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Hämmern, schrauben, bohren: Dieses Werkzeug passt

Ein Hammer, drei Zangen, fünf Schraubenzieher – so sieht bei vielen die Werkzeugausrüstung zuhause aus. Wer sich ans eigene Heimwerkerprojekt macht, merkt aber schnell: Nicht jedes Werkzeug passt zu jeder Arbeit und zu jedem Material. Und wer richtig wählt, macht es sich einfacher. 

Text — Thomas Bürgisser

 

DIE WELT DER ZANGEN

Der Klassiker ist die Flachzange. Sie hat vorne zwei vergleichsweise breite, oft gerippte Flächen, mit denen man etwas gut greifen und festhalten kann. Bei der Spitzzange oder Flachrundzange sind die beiden Flächen dünner und spitzer, teilweise sogar gebogen, um beispielsweise in ein Rohr hineinzugreifen. Bei der Rundzange wiederum sind beide Backen durchgehend rund und meist nicht gerippt, für Filigranes wie Drähte, die nicht beschädigt werden dürfen. Für grössere Schraubengewinde kommt die Wasserpumpenzange zum Einsatz, bei der sich die Öffnung individuell einstellen lässt. Je länger übrigens die Griffe, desto weniger Kraft braucht es. Und wenn es ums Durchtrennen geht, kommt der Seitenschneider mit zwei Schnitt- anstatt Greifflächen zum Einsatz. Oder die Kneifzange, mit der jedoch vor allem Nägel von vorne gepackt und zum Beispiel aus einer Wand gezogen werden.
 

INFO

SICHERHEIT MUSS VORGEHEN!

Der Umgang mit Werkzeug bedeutet fast immer auch ein Verletzungsrisiko. Entsprechend gehört zu jeder Werkzeug- die entsprechende Schutzausrüstung: Eine Schutzbrille schützt vor Holz- oder Metallsplittern zum Beispiel beim Sägen und Bohren und sollte auch von Brillenträgern nicht vergessen werden. Wenn es laut wird, gehört der Gehörschutz unweigerlich auf oder in die Ohren. Auch ein Atemschutz macht Sinn – nicht nur gegen Staub, sondern beispielsweise auch gegen giftige Dämpfe. Achtung: Nicht jede Maske beziehungsweise jeder Filter eignet sich für jeden Einsatz. Bei den Arbeitshandschuhen gibt es ebenfalls unterschiedliche Modelle: Die einen schützen vor Verletzungen beim Sägen und Schneiden (auf Norm EN 388 achten), andere vor Chemikalien beim Malen oder Kleben (EN 374). Je nach Arbeit lohnen sich zudem Helm und spezielle Arbeitsschuhe. Am allerwichtigsten ist aber, sich nicht zu überschätzen: Besser einmal mehr um Anleitung oder Hilfe fragen, als ein Risiko einzugehen. Und immer genügend Zeit einplanen, anstatt in der Eile folgenschwere Fehler zu machen.


DER KOPF BESTIMMT DEN SCHRAUBENZIEHER

Beim Schraubenzieher geht es um den Kopf der Schraube, die man rein- oder rausdrehen möchte. Ist darin nur ein Schlitz eingelassen, braucht es den Schlitzschraubenzieher. Eine bessere Kraftübertragung und Griffigkeit bieten Kreuzschlitzschrauben. Diese gibt es einmal mit einem einfachen Kreuz (Phillips/PH) und einmal mit einem zusätzlichen feinen Kreuz darüber (Pozidriv/PZ). Um weder Schraubenzieher noch Schraube zu beschädigen, ist es hier wichtig, das jeweils richtige Gegenstück zu haben. Nicht verwechseln sollte man auch die Torx- und Sechskantschrauben. Erstere gleichen einem Stern, während Sechskantschrauben gerade Kanten haben. Je nachdem, ob die im Kopf eingelassene Öffnung sechskantig ist oder der Kopf selber, kommt bei Sechskantschrauben auch ein Inbus- oder ein Gabel- beziehungsweise Ringschlüssel zum Einsatz.

 

BOHREN MIT RICHTIGEM AUFSATZ

Zwar gibt es auch Handbohrer, zum Beispiel zum Basteln mit Kastanien. Oft braucht es jedoch maschinelle Unterstützung. Meist reicht ein Bohrschrauber, mit dem sich – mit anderem Aufsatz – auch gleich schrauben lässt. Bei harten Materialien wie Lochziegeln ist jedoch die Schlagbohrmaschine gefragt, bei Beton am besten sogar der Bohrhammer. Neben der Maschine ist vor allem der Bohraufsatz entscheidend. Für Beton braucht es einen robusten, für Holz einen spitzigen und für Metall einen mit scharfen Kanten. Und wer ganz präzise Löcher machen muss, ist mit einer auf einem Tisch stehenden Tischbohrmaschine gut beraten.
 

DER EXPERTE

Raphael Betschart
Vorstandsmitglied Tecnoswiss, Verband des Maschinen- und Werkzeughandels, und Geschäftsführer HM-Spoerri AG

 

«KORROSION UND VERSCHMUTZUNGEN SIND WARNZEICHEN FÜR EINE SCHLECHTE LAGERUNG!»

