Die ideale Raumtemperatur
Thermischer Komfort ist eng mit Energieeffizienz verknüpft. Daher sind Fussboden- und Wandheizungen im Vorteil.
Text — Raphael Hegglin
Die Temperatur allein sagt nicht viel aus: Wir können selbst bei 22° Celsius frösteln oder uns bei 20° Celsius pudelwohl fühlen. Abhängig ist dies vom thermischen Komfort. Er ist in gut gedämmten Gebäuden meist besser als in Altbauten. Hauptgrund dafür sind die ausgeglichenen Innentemperaturen, wie sie eine gedämmte Aussenhülle und zeitgemässe Fenster ermöglichen.
DURCHZUG KÜHLT
Ebenfalls wichtig für thermischen Komfort ist eine dichte Aussenhülle. Sie verhindert, dass es durch die Innenräume zieht. Schwachpunkte sind hier einmal mehr alte Fenster und Türen; sie sind meist weniger dicht als heute aktuelle Modelle. Luftstrom im Haus bewirkt nicht nur, dass kontinuierlich Wärme abfliesst: Über die Haut strömende Luft entzieht dem Köper schneller bzw. mehr Wärme als stehende Luft. Um sich in einem davon betroffenen Raum wohlzufühlen, muss er auf höhere Temperatur gebracht werden als einer mit stillstehender Luft. Damit steigt der Heizenergieverbrauch massiv: Allein, weil die strömende Luft unsere Haut abkühlt, sind schnell einmal 20 % mehr Heizwärme erforderlich.
WÄRME ÜBERTRÄGT SICH UNTERSCHIEDLICH
Entscheidend für den thermischen Komfort ist zudem, wie das Heizsystem seine Wärme überträgt. Die Physik kennt drei Arten der Wärmeübertragung: Wärmestrahlung, Konvektion und Wärmeleitung. Letztere ist für Heizungen nicht relevant, da dazu ein Direktkontakt notwendig ist – wie zum Beispiel bei einer Heizdecke oder einem Handwärmer.
Wärmestrahlung, wie sie von der Sonne, von einem Feuer oder einem Holzofen kommt, empfinden wir als besonders komfortabel. Sie kann uns wärmen, selbst wenn die Luft im Raum kühl ist. Beobachten lässt sich das zum Beispiel, wenn wir uns im Winter draussen an einem Feuer wärmen. Es fühlt sich dann an, als dringe die Hitze direkt in unseren Körper und wärmt uns auch von innen. Doch nicht nur Feuer und Holzöfen heizen mittels Wärmestrahlung: Infrarotheizungen nutzen diese auch. Sie eignen sich zwar nicht, um ein ganzes Haus zu heizen, dafür aber für einzelne Zimmer wie eine Werkstatt oder einen Hobbyraum. Weil sie Objekte direkt anstrahlen, sind Infrarotheizungen effizienter als andere Elektroheizungen und daher gesetzlich erlaubt.
INFO
WÄRME MUSS UNGEHINDERT FLIESSEN KÖNNEN
Damit sich Wärme effizient übertragen lässt, müssen Radiatoren frei von Staub und Schmutz sein. Denn bilden sie eine Schicht, dann verringert dies die Wärmeleitfähigkeit. Der Effekt davon: Die Heizung muss die Vorlauftemperatur erhöhen, also mehr leisten. Dadurch steigt auch der Energieverbrauch. Das gleiche gilt für Fussboden- und Wandheizungen: Je mehr von der Heizfläche – also Boden oder Wand – abgedeckt ist, desto weniger gut kann die Heizwärme in den Raum strömen. Teppiche sollte man bei Fussbodenheizung daher zurückhaltend verwenden oder spezielle, für Fussbodenheizungen geeignete Modelle wählen. Wandheizungen wiederum sollten nicht von grossen Möbelstücken und Wanddekorationen verdeckt sein.
FUSSBODENHEIZUNG BRINGT FLÄCHE
Konvektion – auch Wärmeströmung genannt – entsteht, wenn ein Gas oder eine Flüssigkeit Wärme aufnimmt, sie weiter transportiert und an ein anderes Medium abgibt. Die meisten heute eingesetzten Heizungen arbeiten mit Konvektion: Der Wärmeerzeuger überträgt Wärme ins Heizungswasser, dieses strömt in die Räume und gibt sie anschliessend über den Fussboden oder die Radiatoren an die Luft ab. Die so erwärmte Luft steigt auf, zirkuliert und verteilt die Wärme im Raum.
Je grösser die Fläche zur Wärmeübertragung ist, desto schneller gelangt die Wärmeenergie vom Heizungswasser in die Luft. Fussboden- und Wandheizungen haben besonders grosse Heizflächen. Ihre Austauschfläche ist – verglichen mit der eines Radiatoren – riesig: Während Radiatoren mit wenigen Quadratmetern Heizfläche auskommen müssen, nutzen Flächenheizung den gesamten Boden oder eine Wand. Ihre Heizfläche ist schnell um das Zehnfache grösser als die eines Radiators.
JE MEHR FLÄCHE, DESTO EFFIZIENTER
Fussboden- und Wandheizungen sind sogenannte Flächenheizungen. Da sie die Wärme über den gesamten Fussboden oder Wand abgeben, muss die Temperatur des Heizungswassers weniger hoch sein als bei Radiatoren. Dabei gilt: Je tiefer diese sogenannte Vorlauftemperatur ist, desto effizienter kann ein Heizsystem arbeiten.