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Handwerksprojekte für die ganze Familie

Mit kleinen, feinen Handwerksprojekten kann man nicht nur das eigene Daheim individuell gestalten, sondern ebenso den persönlichen Einrichtungsstil unterstreichen. Dabei darf man sich ruhig mit der ganzen Familie oder Freunden an grössere Projekte wagen. 

Text — Helen Weiss

 

Aus Wollresten einen Retro-Lampenschirm basteln, einen antiken Schuhschrank aus dem Broki aufpeppen und aus gebrauchten Paletten eine Sofagarnitur zimmern: Auf Social Media wimmelt es von DIY-Projekten, die – wie es den Anschein hat – in Windeseile entstehen. Basteln und Werken ist im Trend. Zehntausende Follower beobachten fasziniert, wie baufällige Scheunen in hinreissende Landhäuser verwandelt werden. Und jedes Mal ertappt man sich unweigerlich bei dem Gedanken, dass man die Front der Kommode eigentlich auch mit Tapetenresten verschönern oder sich aus Schwemmholz ein Regal zusammennageln könnte. Keine Frage: Wir verbringen im Allgemeinen mehr Zeit damit, über einfache DIY-Projekte nachzudenken, als wir bräuchten, um sie tatsächlich umzusetzen. Deshalb heisst es jetzt: Schere, Leim, Papier in die Hand und los geht’s! Mit nachfolgenden Projekten verpasst man den Räumen nicht nur ein frisches Aussehen, sondern man verleiht seinem Zuhause auch eine persönliche Note.

 

SCHLAFEN SIE GUT

Unsere vier Wände präsentieren sich meist in neutralem Weiss – das ist zwar ganz praktisch, aber nicht immer heimelig. Mit Farbe oder Tapete lassen sie sich zwar schon kräftig aufpeppen, aber eine deutlich individuellere Ausstrahlung erzielt man mit einer Struktur: selbstgemachte Gipsreliefs, Stuckaturen oder lebendige Pflanzenwände eignen sind dabei bestens für Wohn- oder Badezimmer. Edler und ideal zur Schaldämpfung sind Holzvertäfelungen. Dabei lassen sich mit einfachen Holzlatten geometrische Muster nach Wahl anbringen. Untergrund und Latten werden darauf mit der Wunschfarbe gestrichen, so dass alles in einem Guss daherkommt und aussieht, als wäre die Täfelung Teil der Bausubstanz. Wer es einfacher mag, kauft fertige Paneele aus Holz oder Kunststoff im Fachhandel und montiert sie an die Wand. Grundsätzlich sollte man beachten, dass nicht das ganze Zimmer getäfelt wird: Sollen die Paneele jede Wand zieren, bringt man sie nur bis zur mittleren Zimmerhöhe an. Besonders apart wirken solche Vertäfelungen auch, wenn sie nur eine Wand oder Teile davon dekorieren – so setzen sie etwa als «Kopfteil» das Bett schön in Szene. 

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Glas färben, Speckstein schleifen, Wand streichen: Kleine Basteleien benötigen ebenso viel Hingabe wie grosse Projekte.


DIE SONNE ALS KÜNSTLERIN

Wer glaubt, kaum künstlerisches Talent zu besitzen, aber trotzdem selbst kreierte Kunst an die Wand hängen möchte, bedient sich einfach dem Sonnenlicht. Die so genannte Cyanotypie, auch als Sonnendruck bekannt, ist das älteste fotografische Druckverfahren. Es macht Spass, damit herumzuexperimentieren und mit Naturmotiven echte Unikate herzustellen. Das Papier wird mit einer wasserlöslichen Pigmentfarbe wie etwa Acrylfarbe bestrichen, mit Pflanzenteilen nach Wahl belegt und an die Sonne gelegt. Durch die Wärme trocknen die Teile des Papiers, wo etwas aufliegt, langsamer als die Bereiche daneben, wo das Wasser in der Hitze schnell verdampft. Im Künstlerbedarf sind praktische Cyanotypie-Sets erhältlich. Mit diesem Verfahren lassen sich nicht nur Bilder, sondern auch Tischläufer, Stoffservietten und Küchentücher «bedrucken».

