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Energieeffizienz Elektrogeräte

Es ist nicht immer einfach, bei der riesigen Auswahl an Elektrogeräten das richtige Produkt zu finden. Energieetikette und Labels helfen weiter.

Text — Raphael Hegglin

 

ENERGIEEFFIZIENZ

Sie ist eines der wichtigsten Merkmale technischer Erzeugnisse. Sie gibt darüber Auskunft, wieviel Energie Geräte und Maschinen für ihren Betrieb benötigen. Anhand der Energieeffizienzklassen können Konsumentinnen und Konsumenten auf den ersten Blick sparsame Produkte von Energieschleudern unterscheiden.

Doch ist die Energieeffizienz nicht der einzige Faktor, der ein Produkt mehr oder weniger umweltfreundlich macht. Ebenso entscheidend ist, wieviel graue Energie in einem Produkt steckt, ob es passend dimensioniert ist, wie gut seine Qualität (bzw. wie lange seine zu erwartende Lebensdauer) ist, und ob es sich reparieren sowie rezyklieren lässt.

 

AUF EINEN BLICK: DIE ENERGIEETIKETTE

Immer mehr Produkte sind mit der Energieetikette gekennzeichnet. Sie gibt Auskunft über den Energieverbrauch und ermöglicht den Vergleich verschiedener Marken und Modelle. Die Energieetikette teilt ein in die Energieeffizienzklassen von A bis G. A (grün) steht für die beste und G (rot) für die schlechteste Klasse mit dem höchsten Energieverbrauch. Allerdings: Bei Haushaltsgeräten, Lampen und anderen Produkten gelten bereits neue Klassen: Die besten Produkte sind dort je nach Gerätekategorie mit A+++ oder A++ gekennzeichnet. Ab 2021 wird eine neue Energieetikette mit der ursprünglichen A- bis G-Skala eingeführt, um die verwirrenden Energieklassen A++ und A+++ zu beseitigen. Vor einem Neukauf sollte man sich daher darüber informieren, welches die gerade geltende, beste Effizienzklasse ist.

DER EXPERTE

Marco Lorenzi,
Junior Product Manager Marketing Elektro bei Fust

«UNTERSCHIED IM ENERGIE-VERBRAUCH IST GROSS»

«Energieeffiziente Geräte lohnen sich nicht nur für die Umwelt, sondern auch finanziell. Insbesondere bei Produkten, die viel Strom verbrauchen – zum Beispiel Tiefkühlgeräte, Geschirrspüler oder Waschmaschinen – ist der Unterschied im Energieverbrauch gross. Über die Jahre gerechnet kommt so eine Summe zustande, die den Mehrpreis für ein besonders energieeffizientes Gerät übersteigt. Zudem ist die Verarbeitung bei energieeffizienten Geräten oft besser als bei Billigprodukten. Denn die Hersteller stecken insgesamt mehr in solche Produkte.

Ist eine Reparatur fällig, sollte man diesen Punkt ebenfalls in die Entscheidung mit einbeziehen. Wir bieten daher unter www.fust.ch ein Programm zur Entscheidungshilfe an. Dieses haben wir zusammen mit dem Bundesamt für Energie entwickelt. Geht ein Gerät kaputt, kann man damit prüfen, ob sich eher eine Reparatur oder ein Neukauf lohnt.»

SCHWER ERKENNBAR: GRAUE ENERGIE

Die graue Energie ist die Energiemenge, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes benötigt wird. Sie ist schwer zu berechnen, doch für einige Produkte sind Durchschnittswerte bekannt: Etwa 44‘000 kWh sind zum Beispiel erforderlich, um ein Mitteklasseauto herzustellen. Mit dieser Energie liesse sich das Auto etwa 65‘000 Kilometer fahren. In einem Personal Computer wiederum stecken etwa 3000 kWh und in einem Smartphone rund 220 kWh graue Energie. Mit der gleichen Energie wie für seine Herstellung lässt sich ein Smartphone etwa 50 Jahre lang aufladen.

Im Allgemeinen ist die graue Energie, die in einem Produkt steckt, nicht bekannt. Eine Faustregel besagt jedoch, dass jeder Franken, den ein Endverbraucher ausgibt, im Durchschnitt etwa 1,2 Kilowattstunden graue Energie verursacht. Ein Austausch von Computern, Laptops und Mobiltelefonen lohnt sich daher meist nur, wenn sie irreparabel defekt sind: Die graue Energie, die in ihnen steckt, ist viel grösser als der Stromverbrauch während ihrer Gebrauchsphase.

Die graue Energie ist die Energiemenge, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes benötigt wird

LEBENSERWARTUNG ABSCHÄTZEN

Wie umweltverträglich ein Produkt ist, entscheidet sich auch an seiner Lebensdauer. Denn für ein qualitativ minderwertiges Produkt ist meist gleich viel graue Energie erforderlich wie für ein qualitativ hochwertiges. Doch wie lässt sich die zu erwartende Lebensdauer abschätzen? Insbesondere bei Elektrogeräten ist das schwierig, weil man nicht in deren Inneres sehen kann – und selbst wenn: Qualitativ mangelhafte Komponenten sind für Laien nicht als solche erkennbar.

Trotzdem gibt es Anhaltspunkte. Fachpersonen raten, sich – mit der notwendigen Skepsis – online schlau zu machen. Test- und Erfahrungsberichte sowie Kundenbewertungen geben oft Hinweise zur Qualität. Ebenfalls sollte man im Laden danach fragen, ob und wie leicht sich ein Gerät reparieren lässt. Je einfacher und kostengünstiger sich ein Defekt beheben lässt, desto länger ist man gewillt, ein Gerät zu benutzen. Mit ifixit.com existiert zudem für Smartphones und Tablets ein Portal, das bewertet, wie reparierbar die verschiedenen Modelle sind.

 

EINE FRAGE DER GRÖSSE

Zu guter Letzt spielt auch die Wahl des passenden Geräts eine wesentliche Rolle für die Umwelt. Dazu ein Beispiel: Ein Gefrierschrank mit ca. 100 Litern Nutzvolumen und der Energieeffizienzklasse A++ benötigt pro Jahr etwa 150 kWh Strom. Ein Gerät mit ca. 260 Litern Nutzvolumen und der Energieeffizienzklasse A+++ benötigt hingegen etwa 165 kWh Strom.

Ein kleineres, etwas weniger effizientes Gerät verbraucht also oft weniger Strom als ein grosses der besten Energieeffizienzklasse. Wer nur wenig einfrieren möchte, fährt daher mit einem kleinen Tiefkühlgerät umweltfreundlicher. Ob Auto, Waschmaschine oder Kühltruhe: Sie sollten immer so gross wie nötig und so klein wie möglich gewählt werden. Kombiniert mit der besten Energieeffizienzklasse, ergibt sich dann der kleinstmögliche Energieverbrauch.