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Welche Küche passt zu mir?

Es gibt sie, die perfekte für jeden Typ – eine, die zu den eigenen Interessen, Vorlieben und Gewohnheiten passt. Die Rede ist natürlich von der Küche!  

Text — Tanja Seufert

 

DIE KÜCHE, MITTELPUNKT DES HAUSHALTS

Eines hat sich, seit die Feuerstelle von Backofen und Herd abgelöst wurden, nicht verändert: Die Küche ist in einem Haushalt meist der Raum, der am intensivsten genutzt wird. Zwar verbringen wir mehr Zeit im Schlafzimmer, dies allerdings schlafend und (hoffentlich) nicht arbeitend. Arbeitsräume wie die vielgenutzte Küche müssen – ähnlich wie das Badezimmer – hoch funktional sein. Doch was für den einen Haushalt praktisch ist, ist für den andern weniger sinnvoll. Worauf kommt es an?

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DIE KÜCHE FÜR JUNGE FAMILIEN

Was steht auf dem Wunschzettel? Viel Stauraum, viel Arbeitsfläche, ein grosser Kühlschrank, Platz für Haustier-Utensilien und andere Extra-Features – viele Familien träumen von einer Küche, wie sie an der «Wisteria Lane» zu finden ist. Die typische amerikanische Landhausküche ist für Familien gemacht und überzeugt durch robuste Materialien, viel Stauraum und Arbeitsflächen, an denen sich parallel arbeiten lässt. Idealerweise verfügt die Familienküche über eine Kücheninsel, auf der sich Herd, Spüle und/oder zusätzliche Arbeitsfläche befindet.

Was ist realistisch? Solch grosszügige Platzverhältnisse sind hierzulande eher selten zu finden. Dann bieten sich auch andere Küchenlösungen an, zum Beispiel die nächste Verwandte der Kücheninsel: die G-förmige Küche. Hier ist, anstelle einer freistehenden Insel, in einer U-förmigen Küche eine Art Halbinsel platziert. Sie bietet ein Plus an Stauraum sowie Arbeitsfläche und lässt sich mit einem normalen Unterbaumöbel oder aber als Bartheke umsetzen. Doch auch andere Küchenformen lassen sich so optimieren, so dass sie viel Arbeitsfläche und Stauraum bieten.

Was gibt es noch zu beachten? Ein zentraler Aspekt für Familien mit kleinen Kindern ist die Sicherheit. Hier helfen temporäre Massnahmen wie Kochfeld-, Schranktür- und Schubladensperren. Doch weil das Zusperren auch mal vergessen gehen kann, müssen gefährliche Gegenstände wie Reinigungsmittel und Messer immer ausser Reichweite von Kleinkindern platziert werden

 

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DIE KÜCHE FÜR BERUFSTÄTIGE SINGLES UND PAARE

Was steht auf dem Wunschzettel? Eine schöne und praktische Küche, in der sich allein oder zu zweit kochen lässt – am besten eine Wohnküche mit angrenzendem Essbereich, um beim Kochen mit Gästen plaudern zu können: In etwa so könnte die Traumküche von Paaren und Singles ohne Kinder aussehen. Häufig liegt der Fokus auf dem Küchendesign – die Materialien dürfen auch etwas ungewöhnlich sein, der praktische Aspekt liegt nicht zwingend im Vordergrund.

Was ist realistisch? Kleine Haushalte brauchen in der Regel keine grossen Küche – ein Vorteil, der sich im Budget niederschlägt. Dennoch können bei einem Umbau aufwendigere Arbeiten nötig sein, etwa die Öffnung der Küche zum Essbereich. Paare und Singles, die gerne Gäste bewirten, sollten etwas mehr Arbeitsfläche einplanen als solche, die meistens nur für sich kochen. Eine Designküche muss zudem nicht unbedingt teurer sein als eine klassische Küche: Es sind die Details, die den Look einer Küche ausmachen – zum Beispiel grifflose Küchenfronten.

Was gibt es noch zu beachten? Keine Zeit zum Putzen? Berufstätige sollten den Fokus auf pflegeleichte Materialien und funktionales Design legen. Damit minimieren sie den Reinigungs- und Wartungsaufwand für die neue Küche. 

DER EXPERTE

Dario Stoop
ist auf Instagram unter @dario_coffee zu finden

«TRINK DEINEN KAFFEE SO, WIE DU IHN MAGST»

Welche Zubereitungsarten für Kaffee gibt es – und welche passt zu mir? Dario Stoop, Kaffee-Experte, Schweizer Meister im Cuptasting 2019, verrät seine Tipps. 

Dario Stoop, wo auf der Welt wird am meisten Kaffee getrunken?
Kaffee-Weltmeister ist Finnland mit jährlich etwa 10 kg Kaffeebohnen pro Kopf. Allgemein wird in Nordeuropa am meisten Kaffee getrunken, das hat sicher auch mit den kürzeren Tagen zu tun.

Woher kommt der Kaffee-Hype der letzten Jahre?
Vor etwa 15 Jahren fanden einige Leute in der Gastronomieszene, es sei an der Zeit, besseren Kaffee zu machen – nicht nur, indem sie Herzen in den Cappuccino zeichneten. Im Trend ist heute zum Beispiel das Konzept «dirty», das sind Getränke mit einem Schuss Espresso, wie Curcuma Latte. Ich selbst gab in jener Aufbruchzeit meinen Job als Projektleiter auf, um Barista zu werden – dafür wurde ich belächelt. Heute wird das Thema ernster genommen, es gibt Kurse, Meisterschaften, und die Gastrobetriebe spüren eine hohe Nachfrage nach hochwertigen Kaffeeprodukten. Die sozialen Medien haben dem Ganzen Vorschub geleistet – plötzlich haben alle ihre Kaffeetassen fotografiert und gepostet.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, einen Kaffee zuzubereiten. Wie finde ich heraus, welche am besten zu mir passt?
Meine erste Frage ist immer: Wie viel Kaffee trinkst du? Wer nur einen Kaffee täglich trinkt, braucht nicht unbedingt eine Kaffeestation mit Siebträger, Mühle und Milchaufschäumer, es reicht auch eine Kapselmaschine. Wer lieber Bohnen frisch mahlt, aber schnell zu seinem Kaffee kommen möchte, ist mit einem Voll- oder Halbautomaten gut bedient. Im Trend ist auch Filterkaffee, ich selbst trinke ihn den ganzen Tag. Er ist geschmacklich komplex und lässt sich auch komplett von Hand herstellen. Dafür braucht es nur eine Waage, einen Krug, V-Filter, einen Wasserkocher mit genauer Temperatursteuerung und eine Handmühle für die Kaffeebohnen. Es gibt auch Filter-Stationen wie der Mocca Master, wo alles schon dabei ist. Damit der Filterkaffee richtig gut wird, muss man die richtige Technik kennen – das braucht ein wenig Übung.

Welche Rolle spielt das Budget?
Ein Coffee Set-up für Filterkaffee kostet 300 bis 400 Franken, eine hochwertige Siebträgermaschine mit allem Drum und Dran kostet hingegen schnell einmal 2000 bis 2500 Franken. Trägt man der Maschine Sorge, hält sie aber mindestens zehn Jahre.

Die günstigste Variante ist vermutlich, Kaffee in einem Pfännchen oder einer Mocca-Maschine zu kochen. 
Bei uns haben diese traditionellen Zubereitungsarten aus der Türkei, aus Italien oder Griechenland eine emotionale Komponente: Man möchte den Kaffee so trinken, wie man ihn aus der Kindheit oder aus dem Urlaub kennt. Wenn ich mir einen Kaffee in meinem italienischen Espressokocher zubereite, denke ich an Italien 1985. Der Duft bleibt unvergessen! Geschmacklich finde ich diese Zubereitungsarten auch voll okay. Mein Motto: Trink deinen Kaffee so, wie du ihn magst – und sei offen für Neues.

Zum Beispiel?
Im Moment ist kaltgebrühter Kaffee voll im Trend. Dafür gibt es auch spezielle Karaffen für zuhause. Einfach Kaffeepulver über einen Trichter ins kalte Wasser und 12 Stunden in den Kühlschrank damit. Den Kaffee kann man zum Beispiel mit Orangenschnitzen verfeinern, je nach Kaffeesorte erhält er einen fast eisteeartigen Geschmack.

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DIE KÜCHE FÜR ÄLTERE PERSONEN

Was steht auf dem Wunschzettel? Eine ergonomische Küche mit praktischem Stauraum, der einfach zugänglich ist: Ältere Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer wünschen sich eine Küche, die ihren Kochgewohnheiten entspricht und in der sie sich frei bewegen können. Sie wollen sich weder ständig bücken noch Schweres hochheben oder auf einen Schemel steigen müssen, um einen Gegenstand zu erreichen.

Was ist realistisch? Ältere und/oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen haben besondere Bedürfnisse an die Küche – diesen ist bei einem Umbau unbedingt Rechnung zu tragen. So schätzen sie zum Beispiel einen höher platzierten Backofen, um sich nicht bücken zu müssen, und Schränke mit Ausziehschubladen. Der Stauraum sollte so konzipiert sein, dass schwere Gegenstände wie zum Beispiel Gusseisentopf oder Caquelon einfach erreichbar sind – ohne Bücken oder Über-Kopf-Balancieren.

Was gibt es noch zu beachten? Denkt sie bereits an die nächste Generation, sollte die ältere Bauherrschaft die Küche möglichst zeitlos gestalten – denn eine hochwertige Küche hält mehrere Jahrzehnte. Über ein klassisches Design mit dezenten Küchenfronten und langlebigen Arbeitsplatten freuen sich später auch Kinder und Enkelkinder. 

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DIE KÜCHE FÜR AMBITIONIERTE HOBBYKÖCHE

Was steht auf dem Wunschzettel? Hobbyköchinnen und -köche lieben es, ihre Freizeit in der Küche zu verbringen, neue Rezepte sowie Techniken auszuprobieren und Gäste zu bekochen. Sie wünschen sich eine Küche, die ihre Experimentierfreudigkeit aushält und die sich modifizieren lässt. Ein Sous-vide-Einsatz? Ein Wok-Kochfeld? Ein japanischer Dampfgarer? Am liebsten hätten Hobby-Chefköche eine edle Gastroküche!

Was ist realistisch? Fläche, Fläche, Fläche! Wer viel kocht, braucht Platz. Das Augenmerk sollte deshalb auf einer optimalen Ausnutzung der Arbeitsfläche liegen. Damit die zahlreichen Gerätschaften ordentlich verstaut sind, ist auch ausreichend Stauraum wichtig. Wer mit einer kleinen Küche klarkommen muss, kann manche Arbeiten auch am Esstisch erledigen – eine Wohnküche ist dann natürlich von Vorteil. Edelstahl-Fronten und/oder -Arbeitsplatten sind hygienisch, robust und sorgen für den Gastro-Look.

Was gibt es noch zu beachten? Tablet- oder Kochbuchhalterungen gehören in jede Hobbykoch-Küche. Wer es moderner mag, entscheidet sich für integrierte Displays. Dann ist der Bildschirm zum Beispiel in der Küchenrückwand oder am Kühlschrank eingebaut und zeigt nicht nur Rezepte, sondern je nach Funktion auch den Kühlschrankinhalt und andere Informationen an. Der Küchen-Computer kann auch Teil eines Smart-Home-Konzepts sein. 


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