Heikle Katzen
Man sagt über domestizierte Katzen, sie seien wählerische Esser. Das stimmt jedoch nur bedingt. Wahr ist, dass Büsi Abwechslung lieben. Wahr ist auch, dass viele Katzenbesitzer ihre Schnurrlis geradezu zu mäkeligem Essverhalten erziehen.
Text — Karin Haenni Eichenberger
ZWEI MAHLZEITEN PRO TAG
Katzen verschmähen ein tägliches Einerlei an Futter. Geht uns Menschen ja auch so. Wer möchte schon jeden Tag dieselben Aromen vorgesetzt bekommen. Eine abwechslungsreiche Futtergabe freut die Katze und der Halter vermeidet das unnötige Wegwerfen von stehen gelassenem Futter. Ein grosser Fehler bei der Katzenfütterung ist die ständige Verfügbarkeit von Nahrung. Zwei Mahlzeiten pro Tag für eine erwachsene Katze reichen aus. Denn riecht eine Katze Futter, aktiviert sich deren Verdauungsapparat und erzeugt Verdauungssäfte. Das wiederum bewirkt einerseits, dass der Katze das Futter verleidet. Andererseits kann dies längerfristig zu Verdauungsproblemen führen.
NICHT GLEICH NACHGEBEN!
Wenn Büsi die Nahrung ablehnt, neigt man schnell dazu, ihr gleich eine andere Sorte vors Schnäutzli zu stellen. Abgesehen davon, dass die Tierlein Abwechslung mögen, so kann es durchaus auch sein, dass sie gar keinen Hunger haben oder sich möglicherweise nicht so wohl fühlen, respektive eine Erkrankung Ursache für die Fressverweigerung ist. Zudem: Realisiert eine Katze, dass sie bei Nahrungsverweigerung immer gleich eine neue Geschmacksrichtung serviert bekommt, fasst sie dies als eine Art Spiel auf und freut sich über die Aufmerksamkeit, die ihr auf diese Weise regelmässig zu Teil wird. Andererseits: Je länger Sie unangetastetes Futter einfach stehen lassen, je weniger wird die Katze es mögen. Manchmal hilft etwas zufüttern nach zwei bis drei Stunden. Bringt das auch nichts, sollte der Napf ohne Ersatz geleert werden. Die Überlegung, dass das Büsi dann schon noch alles auffrisst, wenn es Hunger bekommt, funktioniert in den meisten Fällen nicht. Denn Katzen sind keine Aasfresser und verspeisen nur frisches, respektive frisch duftendes Futter. Freigänger übrigens, die sich hin und wieder eine Maus oder einen Vogel «genehmigen», fressen daheim naturgegeben etwas weniger als reine Stubentiger.
DIE EXPERTIN
Daniela Poschmann,
Journalistin mit Spezialgebiet
Tier und Natur
PROBLEM HÄUSLICHE VERÄNDERUNGEN
Wenn sich die Bedingungen in der häuslichen Umgebung verändern, können Katzen schon mal mit Futterverweigerung reagieren. Dazu gehören beispielsweise ein neues Familienmitglied, Renovationsarbeiten im Haus oder in der Wohnung, ein veränderter Fressplatz, ein anderer Lebensrhythmus oder auch eine längere Ferienabwesenheit. Aber auch der Verlust von Bezugspersonen oder eines Partnertiers kann zu einer zeitweiligen Nahrungsverweigerung führen. In diesen Fällen können Sie Ihrer Katze mit liebevoller Zuwendung in Form von Streicheleinheiten oder Spielen zeigen, dass sie natürlich immer noch einen grossen Platz in Ihrem Herzen hat. Bieten Sie ihr zudem einen ruhigen, störungsfreien Rückzugsort an und drängen Sie Ihre Miez nicht zum Fressen. Vielleicht verwöhnen Sie Ihren Liebling mit feinen Leckerli, was man im Normalfall ja eher sehr sparsam tun sollte.
ETWAS FUTTERNEID KANN HELFEN
Etwas Futterneid sorgt für guten Appetit und weniger wählerische Esser. In Haushalten, in denen mehr als eine Katze lebt, finden sich in der Regel seltener futterverschmähende Vierbeiner. Wichtig ist, dass jedem Tier sein eigenes Näpflein und Wasserschälchen bereitsteht.
DIE FÜNFER-REGEL
Sie wollen Ihrer Miez Freude bereiten und stellen ihr ein ganz neues Futter hin? Diese findet Ihre Aktion aber ziemlich daneben und fragt sich wohl, was das soll? Tipp: Mischen Sie das neue Futter nach der so genannten Fünfer-Regel unter: ein Fünftel neues, vier Fünftel vertrautes Futter; zwei Fünftel neues, drei Fünftel vertrautes Futter... Und so weiter und so fort, bis schliesslich nach ein paar wenigen Tagen nur noch neues Futter in den Napf gelangt. Bei vielen Katzen funktioniert der Trick.
CHECKLISTE
- Kaufen Sie klein portionierte Einheiten und sorgen Sie dabei für eine gewisse Geschmacksvarietät. Schnödet Büsi das Futter dennoch, gibt es weniger Abfall.
- Zwei Mahlzeiten pro Tag für eine gesunde erwachsene Katze und fünf kleine für Jungtiere genügen. Verfüttern Sie Leckerli nur sehr sparsam.
- Geben Sie Ihrer Katze kein Futter, welches für Hunde oder andere Haustiere bestimmt ist.
- Die Katze nimmt einen Grossteil der von ihr benötigten Flüssigkeit über die Nahrung auf. Dennoch ist es zwingend, ihr stets frisches Wasser zur Verfügung zu stellen. Wenn eine Katze viel Trocken- oder Halbtrockenfutter frisst, steigt der Wasserbedarf.
- Halten Sie Futter- und Wassergeschirr immer sauber.
- Reichen Sie Futter stets zimmerwarm. Futter aus dem Kühlschrank ist tabu.
- Überwachen Sie das Gewicht Ihrer Katze und erstellen Sie einen möglichen Diätplan mit einem Tierarzt.
- Konsultieren Sie einen Tierarzt, wenn Ihre Katze matt und appetitlos ist.
URSACHE KRANKHEIT
Appetitlosigkeit kann krankheitsbedingt sein. Atemwegserkrankungen beispielsweise können den Geruchssinn beeinträchtigen. Eine Katze prüft die Beute mit der Nase auf Geniessbarkeit. Kann sie das nicht mehr, gibt es ein ernsthaftes Problem, denn sie wird sich weigern, zu fressen, was sie nicht ordnungsgemäss erriechen kann. Auch eine Speiseröhren-Verengung, schmerzhafte Prozesse im Magen-Darm-Trakt, starker Parasitenbefall und andere Krankheiten sind Appetitverderber. Bei anhaltender Appetitlosigkeit ist der Besuch beim Tierarzt dringend angezeigt.
SONDERWÜNSCHE
Jede Katze hat ihre besonderen Vorlieben. Diese herauszufinden, ist mit wenig Geduld kein allzu schwieriges Unterfangen. Wichtig ist in jedem Fall eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung. Dass es Ihrer Katze geschmeckt hat, merken Sie schnell: Eine zufriedene, satte Katze setzt sich normalerweise nach dem Fressen hin und wäscht mit der Pfote ihr Gesicht.
WEITERE INFORMATIONEN
Weitere Informationen finden Sie unter: www.atn-ag.ch / www.drhoelter.de