Einbrüche, Unfälle, Katastrophen: Sicher zuhause
Alle Gefahren lassen sich auch im eigenen Zuhause nicht ausschliessen. Wer vorsorgt, lebt aber zumindest sorgloser. Dafür reichen oftmals schon kleine Massnahmen. Ein Überblick.
Text — Thomas Bürgisser
ABSICHERN GEGEN STÜRZE
Über die Hälfte der Nichtberufsunfälle passieren gemäss einer Statistik der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) im Bereich Haus und Freizeit, eine grosse Mehrheit davon im privaten Wohnbereich. Die häufigste Unfallursache sind dabei Stürze. Um diese möglichst zu verhindern, sollten zuhause alle Stolperfallen aus dem Weg geräumt werden. Das beginnt bei Kleinigkeiten wie Spielsachen, herumstehenden Schuhen oder dem Verlängerungskabel für den Raclette-Ofen – einmal kurz nicht aufgepasst, und schon ist das Unglück passiert.
GEFAHRENSTELLE TREPPE
Allgemein nimmt man sich besser etwas mehr Zeit und befestigt zum Beispiel das Möbel richtig an der Wand oder holt eine stabile Leiter, anstatt auf den wackligen Stuhl zu stehen und es anschliessend zu bereuen. Aber auch die fixen Installationen sollten zu Ende gedacht sein. Wer schon von Beginn an genügend Steckdosen am richtigen Ort plant, stolpert später weniger über herumliegende Verlängerungskabel. Falls diese dann trotzdem nötig werden, führt man sie zumindest in Kabelkanälen der Wand entlang – das sieht auch schöner aus. Teppiche wiederum müssen gut fixiert und/oder mit einer Anti-Rutschmatte unterlegt sein. Rutschig werden kann es auch auf anderen Bodenbelägen, nicht zuletzt, wenn sie nass sind. Deshalb ist bei der Wahl des Bodenbelags ein wortwörtlicher Probe-Durchgang angesagt. Besonders viele Unfälle gibt es zudem rund um Schwellen, Stufen und Treppen. Hier sind Griffe und Handläufe zum Festhalten gefragt, eine gute Kennzeichnung der Stufenenden – am besten mit Antirutsch-Wirkung – und wie im gesamten Haus eine Beleuchtung, die den letzten Winkel ausleuchtet, aber nicht blendet.
CHECKLISTE
UNFALLPRÄVENTION BESONDERS FÜR ÄLTERE
- Griffe in der Dusche und bei WCs sowie beidseitige Handläufe bei Treppen montieren lassen.
- Schwellen und rutschige Bodenbeläge überall im Haus vermeiden.
- Nicht nur, aber besonders im Alter ist eine gute Beleuchtung wichtig.
- Gute, geschlossene Hausschuhe mit rutschfester Sohle tragen.
- Sich nicht überschätzen, bei Hausarbeiten, im Garten, beim Handwerken usw.
- Falls vorhanden: Armband mit Notfallknopf immer tragen, zum Beispiel auch bei nächtlichen Toiletten-Gängen.
UNFALLPRÄVENTION BESONDERS FÜR DIE JÜNGSTEN
- Treppen sichern, Möbel befestigen, scharfe Kanten abdecken.
- Balkontüren und Fenster nicht offen lassen und mit Fenstersicherung sichern.
- Steckdosen mit einem Steckdosenschutz versehen, FI-Schutzschalter installieren.
- Medikamente, Putzmittel, Nagellackentferner und weitere gefährliche Stoffe immer wegschliessen, giftige Pflanzen entfernen.
- Keine verschluckbaren Teile herumliegen lassen.
- Heisse Pfannen unerreichbar platzieren (Herdschutz), Backofen sichern, Scheren, Messer & Co. immer sicher verstauen.
- Teiche, aber auch Wassereimer usw. umzäunen oder anderweitig sichern, Kinder in der Badewanne oder im Planschbecken nie unbeaufsichtigt lassen.
WENN DIE NATUR ZUR GEFAHR WIRD
Neben Wohnzimmer und Treppe gehören auch Küche und Badezimmer zu den tendenziell gefährlichen Orten: Während es im Badezimmer schnell einmal rutschig wird – auch hier helfen eine weitsichtige Wahl des Bodenbelags sowie Antirutsch-Vorrichtungen und Haltegriffe in Dusche/Badewanne – , lauern in der Küche messerscharfe Gegenstände und Hitze. Ein nicht unwesentlicher Anteil der Unfälle geschieht ausserdem im Aussenbereich, zum Beispiel im Garten. So darf bei der Gartenarbeit je nach verwendetem Gerät die Schutzausrüstung auf keinen Fall fehlen, angefangen beim richtigen Schuhwerk zum Rasenmähen. Nicht zuletzt kann auch die Natur selber zur Gefahr werden, etwa durch giftige Pflanzen, ungesicherte Wasserstellen (an Kleinkinder denken!) oder morsche Bäume, die dem nächsten Sturm nicht mehr standhalten. Allgemein sollte man immer auch an mögliche Extremereignisse denken, seien es Stürme, Schneelasten, Wassermassen oder sogar Erdbeben. Hier kann sich sicherer fühlen, wer seine Dachziegel zum Beispiel mit zusätzlichen Klammern fixiert oder Türen und Fenster im Kellerbereich wasserdicht macht (siehe auch «Naturgefahren: Sorgen Sie vor»).
