Energieverbrauch von PCs, Fernseher und Co.

Wieviel Strom verbrauchen Stereoanlagen und Co.? Oft lässt sich das nur schätzen.

Text — Raphael Hegglin

 

Fernseher, Computer und Stereoanlagen sind längst keine Sorgenkinder mehr: Dank grosser Technologiesprünge verbrauchen IT-, Büro- und Unterhaltungselektronik-Geräte durchschnittlich 53 % weniger Strom als im Jahr 2002. Das zeigt eine vom Bundesamt für Energie BFE in Auftrag gegebene Analyse der in der Schweiz verkauften Haushaltgrossgeräte und Elektronikgeräte aus dem Jahr 2019. Insgesamt sind in der Schweiz rund 48 Millionen Haushaltgrossgeräte sowie IT-, Büro- und Unterhaltungselektronik-Geräte im Einsatz. Sie verbrauchen zusammen 6806 Millionen kWh Strom, was ca. 12 % des schweizerischen Stromendverbrauchs ausmacht. Dabei interessant: Die Haushalte besitzen heute 36 % mehr Geräte als 2002. Trotzdem verbrauchen alle Geräte zusammengerechnet heute rund 12 % weniger Strom als damals. In einem Haushalt verbrauchen alle elektronischen Geräte zusammen heute etwa 15 % des Stroms.

 

ENERGIEETIKETTE FEHLT

Trotz der Fortschritte ist es heute nicht immer einfach, die effizientesten Geräte zu finden. Denn für die meiste Unterhaltungselektronik wie auch für Computer und Tablets gibt es nach wie vor keine Energieetikette. Eine solche wäre schwer realisierbar: Während Waschmaschinen, Tumbler oder Gefrierschränke klar umfasste Aufgaben übernehmen und sich so technische Anforderungen formulieren lassen, gibt es zum Beispiel für Audiogeräte unzählige Funktionen. Für diese Geräte Zielverbrauchswerte zu definieren, wäre nicht sinnvoll, da diese Geräte ja gerade von der Vielfalt der Funktionen leben und ständig neue dazu kommen. Trotzdem gibt es Anhaltspunkte, um beim Neukauf eines Gerätes eine energieeffiziente Wahl zu treffen.


MUSIKANLAGEN

Vom portablen Lautsprecher bis zur High-End-Stereoanlage: Musikanlagen lassen sich kaum miteinander vergleichen. Einige Anhaltspunkte gibt es trotzdem. So verbrauchen Geräte mit eingebautem Akku in der Regel weniger Strom also solche ohne. Denn sie sind von Natur aus darauf getrimmt, sparsam zu arbeiten, damit eine Akkuladung möglichst lange hält. Auf der anderen Seite steckt in Akkus graue Energie und ihre Produktion belastet die Umwelt. Wenn sich eine Box immer am Stromnetz befindet, ist ein eingebauter Akku kaum sinnvoll, auch geht er so schnell kaputt. Und: Mit Kopfhörern Musik zu hören, reduziert den Stromverbrauch ebenfalls, da diese wesentlich weniger Energie verbrauchen als Boxen.

INFO


STANDBY

Die meisten Geräte der Unterhaltungselektronik besitzen einen Standby-Modus. In diesem verbraucht das Gerät weiterhin Strom. Man sollte daher darauf achten, dass Geräte nach Gebrauch vollständig abgeschaltet – also vom Stromnetz getrennt – werden. Dazu gibt es automatische Abschalthilfen oder manuell abschaltbare Steckerleisten. Mehr Infos dazu unter: www.topten.ch


PCS, TABLETS UND NETZWERK

Auch hier gilt: Geräte mit eingebautem Akku verbrauchen weniger Strom als solche ohne. Notebooks benötigen rund fünfmal weniger Energie als Desktop-Computer und Tablets nochmals rund zehnmal weniger Energie als Notebooks (1 Desktop-Computer = 5 Notebooks = 50 Tablets). Es lohnt sich daher, vor dem Kauf zu überdenken, für was man das Gerät tatsächlich benötigt. Soll er zum Beispiel
vor allem zum Surfen, E-Mails-Schreiben und für einfache Word-Dokumente dienen, reicht meist ein Tablet oder ein einfaches Notebook.

Die Internet-Infrastruktur benötigt heute in der Schweiz gemäss einer Studie des Bundesamts für Umwelt rund acht Prozent des Stromverbrauchs. Im Privathaushalt lässt sich dieser Verbrauch einfach senken, indem Router und WLAN über Nacht ausgeschaltet werden. Wo sich die Geräte nicht entsprechend programmieren lassen, hilft eine einfache Zeitschaltuhr.

 

FERNSEHGERÄTE

Für sie gibt es bereits eine Energieetikette, die effizientesten Geräte sind mit A++ gekennzeichnet. Doch
gilt bei Fernsehern, was auch für Autos gilt: Die Energieetikette kann nicht alleiniges Kriterium für die Energieeffizienz sein. Denn mit zunehmender Grösse eines Gerätes steigt der Energieverbrauch. Die Faustregel besagt, dass sich mit doppelt so grosser Bilddiagonale der Energieverbrauch vervierfacht.

Und wie sieht es mit einem alten, noch funktionsfähigen Fernseher aus? Sollte man diesen ersetzen, um Energie zu sparen? Energie Schweiz empfiehlt das erst zu tun, wenn das Gerät 10 Jahre oder älter ist. Oder eine kostspielige Reparatur ansteht: Bei Fernsehern bis 4-jährig sollten die Reparaturkosten nicht mehr als 40 % des Kaufpreises betragen, bei Geräten zwischen 5 und 7 Jahren sind es noch 20 %, bei 8 bis 10 Jahren noch 5 %.


COMPUTERSPIELE

Neuere Action-Games benötigen High-End-Computer und entsprechend viel Strom. So rechnet EnergieSchweiz vor: «Geht man davon aus, dass mit einem solchen Computer durchschnittlich zwei Stunden pro Tag gespielt wird, entspricht dies einem Stromverbrauch von 210 kWh jährlich.
Das ist mehr, als ein grosser Kühlschrank mit Gefrierfach in einem Jahr verbraucht».

Gleichzeitig ist klar: Bei Computerspielen steht der Spass im Vordergrund. Ein Spiel nach seiner Energieeffizienz auszuwählen, würde das Ziel verfehlen. Wenn es die Spielanforderungen erlauben, sollte man zum Spielen jedoch ein Tablet oder eine portable Spielkonsole verwenden – sie sind für geringen Stromverbrauch optimiert worden.