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Nachhaltige Sanierung von Küche und Bad

Preis, Design, Komfort – die Punkte, auf welche bei einer Sanierung von Küche und Badezimmer geschaut wird, sind vielfältig. Wer dabei auch an die Nachhaltigkeit denkt, setzt jedem einzelnen Punkt aber die Krone auf. 

Text — Thomas Bürgisser

 

LANGLEBIGKEIT ZAHLT SICH AUS

Der Begriff «Nachhaltigkeit» wird fast schon inflationär genutzt und vielfältig interpretiert. Geht es um das Bauen beziehungsweise Sanieren, ist die Langlebigkeit einer der Hauptaspekte der Nachhaltigkeit. So schont beispielsweise die Umwelt, wer Küche oder Badezimmer zwanzig anstatt zehn Jahre nutzt. Auch für das Portemonnaie zahlt sich die Mehrinvestition in zu Beginn vielleicht teurere, dafür stabilere Ausstattung meist aus. Ein gutes Beispiel dafür ist die Wahl von Massivholz anstelle von Spanholz. Ausserdem muss langlebig nicht unbedingt teurer sein. Wieso nicht bestehende Elemente weiternutzen? Vielleicht lassen sich Badzimmerschränke schleifen und neu anstreichen oder Arbeitsplatten kürzen und umnutzen. Der Einsatzort darf auch ganz neu sein: Eine schön bepflanzte Badewanne im Garten ist ein echter Hingucker.

DER EXPERTE

Filippo Nucifora
Vorstandsmitglied Schweizerischer Verein Luft- und Wasserhygiene SVLW

«EINE LÜFTUNG IM BADEZIMMER KANN SEHR HILFREICH SEIN GEGEN SCHIMMEL»

Filippo Nucifora, wieso lohnt sich für Einfamilienhausbesitzer im Rahmen einer Sanierung allenfalls das Nachrüsten einer Badezimmerlüftung?
Eine Lüftung im Badezimmer kann sehr hilfreich sein gegen Schimmel. Denn hier hat es oft eine hohe Luftfeuchtigkeit, ein Risiko für Schimmel- und Feuchtigkeitsschäden. Diese Feuchtigkeit ohne Lüftung abzuführen, ist schwierig. In allen Badezimmern, insbesondere aber in innenliegenden, fensterlosen.

Wie funktioniert das Nachrüsten?
Das ist sehr individuell, weshalb immer eine Fachperson beigezogen werden sollte. So kann das Lüftungsrohr bei Badezimmern an einer Aussenwand teilweise direkt nach aussen geführt werden. Dafür gibt es jedoch normative Vorgaben. Etwas komplizierter ist die Rohrführung bei innenliegenden Badezimmern. Bei mehreren, übereinanderliegenden Badezimmern bietet sich zudem ein verbindendes Rohr an, das zum Dach führt. Je nach Gebäudehülle braucht es gegen den Unterdruck ausserdem noch einen Aussenluftdurchlass für die Luftnachströmung an anderer Stelle im Haus, zum Beispiel im Wohnzimmer. Der Einzelrohrventilator selber kann einfach in der Nasszelle positioniert werden. Oft wird dieser mit dem Lichtschalter gekoppelt, über den er für eine vorprogrammierte Zeitdauer in Betrieb genommen wird. Es gibt aber auch Lüftungen, welche sich per Smartphone ansteuern lassen.

Mit welchen Kosten muss man rechnen?
Das hängt sehr von der Komplexität ab. Bei einem einfachen System reicht für die Kernbohrung, Lüftung, Installation und das Elektrische aber meist ein tiefer vierstelliger Betrag.


JE REGIONALER, DESTO NACHHALTIGER

Bevor Elemente definitiv entsorgt werden, können online, bei Bauteilbörsen oder direkt bei Handwerksbetrieben Abnehmer dafür gesucht werden. Hier lohnt sich auch selber ein Augenschein: Manchmal passt ein Secondhand-Möbel perfekt ins neue Design. Vor allem im Badezimmer-Bereich führen einige Hersteller auch Produkte aus recycelbaren oder sogar bereits recycelten Materialien wie etwa Spiegelschränke. Auch die Regionalität sollte eine Rolle spielen, bei der Auswahl von Handwerkern, Ausstattung und Rohstoffen. Auf die Schweiz bezogen ist zum Beispiel einheimisches Holz top, aber auch heimischer Naturstein oder Keramikplatten mit möglichst wenig Transportkilometern. Letztere sind zwar energieaufwendig in der Herstellung, bestehen aber aus natürlichen Materialien und sind vor allem sehr langlebig. Labels wie Blauer Engel oder FSC können beim Entscheid ebenfalls hilfreich sein (siehe Checkliste).

