Haltung von Chinchillas
Herzig sind sie, die kleinen Nager. Aber, als Kuscheltiere eignen sie sich nicht. Chinchillas haben so ihre Eigenheiten. Streicheln? Lieber nicht. Und sie benötigen viel Platz.
Text — Karin Haenni Eichenberger
Chinchillas kommen ursprünglich aus dem südamerikanischen Raum. Man nimmt an, dass ihr Name aus der Inkasprache stammt. Eigentliche Besonderheiten sind der einem Eichhörnchen ähnliche Schweif und die grossen, beinahe haarlosen Ohren. Ihre fünffingrigen Pfötchen ermöglichen es ihnen, Nahrungsteile wie Wurzeln oder Gras geschickt zu halten, und mit ihren langen Hinterbeinen können sie in ihrer heimischen Bergwelt – den Anden – flink herumspringen. Chinchillas sind nachtaktive Tiere mit einem enormen Bewegungsdrang. Ihre heimatliche Nahrung besteht aus trockenen Gräsern und Krustenflechten, Rinden, Samen, trockenen Beeren sowie Früchten. Kurz, sie haben sich auf nährstoffarme und ballaststoffhaltige Nahrung spezialisiert.
GROSSER BEWEGUNGSDRANG
Wer sich zur Chinchillahaltung entschliesst, dem sei empfohlen, sich an deren Herkunft und Lebensgewohnheiten zu orientieren. Chinchillas – sie können bis 20 Jahre und älter werden – müssen sich sehr viel bewegen können, ein grosser Lebensraum ist daher unumgänglich. Am besten eignet sich ein ganzes Zimmer, welches für die Tierchen reserviert und entsprechend eingerichtet ist. Wer keinen eigenen Raum zur Verfügung stellen kann und sich daher für die Käfighaltung entscheiden muss, sollte ein sehr geräumiges Käfigmodell wählen. Zwei Meter Länge, ein Meter Breite, eineinhalb Meter Höhe sind das Minimum.
Gute Zoofachgeschäfte bieten auch grosse, modular aufgebaute Volièren an. Am besten jedoch lassen Sie sich eine massgeschneiderte Behausung von einem Schreiner zimmern. Wobei dieser unbedingt unbehandeltes Holz verwenden sollte. Chinchillas nagen fürs Leben gern, behandeltes Holz würde ihre Gesundheit gefährden. Wählen Sie den Standort des Käfigs so, dass dieser an einem ruhigen Ort ohne Durchzug zu stehen kommt. Direkte Sonneneinstrahlung ist zudem zu vermeiden.
DER EXPERTE
Peter Müller *
MECKERTON
Zutrauliche Chinchillas tun ihre Wünsche mit einem kurzen Meckerton kund. Auf diese Weise äussern sie sich auch bei Streitereien mit anderen Chinchillas, vor allem, wenn es um einen guten Futterplatz oder die Stellung in der Gruppe geht. Sie dürfen sich also geschmeichelt fühlen, wenn Sie von ihrem Pelzknäuel angemeckert werden, denn er signalisiert so, dass er in Ihnen mehr sieht als bloss seinen Futterspender, sondern so etwas wie einen grossen Artgenossen. Bei totalem Wohlbefinden gibt ein Chinchilla Töne von sich, die einem Zähneknirschen ähnlich kommen. Will er in Ruhe gelassen werden, schlägt er seine Zähne schnell und wiederholt aufeinander.
* Präsident Kleintierfreunde Hitzkirch
DAS IDEALE KÄFIGINTERIEUR
Das Gehege sollte mit vielen Rückzugs- und Klettermöglichkeiten versehen sein. Diverse Aufenthaltsebenen gehören ebenso dazu wie Äste und Verstecke, beispielsweise Röhren oder Häuschen – Chinchillas leben in freier Natur tagsüber in Höhlen oder Felsspalten! Als Einstreu eignen sich Strohhäcksel, gereinigte Rindenschnitzel oder entstaubte Hobelspäne. Für die Fellpflege stellt man den Tieren ein grosses Sandbad mit Spielsand zur Verfügung.
KEINE EINZELHALTUNG, BITTE
Nebst einem grosszügig bemessenen Lebensraum müssen die quirligen Hochlandnager Kontakt zu Artgenossen haben. Eine Einzelhaltung ist nicht tiergerecht – in ihrem natürlichen Lebensumfeld leben Chinchillas immer in Gruppen. Halten Sie also mindestens zwei Tiere gemeinsam.
KEINE KINDERKUSCHELTIERE
Chinchillas verfügen über einen ausgesprochenen Jöö-Effekt, der Kinderherzen im Nu höher schlagen lässt. Doch Chinchillas sind sehr scheue Tiere. Es braucht viel Geduld, ihr Vertrauen zu gewinnen. Auch mögen sie es nicht wirklich, gestreichelt oder herumgetragen zu werden. Da Chinchillas zudem nachtaktiv sind, eignen sie sich definitiv nicht als Haustiere für kleine Kinder.
CHECKLISTE
TIPPS ZUR HALTUNG VON CHINCHILLAS
- Ein Chinchilla-Käfig sollte ein Mindestmass von zwei Metern Länge, einem Meter Breite sowie eineinhalb Meter Höhe aufweisen. Am besten, man reserviert ihnen gleich ein eigenes Zimmer.
- Chinchillas sind sehr scheue, nachtaktive Tiere, die mit Streicheleinheiten nicht viel anfangen können. Sie eignen sich daher nicht für kleine Kinder.
- Die Nahrung des Chinchillas ist rein pflanzlich, rohfaserreich und energiearm.
- Weibchen können gleich nach der Geburt wieder trächtig werden und jährlich bis drei Würfe aufziehen. Eine frühzeitige Kastration ist daher empfehlenswert. Denn: Wohin mit dem vielen Nachwuchs?
GANZ SCHÖN CLEVER, DIE KLEINEN
Übrigens: Chinchillas entziehen sich in freier Natur dem Zugriff von Raubvögeln, indem sie einfach ihr Fell abstossen. So ist schon mancher in den Anden ansässige Vogel auf seiner Jagd nach Chinchillas mit nichts weiter in den Krallen als einem Büschel Fell davongeflogen.
ZUM FUTTER
Wie füttert man Chinchillas korrekt? Ihre Ernährung und Verdauung ist an ihren kargen, ursprünglichen Lebensraum angepasst. Zur Grundnahrung in der Heimtierhaltung gehören grobes Heu in bester Qualität, kleine Mengen an Gemüse und Früchten sowie frische Kräuter. Im Zoofachhandel sind spezielle Chinchilla-Pellets und Körnermischungen erhältlich, welche jedoch nur in kleinsten Mengen verfüttert werden sollten. Ein Schälchen mit frischem Wasser gehört selbstverständlich stets dazu. Von sehr nährstoffreichen «Leckerli» wie Rosinen oder Nüsschen ist abzuraten. Stellen Sie ungiftige Holzäste als Nagematerial zur Verfügung. Vermeiden Sie einen zu raschen Futterwechsel. Der bekommt den Chinchillas mit ihrer sensiblen Verdauung schlecht.
GEDULD, GEDULD
Chinchillas sind neugierig, herzig, heikel, anspruchsvoll und bedürfen viel Zeit, um sich an Menschen zu gewöhnen. Wenn Sie sich dessen bewusst sind, und Sie mit Geduld letztlich das Vertrauen Ihrer kleinen Exoten gewinnen, dann werden Sie gewiss viel Freude an ihnen haben – und sie manchmal auch kraulen dürfen.
WEITERE INFORMATIONEN
Weitere Informationen finden Sie hier:
