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Kleine und grosse Helfer für saubere Luft

Gut 90 Prozent des Tages verbringen die meisten von uns in Innenräumen, davon einen grossen Teil zuhause. Entsprechend wichtig ist genau hier eine gute Luftqualität. Dafür gibt es die unterschiedlichsten Helfer und Massnahmen.

Text — Thomas Bürgisser

 

Mit jedem Atemzug stossen wir Kohlendioxid aus. Wir geben aber auch Feuchtigkeit und Wärme an die Raumluft ab. Daneben kochen wir vielleicht noch mit Gas, haben das offene Cheminée eingefeuert und erst vor kurzem ein neues Sofa in den Raum gestellt. Das alles kann für verbrauchte oder verschmutzte Luft sorgen – durch Stickoxide, Feinstaub, flüchtige organische Verbindungen und vieles mehr. 

Mehrmals täglich kurz querlüften sorgt dafür, dass verbrauchte Luft durch frische ausgewechselt wird. Wie oft genau, hängt von zahlreichen Faktoren ab, zum Beispiel, wie viele Personen sich in einem Raum aufhalten. Das Bundesamt für Gesundheit gibt als Faustregel mindestens zwei- bis dreimal täglich für fünf bis zehn Minuten Querlüften an. Wer einen genaueren Indikator haben möchte, kann auf ein CO2-Messgerät setzen. Sobald zu viel CO2 in der Luft nachgewiesen wird, ist die Gefahr gross, dass auch andere Schadstoffe die Raumluftqualität beeinträchtigen.

TIPP

PFLANZEN ALS LUFTVERBESSERER

Pflanzen nehmen CO2 aus der Luft auf und produzieren Sauerstoff. Einige können ausserdem auch andere Schadstoffe binden. Dabei gilt als Faustregel, dass Pflanzen mit grossen Blättern tendenziell die besseren Helfer sind. Am besten aber, man erkundigt sich im Fachhandel. Aufgepasst vor giftigen Pflanzen mit Kindern und Tieren. Und bei allfälligen Allergien oder wenn sich zum Beispiel Schimmel auf der Erde bildet, können Pflanzen auch kontraproduktiv sein.


LUFT REINIGEN

Nicht nur die Innen-, auch die Aussenluft enthält Schadstoffe. Vor allem in Städten oder zur Pollensaison kann das Lüften deshalb zumindest zu bestimmten Zeitpunkten auch kontraproduktiv sein. Je nach Empfindlichkeit kann hier ein Luftreiniger zusätzlich Abhilfe schaffen. Dieser saugt Luft an, reinigt sie über einen Filter von Staub, Pollen oder auch Pilzsporen und andere Kleinstteilchen und bläst sie wieder aus. Wichtig dabei ist, dass das Volumen auf die Raumgrösse und der Filter auf das Bedürfnis abgestimmt sind. Auch Luftwäscher befreien die Luft von Schadstoffen. Dafür wird die eingesogene Luft durch Wasser geführt. Je nach Modell reinigen sie zwar weniger gut, weshalb besonders für Allergiker eine Filterlösung zu empfehlen ist. Gleichzeitig befeuchten sie aber die Luft – und die Luftfeuchtigkeit ist entscheidend für eine gute Raumluftqualität. So reizt zu trockene Luft die Atemwege und Schleimhäute, während eine zu hohe Luftfeuchtigkeit unter anderem Schimmel und Hausstaubmilben fördert. Es gibt auch Luftreiniger, die die Luft zusätzlich befeuchten. Oder aber reine Luftbe- und -entfeuchter.

Wichtig: Ein Ersatz für das Fensterlüften sind alle diese kleinen Helfer nicht, denn zum Beispiel CO2 abführen können sie nicht. Eine Alternative sind einzig automatisierte Lüftungen, die auch als Komfortlüftungen bekannt sind. Sie saugen gezielt Raumluft ab und führen meist vorgewärmte Frischluft zu, wodurch das Fensterlüften quasi ersetzt wird. Solche automatisierte Lüftungen sind in vielen Neubauten heute Standard und können auch in Altbauten mit etwas Aufwand nachgerüstet werden. Auch Teillösungen sind bereits hilfreich. Entscheidend für die Raumluftqualität ist aber vor allem, dass die Frischluft tatsächlich gefiltert ist und die Filter auch regelmässig gewechselt werden.

DIE EXPERTIN

Marie-Hélène Corajod
Expertin bei aha! Allergiezentrum Schweiz

«EIN LUFTREINIGER KANN FÜR PERSONEN MIT ALLERGIEN SINNVOLL SEIN»

Marie-Hélène Corajod, braucht man wirklich einen Luftreiniger zuhause?
Ein Luftreiniger kann für Personen mit Allergien sinnvoll sein. Und es sind doch immerhin rund sechs Prozent der Kinder und Erwachsenen in der Schweiz, die allergisch auf Hausstaubmilben reagieren. Bei Pollen sind es sogar zirka zwanzig Prozent der Bevölkerung.

