Sanieren in Etappen – Teil 1
Vor drei Jahren kaufte Familie Krähenbühl in Rafz ein Zweifamilienhaus und saniert es seither in Eigenregie. Entstanden ist ein gemütliches Zuhause
Text — Thomas Bürgisser
LETZTE SANIERUNG IN DEN 70ER-JAHREN
Gross und hell ist der Eingangsbereich bei der Familie Krähenbühl, alles riecht noch ein bisschen neu. Durch einen offenen Durchgang gehen Sabrina und Nicolas Krähenbühl in das Esszimmer mit offener Küche. Auch hier ist alles in Weiss gehalten, ausser dem Keramikboden und den dazu passenden Verblendern in Steinoptik. Der Stolz ist dem jungen Ehepaar anzusehen. Vor noch nicht langer Zeit sah hier alles ganz anders aus. «Als wir zum ersten Mal hier reinkamen, dominierten Braun- und Grüntöne, noch von der letzten Komplettsanierung in den 70er-Jahren», beginnt Sabrina Krähenbühl zu erzählen. Vor vier Jahren waren sie auf der Suche nach einer grösseren Mietwohnung. «Die 5,5-Zimmer-Wohnung gefiel mir auf Anhieb. Etwas, dem wir unseren eigenen Anstrich geben konnten», so Nicolas Krähenbühl. Sabrina vertraute ihrem Mann und seiner Vorstellungskraft. Zum Glück, wie sie heute findet.
Vorher
Nachher
Bereits kurz nach dem Einzug überzog Nicolas Krähenbühl die grünen Küchenschränke aus den 70er-Jahren mit weissen Folien, die Küchengeräte blieben jedoch die gleichen. Vier Jahre später folgten ein neuer Keramik-Plattenboden sowie Verblender in Steinoptik.
Kurz nach dem Einzug machte sich Nicolas Krähenbühl, der als Polier bei einem Bauunternehmen arbeitet, ans Werk. «Am meisten störte uns die dunkle Küche, weshalb wir die Vermieterin fragten, ob wir etwas verändern dürften», erinnert er sich. Die nächsten zwei Wochen montierte er Küchenschrank für Küchenschrank ab, überzog diese neu mit weissen Folien. An den Küchengeräten änderten sie jedoch nichts – schliesslich waren sie damals noch Mieter. Ein Jahr später aber bot sich die Gelegenheit, gleich das ganze ehemalige Bauernhaus in Rafz mit Baujahr 1948 zu kaufen, zu dem auch noch eine 2,5-Zimmer-Einliegerwohnung gehört. Mit der Unterstützung der Eltern brachten sie die Finanzierung für die etwas mehr als 900‘000 Franken zustande. «Natürlich war das ein grosser Schritt für uns. Allerdings bezahlen wir heute viel weniger als unsere damalige Miete von fast 2500 Franken.» Und vor allem konnten Krähenbühls von nun an schalten und walten, wie sie wollten.
Vorher
Nachher
Vom Esszimmer gehts durch einen offenen Durchgang ins Wohnzimmer. Hier verlegte Nicolas Krähenbühl ebenfalls einen Keramik-Plattenboden, unter dem sich neu eine elektrische Bodenheizung befindet. Auch das Cheminée erhielt einen neuen Look, so dass heute kaum noch etwas an das alte Wohnzimmer erinnert.
DÄMMUNG DES EHEMALIGEN STALLS
Für die junge Familie war klar, die geplanten Sanierungen konnten nur Schritt für Schritt umgesetzt werden. Ein Sanieren in Etappen, wie es von vielen propagiert wird, um die Kosten auf mehrere Jahre zu verteilen und gleichzeitig Steuern zu sparen. Und doch wird der Plan bei Einfamilienhäusern nur selten in die Praxis umgesetzt. Vielen ist es dann wohl doch zu mühsam, immer wieder neue Baustellen im Haus zu haben. «Hätten wir das Kapital gehabt, wäre auch für uns eine Komplettsanierung in einem das einfachste gewesen», sagt Nicolas Krähenbühl. Fügt aber nach einer kurzen Pause lachend an: «Wobei das bei Weitem nicht so viel Spass gemacht hätte. Denn an einem Haus zu werken ist nicht nur mein Beruf, sondern auch mein Hobby.» Tatsächlich hat der Familienvater nicht nur ganz viele Ideen im Kopf: Schritt für Schritt setzt er diese auch gleich selber in die Tat um, jeweils am Feierabend und an den Wochenenden: «Bei der Reihenfolge haben wir vor allem darauf geschaut, was für uns als Familie am wichtigsten ist.»
Schritt für Schritt sanierte Nicolas Krähenbühl, der als Polier arbeitet, sein Haus in Eigenregie jeweils am Abend und an den Wochenenden, teilweise mit Unterstützung von Kollegen.
