Sanierung: Zusammenarbeit mit Fachleuten
Der Erfolg eines Bauprojekts hängt massgeblich von den beauftragten Fachleuten ab. Doch verlässliche Partner zu finden, ist nicht einfach.
Text — Raphael Hegglin
Es ist überstanden. Einige Wochen Baulärm, Schutt und Staub – und das unscheinbare Einfamilienhäuschen hat sich in eine grosszügige Residenz mit zeitgemässer Architektur verwandelt. Doch nicht nur das: Dank aufgedämmter Fassade und neuen Fenstern überzeugen nun auch die energetischen Werte. Die Freude hält nur kurz. Einige Monate nach Abschluss der Sanierung entdecken die Hausbesitzer Schimmelflecken an mehreren Zimmerecken – immer dort, wo die Decke zur Aussenwand stösst. Häufiges Lüften löst das Problem nicht und so bittet man einen Bauphysiker um Rat. Der findet schnell heraus, wo der Fehler liegt: Die Dämmung ist nicht fachgerecht montiert und die Aussenhülle weist zahlreiche Wärmebrücken auf. Ein klarer Baumangel. Doch der Beweis nützt wenig: Der Planer schiebt die Schuld auf die Handwerker, diese wiederum sehen den Fehler im Bauplan. Ein Gang vor Gericht ist für die Hausbesitzer unumgänglich.
Detaillierte Planung ist für Bauvorhaben unerlässlich.
MANGEL HAT SYSTEM
In der Schweiz müssen durchschnittlich acht Prozent der ursprünglichen Baukosten zur Mängelbeseitigung aufgewendet werden. Zyniker sagen, dieser Betrag sollte jeder Bauherr schon vor Baubeginn zur Seite legen, um nachher nachbessern zu können. Doch zahlreiche gelungene Objekte beweisen das Gegenteil: Mit den richtigen Partnern ist ein erfolgreicher Abschluss des Bauprojekts vorprogrammiert. Wie finden Haubesitzer die Baufachleute ihres Vertrauens? Wertvoll sind Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis. Eventuell kennt jemand schon einen erfahrenen Architekten und zuverlässige Handwerker? Ebenfalls aussagekräftig sind Referenzen. Seriöse Firmen können oft Kontakte zu früheren Kunden herstellen, die Auskunft über die Qualität der Arbeiten geben. Gerade bei grösseren Bauvorhaben wie eine Gesamtsanierung empfiehlt es sich, ein bereits realisiertes Objekt unter die Lupe zu nehmen.
INFO
MEHR EIGENKOMPETENZ FÜR HAUSBESITZER
- Bei EnergieSchweiz finden Hausbesitzer umfassende Basisinformationen rund um die Gebäudesanierung.
- Das Bundesamt für Energie hat das Buch «Energiegerecht sanieren – Ratgeber für Bauherrschaften» herausgegeben. Das Standardwerk bietet umfassendes Basiswissen. Download hier.
AUCH DIE CHEMIE MUSS STIMMEN
Gute Architekten, Planer und Handwerker haben meist einen vollen Terminkalender. Es lohnt sich deshalb, die in Frage kommenden Fachleute frühzeitig zu kontaktieren. In einem persönlichen Gespräch lässt sich dann herausfinden, ob nicht nur die Referenzen, sondern auch die Chemie zwischen den Beteiligten stimmt. Sind die Wunschpartner gefunden, gilt es, das Bauvorhaben zu planen. Dabei sind Haussanierungen besonders herausfordernd. Denn jeder Altbau ist ein Unikat und muss individuell saniert werden. Eine detaillierte Gebäudeanalyse zeigt auf, wo Handlungsbedarf besteht. Ebenfalls ratsam ist eine professionelle Energieberatung durch einen lizenzierten Berater.
EIGENKOMPETENZ IST GEFRAGT
Auf die ausgewählten Baufachleute soll man sich verlassen können. Ohne Eigenkompetenz der Hausbesitzer kann trotzdem vieles schief gehen. Nur sie können wissen, wie sich die Nutzung ihres Hauses in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vermutlich gestalten wird. Denn eine Sanierung sollte nicht zu sehr auf die momentane Wohnsituation ausgerichtet sein, sondern auch künftigen Wandel einschliessen. So werden zum Beispiel die Kinder ausziehen, oder einer der Bewohner kann gebrechlich werden. Hauseigentümer mit Eigenkompetenz können besser beurteilen, welche Sanierungsmassnamen notwendig sind und auf was getrost verzichtet werden kann. Entscheidend ist schrittweises Vorgehen und ein vernünftiges Sanierungskonzept. Doch in der Praxis kommt es immer wieder vor, dass Bauherrschaften unnötige Arbeiten aufgeschwatzt werden oder Massnamen aufwendiger ausgeführt werden als tatsächlich notwendig. Wer die richtigen Informationen zur Hand hat, kann besser selber entscheiden.
Bei einer Sanierung will jeder Schritt überlegt sein.
OFFERTE IM DETAIL PRÜFEN
Der letzte Knackpunkt ist oft das Geld. Was darf wie viel kosten? Wer Offerten vergleicht, wird schnell feststellen: Es gibt grosse Unterschiede. Meist ist jedoch der Billigste nicht der Beste. Zudem steckt bei Offerten der Teufel oft im Detail. Man sollte also sehr genau hinschauen, welche Leistungen inklusive sind und welche nicht. Zudem: Nach dem Gesetz sind Offerten nicht verbindlich, nur ein im Voraus festgelegter Fixpreis. Ein solcher Fixpreis schaft zwar Rechtsicherheit, hat aber einen Nachteil: Hausbesitzer müssen den vereinbarten Preis auch dann zahlen, wenn der Auftrag weniger Arbeit verursacht hat. Der in einer Offerte abgemachte Preis darf hingegen bis zu zehn Prozent abweichen, Bauherrschaften müssen einen solchen Mehrpreis akzeptieren. Es ist ratsam, schriftlich zu vereinbaren, dass bei Mehraufwand vorgängig informiert werden muss. So ist es Bauherrschaften möglich, bei Bedarf die Notbremse zu ziehen. Doch wer auf die richtigen Planer und Handwerker setzt, wird das nicht tun müssen.