, gar von Gesetzes wegen, in die separate Sammlung. Trotzdem werden immer noch 30 Prozent der Batterien im Abfall entsorgt – ein viel zu hoher Anteil.

Unser Elektroschrott landet sowieso in Afrika: Vor allem in Afrika existieren riesige E-Schrott-Deponien, welche die Umwelt und die Gesundheit der Arbeiter gefährden. Doch landen auch die kaputten Fernseher aus Schweizer Stuben in Ghana? Nein. Recycling ist hierzulande streng kontrolliert. Fast 99 Prozent des E-Mülls wird in der Schweiz verarbeitet, der Rest in der EU.

Petflaschen zusammendrücken ist überflüssig: Fürs Recycling spielt es tatsächlich keine Rolle, ob leere PET-Flaschen oder Konservendosen kompakter gemacht werden. Doch je kleiner die einzelnen Teile, umso mehr können davon mit einer Fahrt transportiert werden. Das spart Kraftstoff. Auch verringert sich der Lagerplatz und damit der Energieverbrauch.