Katzengerangel – Kampf oder Spiel?

Wenn Katzen sich fetzen, ist nicht immer klar, ob es sich dabei um ein Spiel oder um einen ernsthaften Streit handelt. Was tun? Eingreifen oder der Natur ihren Lauf lassen?

Text — Karin Haenni Eichenberger

 

ABWECHSLUNG ZWISCHEN ANGRIFF UND JAGD

Wenn‘s zwischen zwei Büsi so richtig hart auf hart kommt, heisst es erstmal beobachten. Der Halter muss differenzieren können, ob es sich um einen echten Fight oder lediglich um eine spielerische Rauferei handelt. Aber woran erkennt man den Unterschied? Nun, beim Spielen wird in der Regel abgewechselt zwischen Angriff und Jagd. Handelt es sich tatsächlich um einen handfesten Schlagabtausch, wird dieser begleitet von Fauchen, Knurren, Tatzenhieben und Spucken. In diesem Fall ist es ratsam, zwischen den Kontrahenten zu schlichten. Jedoch sollte man keine Gegenstände gegen die Katzen werfen oder direkt dazwischen gehen – das macht die beiden nur noch hässiger –, sondern mit ernster Tonlage rufen, laut in die Hände klatschen oder mit Spielsachen wie einer Katzenangel ein Ablenkungsmanöver starten und zum Spielen animieren. Nützt’s nichts, packt man einen der streitlustigen Widersacher und setzt ihn kurzerhand an die frische Luft, auf den Balkon oder in den Garten.

DIE EXPERTIN

Dr. med. vet.
Patrizia Eberli,
Hochdorf

BISSE UND KRATZER KÖNNEN ZU ABSZESSEN FÜHREN

Die spitzen Zähne einer Katze können kleine, aber tiefe Wunden verursachen, und ihre langen Krallen ordentliche Kratzer. Die Maulflora einer Katze enthält eine aggressive Bakterienmixtur, und bei einem Katzenbiss werden diese Keime in das Fleisch des Gegners befördert. Auch auf den Krallen finden sich normalerweise Keime, beispielsweise von der Katzentoilette. Bisse und Kratzer können folglich zu grossen, schmerzhaften Abszessen führen. Diese müssen von einem Tierarzt behandelt werden, in manchen Fällen sind auch Antibiotika nötig. Wenn Katzen kämpfen, können auch Viren übertragen werden, darunter die folgenden gefährlichen Varianten: der Feline Leukämie-Virus (FeLV, der Erreger der «Leukose») oder das Feline Immundefizienz-Virus (FIV, der Erreger von «Katzen-Aids»). Gegen FeLV existiert eine Impfung, schützen Sie daher Ihre Katze regelmässig!


KAMPF DER GESCHLECHTER

Leben Weiblein und Männlein im gleichen Haushalt, ist gelegentliches Gezänke naturgegeben. Während sie eher spielerische Verfolgungsjagden vorzieht, zettelt er gerne wilde Kampfspiele und Rangeleien an. Was sich auch draussen zeigt. Kater sind zwar eher geneigt, Freunde zu finden, doch selbst dann haben sie in der Regel das Bedürfnis, untereinander immer wieder zum Kräftemessen anzutreten. Was üblicherweise harmlos vonstatten geht. Treffen jedoch echte Feinde aufeinander, geben sich diese gnadenlos Saures. Es erstaunt nicht wirklich, dass es vor allem Kater sind, die verletzt nach Hause kommen.

 

KRATZBÜRSTIGE KATZENWEIBCHEN

Kätzinnen sind nicht so sehr auf «Lämpen» erpicht. Ausser, sie oder ihre Babys sind in Gefahr oder das Revier gehört verteidigt. Da kennen sie kein Pardon. Auch soll nicht verschwiegen werden, dass die Damen unter Umständen recht eifersüchtig sein und sich mit der Konkurrenz, der weiblichen allen voran, bisweilen anlegen können.

 

KATZENFEHDEN, VIELFACH NUR DROHGEBÄRDEN

Gerade bei befreundeten Samtpfoten erschöpft sich das gegenseitige Trietzen meist in Drohgebärden. Geht es unter ihnen allerdings öfters deftig zu Sache, kann eine vorübergehende räumliche Trennung zur Beruhigung beitragen, auch ein Katzentrainer kann helfen. Begegnen sich in freier Natur zwei selbstbewusste und unnachgiebige Katzen – Kater in der Regel –, ist der Halter selbstredend nicht in der Lage zu intervenieren und muss leider mit einem versehrten Büsi rechnen.

INFO

VERLETZUNGEN VON KATZENKÄMPFEN

Wenden Sie sich an einen Tierarzt, wenn Ihnen folgendes an Ihrem Büsi auffällt:

… Bluten
… Schmisse
… Bisse
… Kleine, aber tiefe Wunden
… Schwellungen
… Knoten in der Haut
… Augenverletzungen
… Humpeln
… Teilnahmslosigkeit
… Fieber


VERKEHRTE KATZENWELT?

Anzumerken ist, dass es bezüglich Streitgebaren in der Katzenwelt auch Ausnahmen gibt. So kann eine Kätzin rein vom Charakter her eine echte Draufgängerin sein. Im Gegenzug sind feinfühlige Kater, die sozusagen keiner Maus etwas zu Leide tun können, genauso vertreten.

 

STILLE KRIEGSTAKTIKEN

Man möchte Vorurteile ja nicht gerne bestätigen, aber Fakt ist nunmal, dass Kätzinnen Meisterinnen in der lautlosen, subtilen Kriegsführung sein können. So kommt es durchaus vor, dass eine «Mobbingqueen», um beispielsweise vom Besitzer mehr Aufmerksamkeit zu erheischen, Kollegen und Kolleginnen nicht mehr aufs Katzenkistli lässt oder sich ihnen wo immer es geht in den Weg stellt und sie zu verscheuchen versucht. Das kann soweit gehen, dass sich die «Opfer» kaum mehr ins Haus wagen, Wohnungskatzen schwerlich aus ihrem selbstgewählten Versteck zu locken sind. Nicht selten urinieren die bedauernswerten Geschöpfte aus lauter Schiss gar auf ihren Schlafplatz respektive in ihr Versteck. In solchen Fällen ist der Zuzug von professioneller Hilfe durch einen Katzenpsychologen dringend empfohlen.

 

WEITERE INFORMATIONEN

Weitere Informationen zum Thema Katzenpsychologie finden Sie unter: www.cats-on-couch.de / Wikipedia