Küchenumbau - Teilrenovation
Ein Küchenumbau kann komplizierter sein als gedacht. Und eine Teilrenovation ist nicht unbedingt günstiger als ein kompletter Ersatz. Doch das Resultat überzeugt.
Text — Tanja Seufert
WARUM EINE NEUE KÜCHE?
16 Jahre: So alt war die Eigentumswohnung, die sich ein Ehepaar im Kanton Zürich kaufte. Gut im Schuss und an einer tollen Lage – doch die Küche entsprach nicht den Bedürfnissen der neuen Eigentümer: Kühlschrank und Spülmaschine waren zu klein dimensioniert, die Küchenmöbel abgegriffen und teilweise beschädigt. Zudem hatten die Vorbesitzer Küchenelemente einbauen lassen, welche keine Verwendung mehr fanden, zum Beispiel ein fest installiertes Rührwerk. Nicht nur funktional, auch optisch überzeugte die alte Küche nicht mehr: Die Fronten waren vom Lichteinfall bereits etwas verfärbt und konnten nicht mehr ersetzt werden – die ursprüngliche Farbe war beim Hersteller nicht mehr erhältlich. Zudem bestanden unzählige hervorstehende Griffe. Und obwohl die neuen Eigentümer die Arbeitsplatten aus Granit mochten, ergaben sie in Kombination mit den Granit-Rückwänden ein gar «steiniges» Gesamtbild.
VORHER
Das wurde behalten: Waschbecken, Beleuchtung, Bodenbelag, Granitabdeckung, Dunstabzug und Induktionsherd.
DIE WUNSCHLISTE ...
Die Stockwerkeigentümer diskutierten mit dem Küchenbauer erste Ideen und liessen die Küche vermessen. Da die Küche einen herrlichen Blick auf den Zürichsee bietet, träumten sie davon, beim Kochen denselbigen geniessen zu können. Die Lösung lag auf der Hand: den Herd und alle anderen Geräte in die vordere, freistehende Küchenzeile verschieben. Diese sollte künftig nicht mehr als Bar gestaltet sein, sondern als einheitlich tiefe Arbeitsfläche. So würde, stellten sich die Bauherren vor, der Koch-/Essbereich noch grosszügiger wirken. Vom Esstisch aus könnte der Blick durch die ganze Küche schweifen.
NACHHER
Das wurde ersetzt: Rückwand, Elektrogeräte (inkl. Kühlschrank) und Küchenmöbel
... UND WAS DARAUS WURDE
Doch genau diese Vorstellung war es, die den Eigentümern plötzlich nicht mehr geheuer war: Schliesslich ist die Küche, gerade wenn für Gäste gekocht wird, oft alles andere als aufgeräumt und sauber. Die Vorstellung von Gästen, die vom Esstisch aus einen Berg schmutziges Geschirr erblicken, schien nicht mehr so prickelnd. Das Detail zeigt: Eine neue Küche zu planen, ist ein Prozess und braucht Zeit. Manchmal erweisen sich erste Ideen und Wünsche als unpraktisch oder – das musste auch dieses Paar erfahren – sogar als unrealistisch. So wie die Idee, alle Geräte in die vordere Küchenzeile einzubauen.
ACHTUNG, STROMANSCHLÜSSE
Diesen Plan verwarf nicht etwa der Küchenbauer, sondern erst der hinzugezogene Elektriker. Um dies zu realisieren, machte er ihnen klar, müssten sie die Stromanschlüsse aufwendig verlegen lassen – inklusive Boden aufspitzen. Das wäre unverhältnismässig teuer geworden. Somit war klar: Der Grundriss der alten Küche würde quasi unverändert bleiben. Dennoch sollten die Küchenmöbel komplett ersetzt werden – denn das war günstiger, als neue Türen anfertigen zu lassen. Damit man an der Bar besser stehen kann, sollte die freistehende Küchenzeile neu etwas schmaler werden.
Details zeigen: Eine neue Küche zu planen, ist ein Prozess und braucht Zeit.