Wie funktioniert ein Luftreiniger?
Allergene sind so klein, dass sie sich an Staubpartikel haften und sich so mit der Luft im ganzen Innenraum verteilen. Da der Hausstaub sehr leicht ist, bleibt er lange in der Luft schweben. Bei einem Luftreiniger wird die Luft mit allen Partikeln eingesaugt, durch einen oder mehrere Filter geschleust, wo die Kleinstteilchen hängen bleiben, und dann wieder abgegeben.

Sind da alle Modelle gleich gut?
Im Grundsatz ist bei der Suche nach dem passenden Luftreiniger wichtig, auf eine gute Filterleistung (HEPA-Filter) zu achten. Besonders geeignet für Personen mit Allergien sind die zertifizierten Produkte mit dem Allergie-Gütesiegel. Diese werden nach strengen Richtlinien geprüft und unabhängig zertifiziert.


LUFT SAUBER HALTEN

Neben vielen weiteren Massnahmen verbessert sich die Raumluftqualität auch durch regelmässiges Putzen. Denn im Hausstaub sammeln sich zahlreiche Schadstoffe wie die Hinterlassenschaften von Hausstaubmilben und zudem Feinstaub oder Pollen, die dann immer wieder aufgewirbelt werden. Dabei ist es sinnvoller, weniger häufig, dafür gründlich zu putzen. Besonders Allergiker sollten ein- bis zweimal wöchentlich staubsaugen, während glatte Oberflächen feucht aufgenommen werden. Gut, dass man auch hier nicht auf kleinere und grössere Helfer verzichten muss. Angefangen beim Staubsauger, der idealerweise über einen HEPA-Filter verfügt, so dass die ausgestossene Luft auch von Kleinstpartikeln befreit wird.

Neben den klassischen Staubsaugern bieten sich auch Besen- oder Stabstaubsauger an, die im Handling etwas einfacher sind, allenfalls sogar in einer Akkuversion. Oder aber, man schickt den kleinen Helfer gleich selber los, in Form eines Staubsaug- oder Nasswischroboters beziehungsweise entsprechenden Kombigeräten. Sie eignen sich vor allem für Haushalte ohne viele Hindernisse wie Türschwellen, hohe Teppiche oder Treppen. Und wenn besonders viel Schmutz anfällt, zum Beispiel durch Katzen oder Hunde und deren Haare. Ganz ersetzen sie den Menschen jedoch nicht, auch weil sie schlicht nicht überall hinkommen. Und Oberflächen in der Höhe dürfen ebenfalls nicht vergessen gehen – sie gehören genauso regelmässig abgewischt und von Staub befreit. Das geht am besten mit einem feuchten Tuch, damit der Staub auch haften bleibt, oder bei empfindlichen Oberflächen mit speziellen Staubtüchern. Das Abstauben selber aber bleibt Handarbeit. Für ganz alles gibt es (noch) keine kleinen Helfer. 

CHECKLISTE

ZEHN TIPPS FÜR SAUBERE LUFT?

  • Rauchen: Tabakrauch gehört zu den gefährlichsten Luftverschmutzern im Innenraum.
  • Kerzen: Da sie Feinstaub verursachen, sollten sie besser sparsam eingesetzt werden und zumindest nicht auch noch Duftstoffe enthalten.
  • Luftfeuchtigkeit: Es lohnt sich, die Luftfeuchtigkeit mit einem entsprechenden Messgerät (Hygrometer) unter Kontrolle zu haben.
  • Schimmel: Nicht immer ist eine zu hohe Luftfeuchtigkeit der Grund für schimmelnde Wände. Deshalb braucht es Profis zur Ursachensuche.
  • Fenster putzen: Vor allem zur Pollensaison sollten allergische Personen die Fensterflächen regelmässig putzen. Auch hier gibt es mit Fenstersaugern oder Fensterputzrobotern Helfer, die sich bei grossen Fensterflächen lohnen können.
  • Dampfabzug: Gerüche und Partikel beim Anbraten oder Feuchtigkeit beim Pastakochen und vieles mehr: Der Dampfabzug ist beim Kochen am besten immer eingeschaltet.
  • Bettwäsche: Vor allem, aber nicht nur allergische Personen sollten die Bettwäsche und möglichst auch waschbare Kissen und Duvets regelmässig waschen.
  • Polstermöbel: An Polstern haften Staub, Pollen usw. besonders gut. Sie sollten deshalb ebenfalls abgesaugt und allenfalls mit Dampfreiniger gereinigt werden.
  • Reinigungsmittel: Natürliche Reinigungsmittel und ein zurückhaltender Einsatz können Schadstoffe verringern. Trotzdem lohnt es sich, nach dem Putzen gut zu lüften. 
  • Lacke, Farben, Möbel: Auch sie können die Innenraumluft durch Ausdünstungen belasten. Label schaffen Orientierung und fleissiges Lüften nach dem Kauf oder dem Anbringen Abhilfe.


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