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So wappnen Sie Ihr Haus gegen Einbrecher

Im Herbst, wenn es früher dunkel wird, beginnt die Hochsaison der Einbrecher. So schützen Sie Ihr Haus.

Text — Tanja Seufert

 

«They mostly come at night … mostly»: Damit warnt das kleine Mädchen Newt im Science-Fiction-Film «Aliens» zwar vor bösen Kreaturen, doch das lässt sich auch von Einbrechern sagen. Meist – aber nicht immer! – werden sie aktiv, wenn die Dämmerung einsetzt. Im Schutz der Dunkelheit können sie ungestört Fenster und Türen aufhebeln oder gekippte Fenster öffnen. 

Die gute Nachricht: Je schwieriger es ist, ein Fenster oder eine Tür gewaltsam zu öffnen, umso eher geben Einbrecher auf. «Ein Einbruch ist wie ein Hürdenlauf: Muss der Einbrecher nur eine oder zwei Hürden nehmen, wird er den Einbruch vermutlich wagen. Sind es aber vier, fünf oder sechs Hürden, wird er sich den Einbruch nochmals überlegen und ihn wohl abbrechen», sagt Urs Bücheler, Sicherheitsberater bei der Kantonspolizei St. Gallen (siehe Interview). Aber woraus bestehen diese Hürden?

DER EXPERTE

Urs Bücheler
Kriminalpolizeilicher Sicherheitsberater bei der Kantonspolizei St. Gallen

 «Auch einfache Massnahmen haben ihren Nutzen»


Wer beurteilt, ob mein Haus sicher ist?
Wir führen auf Wunsch des Eigentümers eine solche Sicherheitsberatung durch. Bei vielen Kantonen sind diese Beratungen durch die Polizei ebenso eine Dienstleistung und somit kostenlos. Die Dauer einer solchen Beratung bewegt sich je nach Objektgrösse zwischen 1 bis 2 Stunden. Sie erhalten anschliessend in der Regel einen Schwachstellenbericht, welcher Sie über die zu behebenden Schwachstellen informiert. Wenn möglich sind firmen- und produkteneutrale Lösungsvorschläge mit dabei. Es gibt auch private Sicherheitsberater, welche grundsätzlich gute Arbeit leisten. Diese sind jedoch vielfach ihren Produkten verpflichtet und deshalb nicht so neutral wie die Polizei.

Was kann ich selbst zum Schutz tun?
Auch einfache Massnahmen haben ihren Nutzen. Licht im Innern, welches gegen aussen zeigt, dass jemand zu Hause sein könnte, ist immer eine gute Massnahme. Aber auch eine gute Nachbarschaftshilfe für das Öffnen und Schliessen der Rollladen, das Leeren des Briefkastens oder das Schneeschaufeln vor der Haustüre sind sicher ebenso wichtig. Allgemein kann gesagt werden, dass ein Haus, welches bewohnt erscheint, weniger interessant ist für einen Einbrecher.

Sollte man eher auf eine Alarmanlage oder einbruchhemmende Massnahmen setzen?
Eine Alarmanlage ist dafür konzipiert, dass sie eine Meldung absetzt, wenn jemand unerlaubt einen mit Alarm gesicherten Bereich betritt. Wohin die Alarmmeldung abgesetzt wird, ist Sache des Eigentümers. Aus Sicht der Polizei empfiehlt sich eine Aufschaltung auf eine 24-Stunden-Alarmzentrale (Alarmempfangsstelle), welche auch bei Abwesenheit der Hausbesitzer die notwendigen Massnahmen ergreifen kann. Eine Direktaufschaltung auf die Notruf Nummer 117 ist verboten. Ob ein Alarm direkt zur Polizei geschaltet werden kann, ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Nehmen Sie für diese Fragestellung bitte direkt mit Ihrer Kantonspolizei Kontakt auf.

Bedenken Sie, dass eine Alarmanlage in erster Linie der Abschreckung dient. Sie ersetzt also keine baulichen Massnahmen an der Aussenhülle.

Wo bewahre ich Wertsachen auf?
Ihre kostbarsten Wertsachen sollten nicht ungeschützt aufbewahrt werden. Für Wertsachen, welche Sie häufig brauchen, empfehlen wir einen massiv im Mauerwerk verankerten Tresor, mit einem geistigen Schloss (Tastaturschloss mit Zahlen und Buchstaben). Achten Sie vor dem Kauf eines Tresors auf die verschiedenen Schutzklassen, damit auch im Hinblick auf die Versicherungsleistungen ein wirksamer Versicherungsschutz gewährleistet ist. Vielfach sind es nicht die wertvollsten Stücke, welche uns ans Herz gewachsen sind und zu denen wir eine emotionale Bindung haben. Solche Stücke sollten immer an einem sicheren Ort aufbewahrt werden. Wenn Sie diese nur selten benötigen, reicht auch ein Bankschliessfach aus.
 

SO WIRD DER EINBRUCH ZUM SPIESSRUTENLAUF

Hürden, von denen sich ein professioneller Dieb kaum beeindrucken lässt, sind zum Beispiel ein einfaches Zusatzschloss an der Kellertür oder eine Zeitschaltuhr im Wohnzimmer, die immer zur selben Zeit Anwesenheit vortäuscht. Anders sieht es aus, wenn der Einbrecher auf folgende Ärgernisse trifft: Er braucht viel Zeit, verursacht Lärm, braucht spezielle Werkzeuge oder könnte auf Bewohner treffen. Die Massnahmen, die aus dem Hürden- einen Spiessrutenlauf machen, setzen also bei genau diesen Faktoren an – am besten kombiniert. Einbruchschutz basiert auf dem Drei-Säulen-Prinzip, bestehend aus Verhaltensweisen, baulich-mechanischen sowie elektrotechnischen Massnahmen. 