Eines der dringendsten Projekte nach der Küche war die Waschküche, ein ehemaliger Stall, der kaum isoliert war. Lange Zeit stand hier die Ölheizung, die aber noch vor dem Einzug der Familie durch eine Wärmepumpe ersetzt wurde. Seit drei Jahren ist nun auch der alte Steinboden Vergangenheit, er ist einem dunklen Keramik-Plattenboden gewichen. Gleichzeitig isolierte Nicolas Krähenbühl die Aussenwand von innen, ersetzte die dünne Holztüre sowie zwei Fenster durch neue. Eine der wenigen energetischen Massnahmen. Einzig die Hauseingangstüre wurde zusätzlich abgedichtet. «Die restlichen Fenster und Dämmungen müssen vorläufig noch warten.» Die Sanierungsarbeiten in der Waschküche nutzte Nicolas Krähenbühl auch gleich, um für seinen Sohn Noah einen Spielraum zu bauen. Dafür trennte er einen Teil des Raums mit einer Mauer ab. Durch einen kleinen Zugang gelangt der Vierjährige nun in seine eigene, zweistöckige Spielburg.
DER EXPERTE
Felix Arnold
Energieberatung
Aargau
«ICH WÜRDE ZUERST IMMER EINEN GEAK PLUS MACHEN»
Felix Arnold, worauf gilt es beim energetischen Sanieren in Etappen zu achten?
Dass der Gesamtüberblick nicht verloren geht. Ideal ist zum Beispiel, wenn zuerst die Gebäudehülle
und dann die Heizung gemacht wird, damit die Heizung auf die neuen Verhältnisse abgestimmt werden kann. Bei der Gebäudehülle selbst sind Fenster und Türen meist die erste Modernisierungs- Massnahme. Dabei gilt es aber schon an die eventuelle spätere Dämmung der Wände zu denken, damit die Übergänge richtig geplant werden. Das gleiche bei einer Dachsanierung. Gleichzeitig lassen sich vielleicht trotz allem Sachen verbinden. Macht man Dach und Wände zusammen, muss man die Kosten für das Baugerüst nur einmal zahlen.
Wie behält man den Gesamtüberblick?
Ich würde zuerst immer einen GEAK Plus machen. Der Gebäudeenergieausweis der Kantone zeigt den aktuellen Stand des Gebäudes mittels Energieetikette. Das «Plus» steht für den Beratungsbericht. Darin werden in zwei bis drei abgestuften Varianten konkrete Erneuerungsmassnahmen, deren Wirkungen und ungefähre Kosten sowie mögliche Etappierungen aufgezeigt. Der GEAK Plus bietet zudem eine optimale Grundlage für die Ausarbeitung eines weiterführenden Modernisierungskonzeptes.
Was kostet ein GEAK Plus?
Für ein Einfamilienhaus zwischen 1500 und 2000 Franken. Bei uns im Kanton Aargau wird dieser mit einem Förderbeitrag von 800 Franken unterstützt. Auch in vielen anderen Kantonen gibt es solche Förderungen.
NEUE BÖDEN UND VOLLENDUNG DER KÜCHE
Ein zweites Spielparadies findet sich in der zweiten Etage: Das Kinderzimmer. Bereits kurz nach dem
Einzug brachte Nicolas Krähenbühl hier Farbe an die Wände, inklusive aufgemalter Schildkröten. Anfang 2017 folgte ein neuer Laminatboden, der gleich im gesamten Obergeschoss sowie auf den Treppenstufen ausgebracht wurde. In der gleichen Sanierungsetappe verlegte der Familienvater im Erdgeschoss durchgehend neue Keramik-Bodenplatten und installierte im Wohnzimmer eine elektrische Bodenheizung. «Eigentlich wollten wir zuerst nur den Eingangsbereich neu verlegen. Weil wir aber nicht wussten, ob die gleichen Platten in drei Jahren noch erhältlich sind, haben wir nun gleich alles gemacht.»
Vorher
Nachher
Die Waschküche – der ehemalige Stall – war beim Hauskauf kaum isoliert. Hier brachte Nicolas Krähenbühl eine Dämmung von innen an und ersetzte die Holztüre sowie zwei Fenster. Für seinen Sohn trennte der Familienvater ausserdem einen Teil des Raums mit einer Mauer ab und schuf eine Spielburg.
Die Gelegenheit nutzten sie auch, um der Küche nach vier Jahren den letzten Schliff zu geben. Hinter dem Kochherd schützen nun schwarze Keramikplatten vor Spritzern, die restliche Rückwand schmücken Verblender in Steinoptik. Diese finden sich auch an der freistehenden Bar, im Elternschlafzimmer sowie an der Trennwand zwischen Entree und Esszimmer. Die Trennwand bestand bisher aus Holz, wurde jetzt aber mit Gipsplatten eingefasst und weiss verputzt, ebenfalls im Januar und Februar 2017. «Zum Glück hatte ich bei dieser letzten Etappe eine Woche Ferien und Unterstützung von Kollegen. Trotzdem war es dann doch grad ein bisschen viel», gibt Nicolas Krähenbühl zu. Und fügt an: «Nun geht’s im Sommer erst mal wieder an die Aussenarbeiten.»
SANIERUNG IN ETAPPEN: ZWEITER TEIL
Im zweiten Teil erfahren Sie, wie die Familie Krähenbühl den Aussenraum gestaltet hat, welche Projekte als nächstes anstehen und wie es sich auf einer ständigen Baustelle lebt. Lesen Sie hier.