Sanierungspartner: Wen brauche ich für eine Sanierung?
Je mehr Bauteile von einer Sanierung betroffen sind, desto detaillierter muss man planen. Diese Baufachleute helfen dabei.
Text — Raphael Hegglin
Ein Punkt ist bei allen Sanierungen gleich: Jemand muss den Überblick behalten. Klingt banal, ist in der Realität aber oft nicht der Fall. So ist unkoordiniertes Vorgehen einer der Hauptgründe für Baumängel. Denn wenn jeder Handwerker den Auftrag nur aus seiner Perspektive betrachtet, passen die Bauteile am Schluss nicht optimal zueinander.
Ein Beispiel dazu? Die Fenster-Firma denkt nicht an den Fassadenbauer und ersetzt 1:1. Die Fensterlaibungen und -bänke bleiben dadurch ungedämmt, wodurch Wärmebrücken entstehen. Unnötiger Energieverlust und im schlimmsten Fall Kondenswasserbildung sind die Folge davon. Ein weiteres Problem: Bei schlecht koordinierten Bauprojekten stehen Handwerker herum, weil sie nicht weiterarbeiten können. Das treibt die Baukosten nach oben, oft muss die Bauherrschaft am Schluss die Mehrkosten selbst bezahlen
JE MEHR BETEILIGTE, DESTO KOMPLIZIERTER
Doch wer behält den Überblick bei einem Bauprojekt? Braucht es dazu zwingend eine Architektin bzw. einen Architekten oder gar einen Generalunternehmer (GU)? Es kommt ganz darauf an, wie komplex die Arbeiten sind. Geht es zum Beispiel darum, Zimmerwände neu zu streichen oder den alten Teppichboden durch ein Parkett zu ersetzen, dann klappt die direkte Zusammenarbeit zwischen der Bauherrschaft und dem Handwerksbetrieb, es braucht keine weitere Fachperson.
Sobald mehr als eine Berufsgattung an einem Projekt beteiligt ist, wird die Sache komplizierter. Während zwei Handwerker – zum Beispiel Maurer und Elektromonteur – sich noch gut absprechen können, wird es bei drei Beteiligten komplizierter. Spätestens dann braucht es jemanden, der den Überblick bewahrt und hierarchisch eine Stufe über den anderen steht.
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MÖGLICHE PLANUNGSPARTNER
Wer hilft beim Planen und Umsetzen von Bauprojekten? Möglich sind verschiedene Partner. Sie alle haben ihre Stärken:
Generalunternehmungen
Bei grossen Projekten stehen sie über allem: Sie übernehmen den Auftrag gesamthaft und kümmern sich auch um die Ausschreibung und Budget-Kontrolle. Bei grossen Bauprojekten wie Überbauungen oder Hochhäuser sind GU unverzichtbar. Nur durch sie ist ein reibungsloser Ablauf der Arbeiten gewährleistet, auch offerieren sie in der Regel sämtliche Arbeiten zu einem fixen Preis. Bei kleineren Bauprojekten wie die Sanierung eines Einfamilienhauses fungieren meist Architekten oder ein grösserer Handwerksbetrieb als GU. Wichtig: GU sind teilweise etwas in Verruf geraten, weil sie die Preise auf dem Bau so sehr drücken, dass die Qualität darunter leidet. Wer mit einem GU zusammenarbeitet, sollte darauf achten, dass der Preis nicht das einzige Kriterium für die Arbeitsvergabe ist.
Architektinnen und Architekten
Sie sind für weit mehr verantwortlich als für das Aussehen und den Grundriss eines Hauses. Architekten kennen ein Gebäude auf der planerischen Ebene am besten und haben den Gesamtüberblick. Es gibt Architekturbüros, die sich auf Umbauten, Anbauten und Renovationen spezialisiert haben. Sie bieten oft auch die Gesamtbauleitung an und sind dann die wichtigsten und primären Ansprechpartner für Bauherrschaften.
Handwerksunternehmen
Wird nicht das gesamte Haus umgebaut, ist oft kein Architekt oder gar GU erforderlich. Ein erfahrener Handwerksbetrieb kann ebenso – und dies kostengünstiger – die Bauleitung inklusive Planung übernehmen. Wichtig dabei ist, dass das Handwerksunternehmen der Wahl bereits breite Erfahrungen sammeln konnte und mehrere Referenzen ähnlich gearteter Projekte vorweisen kann.
Bauteams und Interessengemeinschaften
Zusammenschlüsse ermöglichen es, dass verschiedene Handwerksbetriebe auch grosse Projekte ohne GU stemmen können. Bei der Sanierung von Einfamilienhäusern kann ein Bauteam aufgrund der Synergien attraktive Preise bieten und hochwertige Arbeit garantieren. Wichtig ist allerdings, dass die Beteiligten untereinander gut eingespielt sind, schon seit Längerem zusammenarbeiten und jemand klar der Ansprechpartner für die Bauherrschaft bleibt.
BAUSTATIK PRÜFEN
Planerisch begabte Bauherrinnen und Bauherren können auch anspruchsvolle Sanierungen und Ausbauprojekte selbst organisieren – theoretisch. Denn sie müssen sich bewusst sein, dass der zeitliche Aufwand hoch und neben dem eigenen Beruf kaum zu bewältigen ist.
