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Mehr Unabhängigkeit dank eigenem Garten

Der eigene Garten ist das grüne Herz einer autarken Lebensweise. Wer selbst Gemüse, Kräuter, Beeren und Obst zieht, gewinnt ein Stück Unabhängigkeit. Und ein Garten kann noch mehr. 

Text — Tanja Seufert

 

Ein kunterbunter Korb voller Gemüse, Beeren, Kräuter und Obst: Bei diesem Gedanken schlagen die Herzen von Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtnern höher. Einen eigenen Nutzgarten zu pflegen, ist für viele Menschen mehr als eine Freizeitbeschäftigung. Sie üben sich in einer Kulturtechnik, die einst das Überleben der Familie sicherte – und die heute nur noch wenige beherrschen. Gärtnern bedeutet ein Stück Unabhängigkeit in einer Welt, auf die sich kaum noch Einfluss nehmen lässt. Kein Wunder, dass Gartenarbeit boomt. Wer sich zu einem grossen Teil selbst versorgen möchte, braucht aber mehr als ein paar Kräutertöpfe. Aber was ist konkret nötig für eine ausreichend grosse Ernte?

 

REICHE ERNTE ÜBERS GESAMTE JAHR

Die Autorinnen des Buchs «365 Tage Selbstversorgung» (siehe Buchtipp) geben ein paar Anhaltspunkte. In jeweils einer Beetreihe (2 bis 3 m lang) wären pro Jahr zum Beispiel rund 4 kg Zwiebeln, 9 kg Tomaten oder 12 kg Kartoffeln zu erwarten. Mit etwa 20 Quadratmetern lässt sich, so die Autorinnen, eine erwachsene Person das ganze Jahr mit essbarem Grün versorgen – eine geschickte Planung vorausgesetzt. So sollte man zum Beispiel Wintergemüse wie Mangold oder Winterrettich und lagerfähiges Gemüse wie Kartoffeln nicht vergessen.

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Woher kommen eigentlich Lebensmittel? Kinder, die mit einem Nutzgarten aufwachsen, machen wertvolle Erfahrungen.

Für Anfängerinnen und Anfänger eignen sich alle Arten von Kräutern sowie Gemüsesorten, die pflegeleicht sind und eine reiche Ernte versprechen. Dazu gehören zum Beispiel Mangold, Karotten und Kohlgemüse wie Kohlrabi oder Blumenkohl. Auch Hülsenfrüchte, die erst noch viel Eiweiss enthalten, sind unkompliziert: beispielsweise Busch- und Stangenbohnen oder Erbsen. 

Ebenfalls einfach zu ziehen sind Beeren. Himbeeren, Erdbeeren & Co. schmecken nicht nur gut, sondern sind wahre Nährstoffbomben. Hinzu kommen Obst- und Zitruspflanzen, von denen es ebenfalls unzählige Sorten gibt. Sogar Pilze wie Champignons oder Shiitake lassen sich selbst züchten, dazu gibt es im Handel Kultursets.

 

OHNE RICHTIGE FRUCHTFOLGE LAUGT DER BODEN AUS

Bäuerinnen und Bauern wissen seit jeher: Auf dem Acker darf nicht zweimal hintereinander dasselbe wachsen. Die sogenannte Fruchtfolge ist eine Wissenschaft für sich – aber sehr wichtig, wenn der Boden fruchtbar bleiben soll. Dabei werden Pflanzen – je nach ihrem Nährstoffbedarf – in so genannte Schwach-, Mittel- und Starkzehrer eingeteilt. Damit der Boden nicht auslaugt, folgen auf Starkzehrer wie Tomaten oder Kartoffeln Schwachzehrer wie Radieschen oder Rucola. Nicht weniger bedeutsam sind die richtigen «Beet-Nachbarn». So sollten nicht zwei Starkzehrer nebeneinander gepflanzt werden (siehe Links unten).

CHECKLISTE

KRAFTORT GARTEN

Im Garten lässt sich nicht nur Gemüse ernten, sondern auch Energie tanken. Doch wie wird ein Garten zum «Kraftort»? Diese Faktoren machen aus einem  funktionalen Garten ein kleines Paradies:

  • Integrieren Sie Wasser, sei es durch einen Teich, einen Bachlauf oder gar einen Schwimmteich. Für kleine Gärten eignen sich Mini-Teiche, die zum Beispiel in schönen Schalen angelegt werden. Stehendes Wasser sollten Sie regelmässig auf Mückenlarven kontrollieren und diese wenn nötig abschöpfen.
  • Sorgen Sie für Privatsphäre: Nur ein Sitzplatz, der vor fremden Blicken geschützt ist, lädt zum Entspannen ein. 
  • Das richtige Mikroklima: Indem Sie in Ihrem Garten schattige, halbschattige und sonnige Aufenthaltsorte einrichten, können Sie ihn in jeder Jahreszeit optimal nutzen.
  • Schutz vor Wind und Wetter: Für ein angenehmes Klima sorgt auch ein guter Wind- und Regenschutz. Der Essbereich ist idealerweise gedeckt, so dass auch ein kurzer Platzregen der Stimmung keinen Abbruch tut.
  • Das Summen von Insekten und das Zwitschern von Vögeln wirken entspannend – gestalten Sie Ihren Garten naturnah, damit sich die Tiere bei Ihnen wohlfühlen. 
  • Dekorieren Sie Ihren Garten mit Windlichtern, Lampions, Lichterketten, Outdoor-Teppichen, Skulpturen oder was Ihnen sonst einfällt. So machen Sie ihn zu einem «Aussenzimmer».
  • Halten Sie Ihren Garten genauso ordentlich wie den Rest des Hauses. Eine aufgeräumte Umgebung wirkt beruhigend.

PERMAKULTUR: EIN GANZHEITLICHES SYSTEM

Immer beliebter auch in Privatgärten ist die Permakultur: ein naturnahes und nachhaltiges Konzept, das die natürlichen Abläufe im Ökosystem zum Vorbild hat. So heisst es bei der Schweizer Stiftung Visio Permacultura: «In der Permakultur zählt die direkte und indirekte Umgebung eines Grundstücks zu einem grossen Ganzen. Die darin enthaltenen Elemente werden systematisch und naturnah miteinander verbunden, um einen Lebensraum zu schaffen, den Menschen gemeinsam mit Tieren und Pflanzen nachhaltig nutzen.» Permakultur ist also nicht einfach eine Art zu gärtnern, sondern ein System, das Menschen, Tiere, Pflanzen, Wasser, Boden usw. umfasst (siehe Links). Das Ziel ist gemäss Visio Permacultura, «sich selbsterhaltende Systeme zu schaffen».

 

HÜHNER LASSEN SICH AUCH IN KLEINEREN GÄRTEN HALTEN

A propos: Wer im eigenen Garten nicht nur Gemüse und Obst ziehen, sondern auch Tiere halten möchte, ist mit Hühnern gut beraten. Sie sind pflegeleicht und lassen sich auch in kleineren Gärten artgerecht unterbringen. Welche Tierarten sonst noch in Frage kommen und was bei der Tierhaltung zu beachten ist, erklärt Thomas Jäggi vom Bauernverband (Interview).


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