Foto: Stefan Wüthrich

Sanieren in Etappen – Teil 2

Seit drei Jahren saniert die Familie Krähenbühl ihr Zweifamilienhaus mit Baujahr 1948 in einzelnen Etappen. Unterteilt werden die Projekte unter anderem nach Jahreszeit. Im Winter wird im Innern saniert, im Sommer im Freien.

Text — Thomas Bürgisser

 

Vor der Haustüre der Familie Krähenbühl stehen noch ein paar Baustellen-Eimer, da und dort schaut ein
Kabel aus dem Boden, Bretter lehnen an der Hausmauer. Es wird saniert. Seit vier Jahren wohnt die Familie nun in diesem ehemaligen Bauernhaus in Rafz, seit drei Jahren als Besitzer. Seither renovieren sie das 5,5-Zimmer-Haus Schritt für Schritt in Eigenregie. Unzählige Stunden investiert Nicolas Krähenbühl in seiner Freizeit in sein 160 Quadratmeter grosses Eigenheim, jeweils nach Feierabend oder an den Wochenenden. An einem Haus zu werken, sei nicht nur sein Beruf, sondern auch sein Hobby, sagt der 27-jährige Polier. Seine Leidenschaft für das Bauen ist ein Grund, wieso sich die Familie für ein Sanieren in Etappen entschied. Ein weiterer ist der finanzielle Aspekt: «Wir müssen jeweils wieder etwas sparen, bevor wir weitermachen können», sagt Sabrina Krähenbühl lachend.

Foto: Stefan Wüthrich


Im Sommer arbeitet Nicolas Krähenbühl jeweils im Aussenbereich. Im Garten vor dem Haus mussten beispielsweise Bäume und Büsche weichen, dafür gab es einen grossen Sitzplatz, eingefasst von einer Natursteinmauer. Den Gartentisch kreierte Nicolas Krähenbühl selbst, für den Grill baute er einen Unterstand.

ERST 30‘000 FRANKEN INVESTIERT

Die Reihenfolge der Arbeiten wird aber weniger vom Budget bestimmt als vielmehr von den Bedürfnissen der Familie. Und den Jahreszeiten. Im Winter arbeitet Nicolas Krähenbühl an den Innenräumen, im Sommer im Aussenbereich. So erneuerte er im ersten Sommer im Garten zum Beispiel den Rasen – den Rollrasen dafür bekamen sie zur Hochzeit. Einzelne Bäume und Büsche mussten weichen – «wir haben absolut keinen grünen Daumen» –, dafür gab es einen grossen Sitzplatz, eingefasst von einer kleinen Natursteinmauer als Wind- und Sichtschutz. Für den Grill baute Nicolas Krähenbühl einen kleinen Unterstand, den Gartentisch kreierte er selbst, ebenso wie die Sitzbank, in welcher die Initialen von ihm und seiner Frau eingelassen sind.

Im darauffolgenden Sommer stand der Aussenraum auf der anderen Hausseite an, gezwungenermassen. «Die Kanalisationsrohre mussten auf Geheiss der Gemeinde ersetzt werden», erzählt Nicolas Krähenbühl. Diese Arbeiten gehörten mit Kosten von rund 16‘000 Franken zu den bisher grössten Investitionen seit dem Hauskauf. «Insgesamt haben wir für die Sanierungen erst rund 30‘000 Franken ausgegeben», rechnet Krähenbühl vor. Die geringen Investitionen sind zum einen auf viel Eigenarbeit zurückzuführen. Aber auch auf die grosse Unterstützung, welche die Familie bei ihre Projekt bekommt. So hat Nicolas Krähenbühls Arbeitgeber, ein Bauunternehmen, für die Sanierung der Kanalisationsrohre zum Beispiel einen Bagger kostenlos zur Verfügung gestellt. Und immer wieder packen auch Kollegen bei den Projekten mit an. «Da kann ich mit meiner Arbeit auf der Baustelle natürlich auf viele Fachpersonen zurückgreifen. Denn ganz alles mache ich schon nicht selber. An komplizierte elektrische Installationen beispielsweise wage ich mich nicht heran. Das ist mir zu heikel.»

Foto: Stefan Wüthrich


Im nächsten Jahr plant der Familienvater, den Garten noch bis zum Haus zu verlängern. Im Moment trennt Haus und Garten noch ein kleiner Privatweg.

EIN FAMILIENPROJEKT

Diesen Sommer nun soll der Vorplatz endlich mit Steinplatten bedeckt und abgeschlossen werden. Nach
zwei Jahren. «Letztes Jahr stand zuerst der Kinderspielplatz für unseren Sohn Noah an», so der Familienvater. Dass sie zuhause oft in einer Baustelle leben, macht Sabrina Krähenbühl nichts aus. «Solange es draussen ist. Im Haus drinnen würde es mich mehr stören. Dort sind die Projekte aber meist innert kürzester Zeit abgeschlossen.» So musste die Familie bisher kaum länger auf etwas verzichten. Und trotzdem habe es schon auch Zeiten gegeben, in denen sie langsam genug vom Baustaub hatte. «Auf das Sanieren in mehreren Etappen und in Eigenregie würde ich deshalb aber nicht verzichten wollen», sagt die Mutter und Krippenbetreuerin. «Ist doch schön, wenn man immer wieder etwas verändern kann. Und wenn man sein Haus dann obendrein mit den eigenen Händen gestaltet und baut, macht das schon stolz.» Sabrina Krähenbühl sieht die Sanierung als Familienprojekt. «Für Noah ist es natürlich super, seinem Vater zuzuschauen, wie er alles macht. Und auch selber mitanzupacken, zum Beispiel beim Streichen von Wänden.»

Foto: Stefan Wüthrich


Auf der anderen Seite des Hauses entstand ein Kinderspielplatz – und bald gibt es auch Pizza aus dem eigenen Freiluft-Pizzaofen.

Bis zur nächsten Gelegenheit, bei welcher der Vierjährige zum Pinsel greifen kann, dauert es nicht mehr lange. «Diesen Winter muss ich wohl den alten Badezimmern endlich an den Kragen», sagt Nicolas Krähenbühl. Tatsächlich sind dies noch die einzigen zwei Innenräume, an denen seit der letzten Komplettsanierung 1978 kaum etwas verändert wurde. Entsprechend präsentieren sich die Badezimmer in grellem Orange beziehungsweise düsterem Braun-Grün. Gleich wie in der Küche sowie dem Wohn- und den Schlafzimmern soll auch hier nun alles heller werden. «Was es dann genau wird, entscheiden wir wohl wieder erst direkt im Laden», meint Sabrina Krähenbühl. Aus Prospekten oder im Internet auswählen, sei nicht ihr Ding. Und was folgt nach den Badezimmern? Der Estrich, meint Nicolas Krähenbühl. Hier wolle er irgendwann das Dach noch von innen dämmen und einen zusätzlichen Wohnraum schaffen, auch für die Einliegerwohnung, die ebenfalls zu ihrem Haus gehört. «Dann können wir dort 3,5-Zimmer anstatt wie heute 2,5-Zimmer vermieten.» Ausserdem müsse man den Naturkeller mal angehen. «Und im nächsten Sommer könnte man den Garten bis zum Haus verlängern.» An Ideen fehlt es Nicolas Krähenbühl tatsächlich nicht. Zuerst freut er sich nun aber auf die erste Pizza aus dem eigenen Freiluft-Pizzaofen, der bald fertig sein sollte.