Ab wann es einen Profi für die Bauplanung und -leitung braucht, lässt sich nicht genau sagen: Das hängt von den zeitlichen Ressourcen der Bauherrschaft und von deren Eigenkompetenz bei baulichen Fragen ab. Sobald Bauteile verändert oder gar entfernt werden, sollte man auf eine externe Fachperson setzen: zum Beispiel, wenn man eine Wand herausbrechen lässt, um den Grundriss eines Hauses zu verändern. Dann geht es nicht nur darum, zahlreiche Arbeitsschritte zu koordinieren: Vorher muss genau geprüft werden, wie sich die Arbeiten auf das Haus auswirken. Handelt es sich um eine tragende Wand, dann beeinflusst dies die Statik und es sind zusätzliche Arbeiten erforderlich – ansonsten stürzen Teile des Gebäudes im schlimmsten Fall ein!
DER RICHTIGE ZEITPUNKT ZÄHLT
Die meisten Bauarbeiten lassen sich zu jeder Jahreszeit erledigen. Am beliebtesten sind aufgrund der milden Temperaturen Frühling und Sommer. Wichtig ist diese Zeit besonders für Dachsanierungen und den Fensterersatz, da dann nicht oder nur leicht geheizt werden muss und somit der Wärmeverlust gering ausfällt. Bei Betonarbeiten (Neubauten) ist Herbst und beginnender Winter besonders gut, wenn danach die Zeit zum Austrocknen genutzt wird.
Beliebt ist eine Sanierung auch während der Ferien, da man dann verreisen kann und nicht auf einer Baustelle leben muss. Wählt man diesen Weg, muss man seinen Partnern umso mehr vertrauen können. Ansonsten kann es nach den Ferien ein böses Erwachen geben. Grundsätzlich lässt sich – gute Planung vorausgesetzt – während aller Sanierungsarbeiten im Haus bleiben. Die Frage ist eher, ob man das möchte.
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SO FINDE ICH DIE RICHTIGEN PARTNER
Es gibt kaum jemanden, der nicht eine Bau-Horror-Geschichte erzählen kann – sei es eine selbst erlebte oder eine aus dem Bekanntenkreis. Meist handelt sie von Baumängeln, Zeitverzögerungen oder überzogenen Budgets. Doch wie findet man verlässliche Partner? Das sind die wichtigsten Punkte:
Nichts ohne Referenzen:
Seriöse Firmen können Berichte über erfolgreich abgeschlossene Bauprojekte vorlegen. Oft ist es auch möglich, mit den Bauherrschaften dieser Projekte persönlich in Kontakt zu treten und ihre Meinung abzuholen. Ebenfalls hilfreich sind positive Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis.
Offen über Geld reden:
Eine Offerte ist nicht nur ein Preisschild, sondern das konkrete Angebot für eine umfassende Dienstleistung. Sie muss detailliert und nachvollziehbar sein. Ein verlässlicher Partner kann plausibel erklären, wenn ein Posten etwas mehr kostet – denn billig kommt oft teurerer.
Fachliche Kompetenz:
Das Schweizer Bildungssystem ist top. Wer Ärger vermeiden will, engagiert für sein Bauprojekt Handwerkerinnen und Handwerker mit einem staatlich anerkannten, geschützten Berufstitel. Das sind die eidgenössischen Bildungsnachweise: eidg. Fähigkeitszeugnis EFZ (Grundausbildung), eidg. Fachausweis FA (Berufsprüfung), eidg. Diplom (Höhere Fachprüfung / Meisterprüfung) und Höhere Fachschule HF.
Beratungskompetenz:
Änderungen während des Bauprojekts können weitreichende Folgen haben – sowohl finanziell als auch, was die Qualität des Baus betrifft. Kompetente Fachpartner verstehen ihre Kundschaft und verringern mit einer umfassenden Beratung das Risiko von Änderungen im laufenden Bauprozess.
SICHER DURCH DEN PARAGRAFEN-DSCHUNGEL
Der Papierkrieg nimmt mit zunehmender Bautiefe zu. Es gilt, Baubewilligungen einzuholen, För-
dergelder zu beantragen und eine Baustellenlogistik zu führen. Auch hierbei hilft ein Planungsprofi. Das muss im Einfamilienhaus-Bereich nicht zwingend ein Architekt oder gar ein GU sein. Immer mehr Handwerksbetriebe wie kleinere Baufirmen bieten neben ihrer eigentlichen Kernkompetenz – zum Beispiel Mauern und Betonieren – eine Gesamt-Bauleitung an.
Ein weiterer Trend der letzten Jahre sind auch Bauteams. Dies sind Zusammenschlüsse mehrerer Handwerksunternehmen, die Teil- und Gesamtsanierungen aus einer Hand bieten. Sie nutzen so Synergien und können kosteneffizient arbeiten.
Für welche Partner sich Bauherrschaften auch entscheiden: Sie sollten sich für jedes Bauprojekt Eigenkompetenzen aufbauen und die Zügel jederzeit straff in den Händen halten. Das ist der beste Garant für den Erfolg des eigenen Bauprojekts.