GUTES BEHALTEN
Beibehalten wollten die Bauherren die hochwertigen Arbeitsplatten aus Granit. Für die vordere Küchenzeile mussten sie nur etwas gekürzt werden. An der Rückwand der Küche hingegen musste der Naturstein weichen und wurde durch eine elegante Glaswand ersetzt, die in der gleichen Farbe wie das Esszimmer gefärbt ist. Die neue Küche wirkt so viel eleganter. Für Eleganz sorgen auch die neuen, grifflosen Hochglanz-Fronten in Eierschalenweiss: Die Eigentümer entschieden sich für ein zeitloses, ruhiges Design.
Nebst der Granit-Abdeckung behielten die Eigentümer auch Herd, Dunstabzug und Waschbecken – nicht etwa aus finanziellen Gründen, sondern aus ökologischen. Schliesslich waren diese Elemente noch einwandfrei. Die alten Geräte hingegen wurden durch leisere und sparsamere Modelle ersetzt.
TIPP
NEUE KÜCHE GEPLANT?
WISSEN UND TIPPS: Was sind die typischen Fehler bei der Küchenplanung? Wie
lassen sich Stauraum und Arbeitsfläche vergrössern? Welche neuen Entwicklungen gibt es in der Welt der Küche? In unseren redaktionellen Artikeln erhalten Sie wertvolle Informationen und Anregungen rund um den Küchenumbau.
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DER ALLTAGSTEST: KOCHEN ...
Der Grundriss mit Stehbar erweist sich nun, im täglichen Gebrauch, als sehr praktisch. Es sind gerade die Details, die das Kochen vereinfachen – etwa dass sich der Abfalleimer mittels Antippen mit dem Knie öffnen lässt. Denn beim Kochen kleben ja meist allerlei Zutaten an den Händen. Die Eigentümer schätzen auch die relativ hohe Arbeitsfläche, dank der man sich beim Gemüseschnipseln keine Rückenverspannung holt. Die neue, etwas schmalere Stehbar lädt nun zu einem geselligen Apéro ein, während man in der Küche noch beschäftigt ist. So ist die Köchin, der Koch nicht von den Gästen getrennt.
... UND VERSTAUEN
Dennoch vermissen die Eigentümer etwas Stauraum – zum Beispiel fürs Recycling. Wer nicht nur den obligaten Abfalleimer mit Grünabfall möchte, sollte den Küchenbauer unbedingt darauf hinweisen. Auf der Wunschliste des Paars wäre auch ein so genannter Doktorschrank gewesen – ein ausziehbarer Hochschrank. Durch den Auszug lassen sich auch Objekte, die ganz hinten verstaut sind, einfach erreichen. Doch ein solcher Schrank braucht eine beachtliche Tiefe, die nicht gegeben war.
CHECKLISTE
TIPPS FÜR DEN KÜCHENUMBAU
Diese Tipps geben die Bauherren gerne weiter:
- Auf die Stromanschlüsse achten – diese lassen sich nicht so einfach verlegen
- Ausreichend Stauraum fürs Recycling einplanen
- An Platz für Schwämme, feuchte Putzlappen und Trockentücher denken
- Bei den Küchenmöbeln auf hochwertige Beschläge achten und eventuell zwei, drei Stück als Ersatz dazukaufen und lagern, unter Umständen sind sie in einigen Jahren nicht mehr erhältlich
- Beim Küchenbauer nachfragen, wie lange das Material der Küchenabdeckung (Arbeitsplatten) erhältlich sein wird
- Die Schubladen der einzelnen Küchenschränke werden immer auf eine Linie gesetzt, deshalb gut überlegen, wie hoch sie sein sollen
- Falls vorhanden, Ecken gut nutzen.
DAS FAZIT DER BAUHERREN:
Die Teilsanierung kam sie gleich teuer zu stehen wie ein kompletter Ersatz – damit hatten sie nicht gerechnet. Doch wollten sie eine möglichst nachhaltige Lösung. Die (fast) neue Küche überzeugt optisch wie auch funktional.