GEGEN DAS AUFBOHREN UND AUFHEBELN
Nicht nur gegen Hochwasser, auch gegen andere Eindringlinge schützen wirklich dichte Fenster und Türen. Denn diese gehören zu den häufigsten Einstiegsorten für Einbrecher (siehe Experteninterview) und müssen deshalb einbruchhemmend sein. Bei Fenstern oder Fenstertüren heisst das, dass sie unter anderem mit so genannten Pilzkopfzapfen schliessen und über abschliessbare Griffe sowie Verbundsicherheitsglas verfügen. Auch bei Türen gibt es eine Vielzahl an möglichen Sicherungen, die vor einem Aufbohren oder Aufhebeln schützen, von den Sicherheitsbeschlägen bis zur Mehrfachverriegelung. Anstatt jedes einzelne Element zu prüfen, lässt sich bei der Auswahl ganz einfach auf die Widerstandsklasse achten (RC beziehungsweise «Resistance Class»). Dabei wird im Wohnbereich mindestens RC 2 empfohlen, je nach Liegenschaft und Sicherheitsbedürfnis RC 3 oder 4.
DER EXPERTE
Marcel Graf
Präventionsfachmann, Kantonspolizei Zürich
«GELEGENHEIT MACHT DIEBE»
Marcel Graf, in welche Wohnobjekte wird am häufigsten eingebrochen?
Einbrecher gehen in der Regel den Weg des geringsten Widerstands. Dabei spielt unter anderem die Fluchtmöglichkeit eine Rolle und damit die geografische Lage, die Distanzen zur Autobahn oder zum ÖV. In den Quartieren selber agieren sie dann meist spontan. Ein unbeleuchtetes Haus und die Erkennbarkeit von Abwesenheiten ziehen Einbrecher dabei an, beleuchtete und offensichtlich geschützte Häuser schrecken sie eher ab.
Gelegenheit macht ausserdem Diebe: Verlässt man die eigenen vier Wände auch nur für kurze Zeit, sollte es weder gekippte Fenster noch offene Türen geben. Die Tatzeit wählen Täter zudem natürlich oft so, dass sie möglichst unentdeckt bleiben.
Welches sind die häufigsten Einstiegsorte?
Das hängt stark vom Gelände und der Objektumgebung ab. Bei Einfamilienhäusern findet der Zugang meist von der Hausrückseite durch den oft umzäunten Garten statt. Dort gelangen sie am häufigsten im Parterre durch normale Fenster oder Fenstertüren ins Haus, indem sie diese einfach aufhebeln.
Welche Orte im Haus werden zuerst durchsucht und was wird am häufigsten gestohlen?
Einbrecher schauen zuerst in Garderoben, in den Jacken und Handtaschen. Aber auch in Kleider- und Nachtschränken im Schlafzimmer oder in herumstehenden Behältnissen wird nach Geld und Wertsachen wie Schmuck und Uhren gesucht. Vermehrt legen Straftäter ausserdem den Fokus auch auf teure Autoräder und -felgen sowie Fahrräder und E-Bikes.
BESSER VORSORGEN ALS NACHRÜSTEN
Am günstigsten ist es, Türen und Fenster schon von Beginn an einbruchhemmend einzubauen. Einiges lässt sich aber auch nachrüsten. Besonders hilfreich: Viele Kantonspolizeien bieten auch kostenlose Sicherheitsberatungen an, bei denen eine Fachperson allfällige Schwachstellen eruiert sowie aufzeigt, wie diese behoben werden können (siehe Links). Am Schluss aber ist es nicht selten schlicht auch eine Unaufmerksamkeit, die Einbrechern Tür und Tor öffnen beziehungsweise offen lassen. Das gleiche Prinzip gilt bei Unfällen im Haushalt – einmal nicht aufgepasst, schon ist es passiert. Vorsorge hin oder her. Deshalb gilt auch: Bei allen Vorsichtsmassnahmen, allzu sorglos sollte man trotzdem nicht sein!
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN
- Die Beratungsstelle für Unfallverhütung bietet zahlreiche Ratgeber, Tipps und Checklisten rund um das Vermeiden von Unfällen auch im Zuhause und im Garten.
- Wie viele andere Kantonspolizeien bietet auch die Kantonspolizei Zürich online weiterführende Informationen rund um den Einbruchschutz sowie Kontaktmöglichkeiten für Sicherheitsberatungen im Wohnbereich an.
- HAUSmagazin: So wappnen Sie Ihr Haus gegen Einbrecher