Wasser sparen bedeutet Energie sparen
Wenn immer wir es brauchen, fliesst unser Trinkwasser. Doch ob und warm oder kalt: Sobald wir den Wasserhahn aufdrehen, verbrauchen wir Energie.
Text — Raphael Hegglin
Etwa zehn Prozent des gesamten Energieaufwands eines Altbaus geht auf das Konto «Warmwasser Aufbereitung». In einem sanierten Gebäude oder in einem Neubau sind es sogar rund 40 Prozent – also fast die Hälfte! Was bedeuten diese Zahlen? Während sich der Heizwärmebedarf mit einer energetischen Sanierung deutlich senken lässt, bleibt der Energiebedarf fürs Warmwasser gleich. Und: Dieser Energieaufwand fällt prozentual immer stärker ins Gewicht, je besser ein Haus gedämmt ist.
EFFIZIENTE TECHNIK EINSETZEN
Wie lässt sich der Energieverbrauch für die Warmwasseraufbereitung reduzieren? Als technische Massnahmen bieten sich eine effizientere Wassererwärmung – zum Beispiel mittels Wärmepumpenboiler – an. Zudemverbessert sich die Umweltbilanz eines Gebäudes durch Solarkollektoren enorm: Mit einem 1,5 Quadratmeter grossen Sonnenkollektor lassen sich bis zu 60 Prozent des Brauchwassers für ein Einfamilienhaus erwärmen. Für zusätzliche Effizienz sorgen Duschen mit Wärmerückgewinnung. In ihnen wird die Wärme des Duschabwassers auf die Rohre der Frischwasserzufuhr (Kaltwasser) übertragen. Dadurch ist das Frischwasser bereits erwärmt, wenn es in die Duschbrause fliesst. Es muss dadurch weniger Warmwasser beigemischt werden.
Einfach – und umso wichtiger – ist es, freiliegende Warmwasserleitungen zu dämmen. Noch immer sind in Altbauten teilweise Warmwasserrohre ohne schwarze Isolationsschicht versehen. Ein nachträgliches Einpacken dieser Rohre ist jedoch einfach realisierbar und hilft, Energie zu sparen.
WASSERVERBRAUCH REDUZIEREN
Ebenso wichtig ist es, die verbrauchte Wassermenge zu reduzieren. Dabei geht es nicht nur ums Warmwasser: Auch kaltes Wasser verbraucht Energie. Neben der grauen Energie für den Bau und Unterhalt von Trinkwasserleitungen ist auch Strom erforderlich, um das Frischwasser in die Häuser zu pumpen – bzw. in die höhergelegenen Reservoirs. Dies geschieht üblicherweise mit elektrisch betriebenen Pumpen. Von den Reservoirs fliesst das Trinkwasser dann mit konstantem Druck – aufgrund der Erdanziehung – in die Haushalte. Der Druck im Schweizer Trinkwassernetz beträgt zwischen sieben und zehn bar. Das entspricht dem Druck einer 70 bis 100 Meter hohen Wassersäule – Wasserreservoirs sollten also mindestens 70 Meter über den am höchsten gelegenen Häusern einer Gemeinde liegen. In den meisten Häusern wird der Netzdruck dann mittels Druckreduzierventil auf etwa vier bar reduziert.
INFO
DUSCHE GENIESSEN UND WASSER SPAREN
Duschbrausen können auf unterschiedliche Weise Wasser sparen. Die einfachste ist ein integrierter Durchflussbegrenzer, dieser setzt die maximale Durchflussgeschwindigkeit herunter. Allerdings: Je nach Leitungsdruck so sehr, dass nur noch ein schwacher Strahl fliesst und das Duschgefühl darunter leidet. Durchflussregler sollten daher ein- und ausschaltbar sein, sodass man bei Bedarf auch mit mehr Wasserdruck duschen kann. Solche Duschbrausen sind mit einem zuschaltbaren Eco-Strahl oder einer Spartaste ausgestattet.
Besonders innovativ ist eine Schweizer Erfindung der Firma Aquaclic: Durch ihre Bauweise komprimiert sie das Wasser, bevor es in Millionen kleinster Tropfen herausgeschleudert wird. So erzeugt die Brause schon bei bis maximal elf Litern Durchfluss pro Minute kräftigen, gut reinigenden Duschstrahl. Andere Produkte arbeiten mit einer Brause mit Luftansaugung, auch bei ihnen verringert sich der Wasserverbrauch um rund 50 Prozent.
ENERGIEETIKETTE FÜR SANITÄRPRODUKTE
Wassersparen ohne Komforteinbusse? Das geht! Sanitärprodukte mit Energieeffizienzklasse A sparen Wasser, ohne dass ihre Funktionalität darunter leidet. Mittlerweile sind in der Schweiz über 2500 Sanitärprodukte im Handel erhältlich, die mit der Energieetikette ausgezeichnet sind. Darunter fallen Mischbatterien, Duschbrausen und Wasserstrahlregler.
EnergieSchweiz hat anhand eines Beispiels mit einer vierköpfigen Familie vorgerechnet, wieviel Wasser sich mit energieeffizienten Armaturen einsparen lässt. So liess sich der Durchfluss der Dusche von 13 Litern pro Minute auf 6 Liter reduzieren, am Waschtisch waren es 5 statt 11 Liter pro Minute und am Küchenspühltisch 5 statt 8. Der gesamte Wasserverbrauch liess sich so von jährlich 108‘000 auf 76‘000 Liter reduzieren. Die damit verbundene Energieeinsparung fürs Warmwasser beträgt 1200 Kilowattstunden pro Jahr – was etwa 115 Litern Heizöl entspricht.
VORSICHT, LEGIONELLEN!
Wer beim Warmwasser Energie sparen möchte, darf den Legionellenschutz nicht vergessen. Denn unsachgemäss aufbereitetes Warmwasser ist neben Klimaanlagen eine der häufigsten Quellen von Infektionen zuhause. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt eine Temperatur des Warmwassertanks von rund 55° C. Die Minimaltemperatur im Warmwasser-Verteilnetz sollte zudem nie unter 50° C sinken.
Auch eine Boiler-Einstellung um die 50° C ist möglich: Dann ist jedoch eine automatische Legionellen- Schutzschaltung erforderlich. Sie sorgt dafür, dass sich das Warmwasser im Boiler täglich oder mindestens einmal in der Woche auf über 65° C erhitzt. Dies tötet allfällig vorhandene Legionellen ab.