Elektrogeräte: Effizienz zahlt sich aus

Mit sparsamen Elektrogeräten lässt sich nicht nur der Stromverbrauch senken. Meist sind sie auch punkto Qualität die erste Wahl.

Text — Raphael Hegglin

 

ES SIND GUTE NACHRICHTEN:

Der Stromverbrauch hat in den Schweizer Haushalten pro Bewohner um rund fünf Prozent abgenommen. Er hat ungefähr das Niveau von 2002 erreicht. Grund dafür sind hauptsächlich energieeffiziente Geräte wie Kühlschränke, Geschirrspüler und Wäschetrockner. Trotzdem ist der Strombedarf – gemessen an den Zielen der Energiestrategie 2050 – nach wie vor hoch. Und: Der sogenannte Rebound-Effekt könnte den Stromverbrauch wieder steigen lassen. Dieser Effekt beschreibt die Tatsache, dass immer mehr elektronische Geräte auf den Markt kommen. Im durchschnittlichen Schweizer Haushalt nimmt die Zahl elektronischer Geräte also zu, was den Stromverbrauch wieder nach oben treibt. Umso wichtiger ist es, energieeffiziente Elektrogeräte zu wählen. Sie verbrauchen nicht nur weniger Strom als veraltete Modelle: Oft sind sie auch besser verarbeitet und haben eine längere Lebensdauer.

DER EXPERTE

Eric Bush ist
Physiker und
Geschäftsführer
von topten.ch

«QUALITÄT ZAHLT SICH AUS»


«Die Energieetikette ist ein wichtiges Auswahlkriterium beim Kauf von Elektrogeräten. Doch ist es für Konsumenten nicht immer einfach, die Effizienzklassen einzuordnen. Denn die Bezeichnung für die besten Geräte ist je nach Kategorie unterschiedlich. So sind heute zum Beispiel die effizientesten Kühlschränke mit A+++ gekennzeichnet, während sich die effizientesten Staubsauger in der Kategorie A+ befinden. Hinzu kommt, dass sich die Bezeichnungen mit der Zeit ändern können. Vor einem Kauf sollte man sich daher informieren, welches gerade die besten Geräte sind. Die Seite www.topten.ch listet diese auf und berücksichtigt bei der Klassifizierung zudem weitere wichtige Kriterien. Übrigens: Die Geräte der besten Klasse sind nicht nur die sparsamsten, sie sind oft auch diejenigen, die besonders gut verarbeitet sind – und daher lange Zeit nicht kaputt gehen. A propos Langlebigkeit: Achten Sie beim Kauf auch auf die Marke des Produkts beziehungsweise die damit verbundenen Serviceleistungen. Hersteller, die einen eigenen Reparaturservice betreiben, reparieren oft effizienter und damit kostengünstiger. Denn sie haben fast alle Ersatzteile im Servicewagen mit dabei und können mit der Reparatur gleich vor Ort beginnen.
Techniker von Auftrags-Reparaturfirmen müssen hingegen nicht selten ins Lager zurück, um die benötigten Teile zu holen. Es werden dann zwei Anfahrtspauschalen verrechnet. Qualität zahlt sich also auch in dieser Hinsicht aus.»

ENERGIEETIKETTE ERKLÄRT

Die Energieetikette gibt Auskunft über den Energie oder Elektrizitätsverbrauch und zu anderen energieverbrauchsrelevanten Eigenschaften eines Geräts oder Fahrzeugs. Sie unterteilt in die Energieeffizienzklassen A – für die höchste Energieeffizienz – bis G für die schlechteste. Allerdings: Bei Kühl- und Gefrierschränken,Waschmaschinen, Tumblern, Backöfen, Geschirrspülern, Kaffeemaschinen und Raumklimageräten musste das System je nach Gerätetyp um drei Klassen (A+, A++ und A+++) nach oben korrigiert werden. Grund dafür sind fortlaufende technische Verbesserungen. Für diese neuen, noch effizienteren Geräte mussten neue Energieeffizienzklassen geschaffen werden.

Foto: kerkezz/Fotolia.com

Energieeffiziente Haushaltgeräte wie Waschmschinen senken die Stromkosten spürbar.

Die Energieetikette erleichtert die Auswahl, denn ein Blick darauf genügt: Grün hinterlegte Buchstaben stehen für effiziente Geräte, orange und rote für ineffiziente. Die Energieetikette gibt auch Auskunft über den Energieverbrauch in Kilowattstunden und andere, je nach Gerätekategorie relevante Grössen. Für kleine Elektrogeräte gilt zudem eine generelle Vorschrift zur Begrenzung des Stromverbrauchs im Standby und im Aus-Modus. Seit 1. Januar 2013 liegen diese Werte bei 0,5 Watt und 1,0 Watt – je nach Gerät.