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Bei der Cyantopie verwendet man die Sonne als Fotoapparat und druckt die schönsten Naturmotive auf Textilien und Papier.


SCHÖN BUNT

Configläser, alte Trinkgläser und Wasserflaschen – der Vorrat an leeren, ungenutzten Gläsern ist in jedem Haushalt immens. Sie lassen sich auf vielfältige Art verschönern und wiederverwenden. Uns gefällt die Idee, sie einzufärben – das erzeugt einen netten Vintage-Look und verströmt die groovigen Vibes der 1970er Jahre. Dafür wird so genannter «Mod Podge», ein Versiegler aus dem Künstlerbedarf, in mehrere Schälchen gegeben, jeweils mit einigen Tropfen einer Lebensmittelfarbe gemischt und dann mit Wasser verdünnt. Nun wird das Gemisch in das zu färbende Klarglas gegossen, sorgfältig geschwenkt, bis jede Ecke bedeckt ist und danach zum Trocknen kopfüber auch zwei Holzstäbchen gestellt. Ist das Glas getrocknet, stellt man es auf ein Backblech und lässt es für 40 bis 60 Minuten bei 100 Grad im Ofen trocknen. Sobald die Gläser klar sind, nimmt man sie raus.
 

CHECKLISTE

WELCHES MATERIAL DARF ES SEIN?

  • Modeliermassen wie Ton, Fimo, Sculpey, Monster Clay oder Apoxie kann man kneten, rollen und formen, verschiedene Farben mischen oder bemalen. Je nach Projekt und späterer Verwendung wählt man hier am besten ein ofenhärtendes, lufttrocknendes oder ölbasiertes Material.
  • Papier kann in Aussehen und Textur sehr unterschiedlich sein. Wichtig ist die Grammatur, welche das Flächengewicht bezeichnet. Es reicht von 25 gr/m2 für Seidenpapier bis 600 gr/m2 für Karton. Ein gängiges Werkdruckpapier wiegt 60 bis 120 gr/m2.
  • Speckstein ist ein weicher Stein, der aus Talk besteht. Er lässt sich wunderbar feilen, schleifen und schnitzen. Er ist wasserfest, so dass sich daraus neben Deko-Objekten auch Gefässe herstellen lassen. 
  • Giessmassen ist gemeinsam, dass dafür mehrere Komponenten miteinander vermischt werden, die dann in eine Form gegossen werden und nach dem Trocknen ein hartes Objekt ergeben. Ob Beton, Gips, Wachs, Harz oder Raysin – jede Giessmasse hat dabei eine ganz eigene Optik und teilweise auch andere Haptik. 
  • Holz kommt für kleinere DIY-Projekte als Stäbe, Platten, Kugeln oder Wiener Geflecht zum Einsatz. Für den Anfang sollte man weiche bis mittelharte Hölzer wie Linde, Kastanie, Zirbelkiefer oder Pappel wählen. Grosses Werkzeug wird nicht benötigt, dafür aber Holzleim, einfache Sägen und eventuell Schraubzwingen.


ENDLOSE WANDSTAFFELEI

Kinder sind immer und überall kreativ – grosse weisse Flächen bieten sich als Leinwand deshalb an, auch wenn man als Eltern nicht besonders auf die Wandmalereien der Kleinen steht. Eine übergrosse Papierrolle bietet Abhilfe: Dazu benötigt man eine Vorhangstange passend zur Breite der Papierrolle, deren Halterung in Deckennähe an der Wand montiert wird. Da die Papierrolle aufgrund ihres Umfangs herausragt, sollte man bei der Platzierung darauf achten, dass sich niemand den Kopf stossen kann. Die Vorhangstange wird nun durch die Papierrolle gezogen und auf die Halterung gehoben. Damit das Papier nicht lose herunterhängt, wird in Bodennähe eine Holzlatte verschraubt, durch welche das Papier gezogen und bei Bedarf abgerissen wird – fertig ist die endlose Staffelei. Als Alternative bietet sich der Einsatz von Tafelfarbe an – diese gibt es mittlerweile in unterschiedlichen Tönen. Die Kreidekritzeleien darauf können nach Bedarf einfach abgewischt und erneuert werden.

 

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