CHECKLISTE

EINE AUSWAHL HILFREICHER LABELS FÜRS NACHHALTIGE SANIEREN

  • FSC: Das Label Forest Stewardship Council findet sich auf Holz und Holzprodukten aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Unterteilt wird in FSC 100%, FSC Mix und FSC Recycled. 
  • Cradle-to-Cradle: Bei der Cradle-to-Cradle-Zertifizierung geht es unter anderem um die mögliche Wiederverwendung der meisten Inhaltsstoffe zum Beispiel bei Möbeln oder Bodenbelägen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft.
  • EU-Ecolabel: Das EU-Ecolabel wird in der EU zum Beispiel an Farben oder elektronische Produkte vergeben, die vergleichsweise umweltschonend sind, von der Produktion bis zur Entsorgung.
  • Blauer Engel: Der Blaue Engel aus Deutschland findet sich unter anderem  auf umweltfreundlichen, gesundheitsschonenden Möbeln, Bodenbelägen oder Wandfarben. 
  • Nordic Ecolabel: Der Nordische Schwan wird in ähnlichen Produktegruppen vergeben wie der Blaue Engel und kennzeichnet umweltfreundliche Produkte aus Skandinavien.


GERÄTEAUSWAHL IST ENTSCHEIDEND

In der Küche nimmt vor allem die Energieetikette einen besonderen Stellenwert ein. Denn neben Langlebigkeit, Transportweg und Herstellung ist der Energieverbrauch ein weiterer wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit. Hier hilft der Blick auf die deklarierte Energieeffizienzklasse beim Vergleich von Kühl- und Gefrierschränken, Backöfen, Geschirrspülern und sogar Dunstabzugshauben. Aufgepasst: Ab März 2021 wurden etwa für Kühl- und Gefrierschränke sowie Geschirrspüler neue Energieetiketten mit angepasster Klassifizierung eingeführt (Klassen A bis G). Auch, weil Geräte immer energieeffizienter werden und die bisherige Bewertung mit A+++ langsam an ihre Grenzen stiess. Entsprechend lohnt sich hier bei Geräten auch die Weiterverwendung sehr alter Geräte nur begrenzt – der Ersatz durch ein energiesparendes ist nicht selten nachhaltiger. Bei der Auswahl des neuen Herds sind Induktionskochfelder am energiesparendsten. Zudem sollte man gerade beim Herd aber auch bei der Spüle auf einen bündigen Einbau achten: Hervorstehende Kanten sind schwieriger zu reinigen, was zu aggressiven Reinigungsmitteln verlockt.

INFO

REINIGUNG: ES BRAUCHT NICHT IMMER CHEMIE

Nachhaltigkeit endet nicht mit der Sanierung. So lassen sich zum Beispiel viele Reinigungsmittel zumindest teilweise durch natürliche Alternativen ersetzen. Zitronensaft oder Essig ersetzt so manchen Entkalker. Auch Backpulver gemischt mit Wasser ist ein guter Reiniger. Eine regelrechte Alleskönnerin ist die Kernseife aus pflanzlichen Ölen. Aufgelöst in heissem Wasser ist sie multifunktional einsetzbar auf Arbeitsplatten, Böden oder sogar als Abwaschmittel. Achtung: Auch natürliche Reinigungsmittel vertragen sich nicht mit allen Materialien, am besten also zuerst nachschlagen oder auf kleiner Fläche ausprobieren.


WASSERSPAREN LOHNT SICH

Die einfache Reinigung ist auch im Badezimmer Trumpf, seien es die randlose Toilette oder die grossflächigen Wand- und Bodenplatten, um Fugen zu minimieren. Allgemein gilt: Je weniger Fugen, desto besser. Diese sind besonders anfällig für Schimmel, vor allem bei der oft hohen Luftfeuchtigkeit im Badezimmer. Ausserhalb des Spritzbereiches tragen atmungsaktive Oberflächen wie Lehmputze dazu bei, die Feuchtigkeit etwas zu regulieren. Auch Kalkputze eignen sich dafür gut und bieten Schimmel keinen Nährboden. Eine Lüftung (siehe Interview) oder wenn möglich Fenster helfen, Feuchtigkeit gezielt abzuführen und steigern damit auch den Komfort. Daneben ist im Badezimmer vor allem der Wasserverbrauch zentral – mit Fokus auf das Warmwasser. Am entscheidendsten ist, wie dieses grundsätzlich erwärmt wird. Aber es muss auch nicht unnötig verbraucht werden. Sparsame Wasserhähne und Brausen sollten heute selbstverständlich sein. Weiter sparen lässt sich mit Armaturen, die in der Grundstellung auf Kaltwasser eingestellt sind. Auch bei Duschen gibt es Systeme, bei denen man sich zum Beispiel durch Knopfdruck bewusst für noch heisseres Wasser entscheidet. Besonders clever ist zudem, wer die Wärme des verbrauchten Wassers weiterverwendet. So gibt es Duschrinnen, in denen mit dem verbrauchten Heisswasser das zufliessende Kaltwasser vorgewärmt wird. Von aussen sieht man davon nichts – vielmehr fügt sich die Duschrinne harmonisch ins sanierte Bad ein. Denn Nachhaltigkeit tut nicht nur gut, sie darf auch gut aussehen. 


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