Kaninchenhaltung
Stammen Kaninchen vom Feldhasen ab? Nein. Möchten sie alleine leben? Nie im Leben. Lieben sie Körnerfutter? Eigentlich ja, aber sie verfetten schnell daran. Brauchen sie Platz und Grabmöglichkeiten? Unbedingt.
Text — Karin Haenni Eichenberger
Etwas Biologie. Man zählt Kaninchen zu den Hasenartigen, sie stammen vom Wildkaninchen ab. Die schnusigen Kaninchen sind äusserst gesellig und leben in Freiheit in Familienverbünden und Kolonien zusammen. Gemeinsam legen sie unterirdische Gänge an, ihr oberirdisches, weiträumiges Revier befindet sich rund um diese Gänge. Ihre Aktivitätsphasen beschränken sich auf die Morgenund Abenddämmerung, während des Tages frönen sie dem Ruhen und Dösen. Da die Tierlein auch als Heimtiere noch immer dieselben Bedürfnisse haben wie ihre wilden Kollegen, so ist klar, dass eine Einzelhaltung sowie eine reine Käfighaltung nie artgerecht sein kann.
WER PASST ZUSAMMEN?
Laut dem aktuellen Merkblatt zum Thema Kaninchenhaltung des Schweizer Tierschutzes können entweder zwei Weibchen (Zibben), zwei frühkastrierte Männchen (Böcke) oder ein kastriertes Männchen und ein Weibchen gemeinsam gehalten werden. Tatsächlich ist es so, dass Pärchen sowie frühkastrierte Männchen einander besser vertragen als zwei unkastrierte Weibchen. Bevorzugt man eine Gruppenhaltung, so sind diverse Zusammensetzungen möglich.
WIE DIE KARNICKEL
Die Redensart kommt nicht von ungefähr. Denn ja, Kaninchen sind sehr vermehrungsfähig und -freudig. Die Tiere sind bereits mit acht bis zehn Wochen geschlechtsreif. Weibchen können mehrmals pro Jahr Junge zur Welt bringen. Das können gut und gerne Würfe von bis zu zwölf Kleinen sein. Wohin mit all den Minis? Eben. Folglich gilt: Werden Kaninchen in einer gemischten Gruppe gehalten, ist es zwingend, dass wenigstens die Böcke kastriert werden. Auch Weibchen können kastriert werden, bedeutet für die Zibben jedoch einen grösseren Eingriff.
DER EXPERTE
Peter Müller
Präsident Kleintierfreunde Hitzkirch
MÖCHTEN SIE KANINCHEN HALTEN?
Schauen Sie sich erst einmal in einem Tierheim um. Es gibt sehr viele Tiere, die abgegeben werden. Oder fragen Sie bei einem seriösen Züchter oder einem Zoofachgeschäft nach. Seriöse Anbieter halten ihre Kaninchen artgerecht und beraten Sie gerne zu Haltung und Fütterung. Kaufen Sie niemals Tiere via Internet! Und ebenso wichtig: Kaninchen sind keine Schmusetiere. Deshalb sollte Kindern das richtige Verhalten mit den herzigen Tierchen erst beigebracht werden.
HOME SWEET HOME
Die ideale und gleichzeitig natürlichste Art der Haltung ist ein aus- und einbruchsicheres Aussengehege. So haben die Kaninchen ausreichend Grabmöglichkeiten. Und Buddeln gehört nun mal zu ihrem ureigensten Naturell. Beim Gehege ist eine Mindestfläche von sechs Quadratmetern mit einer Höhe von mindestens 70 Zentimetern für zwei bis vier Tiere angezeigt. Je grösser, desto besser. Rückzugsmöglichkeiten und Schutz vor Wind und Wetter sind zwingend.
Alternativ dazu ist eine Balkon- oder Terrassenhaltung möglich. Wobei die gleichen Bedingungen gelten wie bei der Freilandhaltung. Sprich: genügend Platz, Rückzugs- und Grabmöglichkeiten, Witterungsschutz. Eine reine Innenhaltung kann auch in Betracht gezogen werden.
Dies in Form einer freien Wohnungshaltung oder eines eigenen Zimmers. Auch hier sind die gleichen Voraussetzungen wie bei der Aussen-, Balkon- oder Terrassenhaltung angezeigt. Eine reine Käfighaltung, auch mit teilweisem Auslauf, ist nicht artgerecht und sollte vermieden werden. Grabmöglichkeiten stellen Sie am einfachsten in Form einer geräumigen Buddelkiste – im Fachmarkt erhältlich oder selbst gebastelt – zur Verfügung, gefüllt wird diese zum Beispiel mit Vogelsand oder Kokoserde.
ZUM RICHTIGEN INTERIEUR
Gleich, ob drinnen oder draussen, eignen sich für die Einrichtung Gegenstände aus natürlichen Materialien wie Holz, Stein oder Kork. Spannend finden Kaninchen auch erhöhte Sitzflächen für den totalen Überblick, Häuschen, hohle Äste, Versteckmöglichkeiten.
CHECKLISTE
ALLES RUND UMS KANINCHEN
- Kaninchen werden in der Regel um die acht Jahre alt.
- Geschlechtsreif werden sie zwischen acht bis zehn Wochen.
- Ein Weibchen kann mehrmals jährlich Junge gebären.
- Kaninchen benötigen viel Platz und eine abwechslungsreiche Gestaltung ihres Geheges.
- Ihr Verdauungstrakt ist sehr empfindlich, eine korrekte Fütterung ist äusserst wichtig.
- Die Tiere sind wie ihre wilden Verwandten mehrheitlich dämmerungsaktiv.
EN GUETE MIT ROHFASERREICHER NAHRUNG
Kaninchen benötigen, wie ihre wilden Artgenossen, rohfaserreiche Nahrung. Daher sollte diese hauptsächlich aus Heu bestehen. Die Tierchen haben einen sehr empfindlichen Verdauungsapparat, deshalb muss das Heu stets frisch sein, sprich täglich gewechselt werden.
Auch mögen Kaninchen frisches Grünzeug. Zum Beispiel Gras, Löwenzahn, Salate. Bitte beachten Sie, dass Grünfutter erst zwei bis drei Stunden nach der Heufütterung angeboten werden sollte, dies, damit das Verdauungssystem nicht zu sehr belastet wird.
Für den Abrieb der ständig nachwachsenden Zähnchen sind neben Heu auch frische, ungespritzte Äste wie Haselnuss, Apfelbaum oder Rottanne geeignet.
KÖRNERFUTTER? JE WENIGER, DESTO BESSER
Da Körnerfutter sehr energiereich ist, sollte, obschon Kaninchen das mögen, die Gabe nur in sehr kleinen Mengen erfolgen. Eine übermässige Gabe führt schnell einmal zur Verfettung der Tiere. Zudem müssen Kaninchen stets Zugang zu frischem Wasser haben. Wobei sie das Trinken aus einer Wasserschale jenem aus einer Trinkflasche bevorzugen. Bei artgerechter Haltung sind Kaninchen neugierige, interessante Haustiere, die viel Freude bereiten.
WEITERE INFORMATIONEN
Weitere Informationen finden Sie hier:
- pro Kaninchen - für ein tiergerechtes Kaninchenleben
- Adopt a Pet - ein Projekt des Schweizer Tierschutz STS