«Die richtige, sorgfältige Aufbewahrung und regelmässige Pflege von Werkzeug ist kein Luxus, sondern eine notwendige Voraussetzung, damit die Qualität und Präzision über die gesamte Lebensdauer erhalten bleibt. Korrosion und Verschmutzungen sind Warnzeichen für eine schlechte Lagerung! Ich rate zum Beispiel davon ab, Werkzeug offen an eine Wand zu hängen, wie man es oft sieht. Ansonsten kann sich Schmutz und Staub darauf ablagern. Auch vor Feuchtigkeit sollte Werkzeug geschützt werden, um Korrosion zu vermeiden. Ausserdem sollte man darauf achten, dass sich Werkzeug bei der Aufbewahrung nicht gegenseitig beschädigt, zum Beispiel durch Schneideflächen. Grösseres Werkzeug lagert man deshalb am besten direkt in der Verpackung, kleineres zum Beispiel in einem Werkzeugkoffer, in dem jedes Werkzeug einzeln fixiert werden kann. Bei längerem Nichtgebrauch empfiehlt sich zudem die Behandlung mit einem geeigneten Pflegemittel, zum Beispiel einem speziellen Werkzeugöl.»


SÄGEN FÜR FEINE UND GROBE ARBEITEN

Auch bei den Sägen gibt es Modelle, die fix auf einem Tisch oder am Boden stehen und mit mehr Effizienz und/oder Genauigkeit überzeugen. Die Tischkreissäge ist hier eines der bekanntesten Beispiele, etwa um Parkett zuzuschneiden. Bei den elektrischen Handmodellen ist die Stichsäge weit verbreitet, die sich besonders für feine, durchaus auch geschwungene Schnitte eignet. Oder die Kettensäge, die im Gegensatz dazu für grobe Arbeiten zum Beispiel im Aussenbereich eingesetzt wird. Als manuelles Pendant dazu könnte man den Fuchsschwanz bezeichnen, während die Bügelsäge für feine Arbeiten zum Einsatz kommt. Was beim Bohrer der Aufsatz, ist bei der Säge ausserdem das Sägeblatt, das immer auf das zu bearbeitende Material abgestimmt sein muss.

 

BILDER AUFHÄNGEN UND WÄNDE ABBRECHEN

Zum Einschlagen eines Nagels mag der klassische Schlosserhammer gut sein. Wenn an empfindlichem Material gearbeitet wird, braucht es aber eine Alternative: Der Schonhammer mit Kunststoff- beziehungsweise Gummifläche kommt oft bei Metall zum Einsatz, während für ein schönes Holzmöbel oder Bodenplatten am besten gleich ein Gummihammer genommen wird. Gröber wird es da schon beim Fäustel, mit dem zum Beispiel auf den Meisel geschlagen wird, oder dann beim Vorschlaghammer für Abbrucharbeiten.
 

CHECKLISTE

DIESE WERKZEUGE GEHÖREN IN JEDEN HAUSHALT

  • Schlitz- und Kreuzschlitzschraubenzieher sowie Inbus- und Gabelschlüssel in verschiedenen Grössen. Praktisch sind auch Sets mit einem Griff und verschiedenen  Aufsätzen.
  • Eine Flachzange, ein Seitenschneider und allenfalls eine Kneifzange. Alternativ bietet sich die Kombizange mit Greiffläche vorne und Schneidebereich hinten an. Zusätzlich macht eine Wasserpumpenzange Sinn.
  • Beim Hammer reicht für den normalen Haushalt oft ein Schlosserhammer.
  • Bei den Sägen ist man mit einer Handsäge beziehungsweise dem Fuchsschwanz bereits gut ausgerüstet, wer gerne bastelt, hat zusätzlich eine Laubsäge zuhause.
  • Ebenfalls sinnvoll für die Grundausstattung sind eine Auswahl an Nägeln und Schrauben, ein Meter (Zollstock), eine Wasserwage, ein Cuttermessser und natürlich die richtige Schutzausrüstung.
  • Wer keine Angst vor dem Bohren hat, kann sich ausserdem zusätzlich einen Schraubbohrer und eine Schlagbohrmaschine zur Grundausstattung leisten.


FÜR DEN BESONDEREN EINSATZ

Zum Schluss gibt es noch jenes Werkzeug, das bei weitem nicht alle brauchen – ohne das es aber trotzdem (fast) nicht geht. Das beginnt ganz einfach mit Pinsel, Farbroller und Farbwanne für das eigene Malerprojekt. Wer den Boden neu verlegen möchte, braucht je nach Bodenbelag Spachtel, Laminatschneider oder Plattenheber. Allgemein sind Spezialwerkzeuge oft mit Berufen verbunden: So gibt es für die Elektrikerin isolierte Schraubenzieher, Abisolierwerkzeug und Spannungsprüfer, während man im Sanitärbereich ohne Rohrschneider, Rohrbiegezange und Silikonspritze nicht weit kommt. Und nicht zuletzt gibt es natürlich auch für Gartenbegeisterte eine riesige Werkzeugauswahl – Spaten, Rechen und Gartenschere sind hier erst der Anfang.

 

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