TIPP

REPARATUR ODER ERSATZ?

Oft fällt es schwer, zwischen Reparatur und Neugerät zu entscheiden. Es gilt, verschiedene Faktoren zu berücksichtigen: 1. Wie alt ist das Gerät? 2. Wie hoch sind die Reparaturkosten? 3. Was kostet ein neues Gerät? Ebenso relevant ist die Energieeffizienzklasse des defekten Gerätes. Ist diese schlecht, lohnt sich der Ersatz durch ein neues Gerät meist – anders bei Geräten, die technisch noch auf einem guten Stand sind. Doch sollten die Reparaturkosten immer in einem angemessenen Verhältnis zum Zeitwert stehen. Oder anders ausgedrückt: Je älter ein Gerät ist, desto weniger darf die Reparatur kosten. Energie Schweiz hat dazu die Entscheidungshilfe «Defekte elektrische Geräte reparieren oder ersetzen?» publiziert. Das Dokument lässt sich kostenlos auf www.energieschweiz.ch herunterladen. Darin enthalten sind Tabellen mit allen wichtigen Elektrogeräteklassen. Sie geben Aufschluss drüber, wieviel eine Reparatur in einer jeweiligen Situation noch kosten darf. Zum Beispiel Waschmaschinen: Während ihre Reparatur nach drei bis vier Jahren maximal 40 Prozent des Neupreises kosten darf, sind es nach acht bis zehn Jahren nur noch maximal 10 Prozent. Für über zehn Jahre alte Maschinen empfiehlt sich ein Ersatz. Oft ist es allerdings nicht einfach, eine Fachperson zu finden, die ein defektes Gerät reparieren kann und will. Abhilfe schafft der Reparaturführer: Die Plattform ist eine Kooperation von Städten, Gemeinden und Kantonen. Unter www.reparaturführer.ch findet man kostenlos und in der ganzen Schweiz Fachleute für Reparaturen. Und zwar nicht nur für Elektrogeräte, sondern auch für Alltagsgegenstände wie Koffer und Gartenmöbel oder für Musikinstrumente.

SPARSAME NOTEBOOKS

Nicht alle Geräte sind mit einer Energieetikette gekennzeichnet, trotzdem kann ihr Stromverbrauch ins Gewicht fallen. Das ist insbesondere bei Computern der Fall – bei einem Neukauf sollte man sich daher überlegen, ob ein Notebook nicht ausreicht. Ein solches verbraucht nur etwa einen Fünftel der Energie eines PCs.Denn für Notebooks hat die Industrie stromsparende Prozessoren entwickelt, um ein möglichst langes, netzunabhängiges Arbeiten zu ermöglichen. Bei Smartphones ist der Energiebedarf noch tiefer – ein Notebook verbraucht rund zehnmal mehr Strom. Und: Tablets liegen verbrauchsmässig näher beim Smartphone als beim Notebook. Wer nur mal schnell im Internet surfen möchte, nimmt dazu also besser ein Smartphone oder Tablet und startet nicht extra den Computer.

In einem Haushalt sind viele weitere Geräte anzutreffen, die nicht mit einer Energieetikette gekennzeichnet sind. Darunter fallen zum Beispiel Drucker, Spielkonsolen, Stereoanlagen oder DVD-Player. All diesen Geräten ist gemeinsam, dass sie im Betrieb nicht viel Strom verbrauchen, da sie jeweils nicht lange laufen. Sie verbrauchen jedoch unnötig Strom im Standby. Es lohnt sich daher, diese Geräte bei Nichtgebrauch vollständig auszuschalten – zum Beispiel über eine ausschaltbare Steckerleiste, oder indem man ganz herkömmlich den Stecker zieht.

CHECKLISTE

ACHTEN SIE BEIM KAUF AUF DIE ENERGIEETIKETTE

Folgende Produkte sind damit gekennzeichnet:

  • Haushaltgeräte (Kühl- und Gefriergeräte, Waschmaschinen, Wäschetrockner, Geschirrspüler, Backöfen, Dunstabzugshauben, Kaffeemaschinen, Staubsauger, Raumklimageräte)
  • Lampen und Leuchten
  • Fernsehgeräte
  • Gewerbliche Elektrogeräte
  • Personenwagen
  • Autoreifen
  • Sanitärprodukte
  • Fenster
  • Heizgeräte
  • Wassererwärmer
  • Lüftungsanlagen