CHECKLISTE

DIE DREI SÄULEN DES EINBRUCHSCHUTZES

  1. Verhaltensweisen und organisatorische Massnahmen. Beispiele: Schlüssel nicht stecken lassen, Fenster und Türen abschliessen, Leiter im Aussenbereich anketten, gute Nachbarschaft pflegen.
  2. Baulich-mechanische Massnahmen. Beispiele: Fenster und Türen mit erhöhter Widerstandsklasse, Nachrüstprodukte wie Zusatzschlösser, Verriegelungen und Fenstergitter für alle Bauteile an der Aussenhülle bis 3 Meter ab Boden.
  3. Elektrotechnische Massnahmen. Beispiele: Alarmanlage, die den Zugriff über einbruchkritische Stellen frühzeitig erkennt, örtlich anzeigt und an eine Alarmempfangsstelle meldet; Schockbeleuchtungen.

WARUM EINE GUTE NACHBARSCHAFT SO WICHTIG IST

Das eigene Verhalten ist die erste Verteidigungslinie gegen Einbrecher. Dazu gehören organisatorische Massnahmen wie die Nachbarschaftshilfe. So kann der hilfsbereite Nachbar während der Ferien nicht nur die Katze füttern, sondern auch die Terrasse «beleben». Denn: Ist der Sitzplatz piekfein aufgeräumt und bleibt auch so, ist das ein Signal für längere Abwesenheit. Besser ist, ein wenig Chaos stehen zu lassen und das Arrangement hie und da zu verändern. Darüber hinaus haben befreundete Nachbarn stets ein wachsames Auge aufs Grundstück und rufen bei verdächtigen Aktivitäten eher die Polizei. Eine gute Nachbarschaft zu pflegen, lohnt sich also. Doch nicht immer sind nette Nachbarn zur Hand. Umso wichtiger ist es dann, sich richtig zu verhalten.

 

EINBRECHER ABSCHRECKEN STATT EINLADEN

Einfache Verhaltensregeln sind: Türen und Fenster nachts und bei Abwesenheit immer schliessen, Schlüssel nicht draussen stecken lassen, Ersatzschlüssel – wenn es unbedingt sein muss! – draussen nur abseits der Haustür gut verstecken und sich dabei nie beobachten lassen, den Aussenraum vor den Ferien nicht aufräumen, Sicht in die Innenräume erschweren (Tagesvorhänge) und bei Abwesenheit Licht einschalten (am besten mit einer Zeitschaltuhr, die nach dem Zufallsprinzip arbeitet). Ergänzend zur Beleuchtung gibt es auch Geräte, die das Flackern eines Fernsehers simulieren. Besonders wichtig ist hier natürlich, dass von aussen der fehlende TV nicht erkennbar ist, sei es durch blickdichte Vorhänge und/oder indem man das Gerät in einem oberen Stockwerk installiert. Die Transparenz von Vorhängen sollte man testen, wenn es draussen dunkel ist. Idealerweise sind sie von aussen blickdicht, lassen aber die Innenbeleuchtung erkennen. 

INFO

WAS ÜBERNIMMT DIE VERSICHERUNG?

Bei einem Einbruch haftet die Hausratversicherung. Sie übernimmt sowohl die Kosten für gestohlene Gegenstände als auch für Beschädigungen am Haus. Mit einer Einschränkung: Gelangt der Einbrecher ohne Gewaltanwendung ins Haus – zum Beispiel, weil ein Fenster offensteht –, gilt dies als einfacher Diebstahl. Hier sind zwar gestohlene Dinge, aber keine Geldwerte versichert. Die Details finden sich in den Leistungen der Versicherungspolice.  

FENSTER UND TÜREN SICHERN, BEWEGUNGSMELDER INSTALLIEREN

Bauliche Massnahmen reichen von einer tiefer geschnittenen Hecke – hinter einer hohen Hecke lässt sich ungestört «arbeiten» – über mehrpunktverriegelte Fenster (siehe auch Seite 45) bis hin zur Installation von Bewegungsmeldern, die eine Schockbeleuchtung auslösen. Welche Massnahmen sinnvoll sind, lässt sich nicht für jedes Haus pauschal sagen. Ein Anhaltspunkt sind die typischen Schwachstellen eines Hauses wie Fenster, Garagentüren oder Kellereingänge (siehe Grafik). Darüber hinaus sollte man die individuellen Begebenheiten beachten. Ein Schocklicht nützt zum Beispiel bei abgelegenen Häusern nicht viel. Auf solchen Grundstücken fühlen sich Einbrecher ungestört – und nehmen auch höhere Risiken in Kauf. Isolierte Häuser brauchen also unter Umständen eine bessere Sicherung. Welche konkreten Massnahmen sinnvoll sind, lässt sich am besten im Rahmen einer Sicherheitsberatung herausfinden. Diese werden in vielen Kantonen kostenlos durch die Polizei angeboten.

INFO

SCHWACHPUNKTE EINES HAUSES

Hier steigen Einbrecher ein:

1 Kellereingang
2 Kellerfenster
3 Parterrefenster
4 Terrassentür
5 Hauseingang
6 Lichtschächte
8 Garagentor

Auch höher liegende Fenster und Balkontüren sind nicht sicher, wenn sie ohne grossen Aufwand zu erreichen sind.

Bild: QUADRAGARD Einbruchschutz


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