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Neue Energievorschriften

In einigen Kantonen sind bereits neue Energievorschriften umgesetzt, in anderen steht dies kurz bevor. Höchste Zeit, sich mit Optionen für umweltfreundliche Wärmeerzeuger auseinanderzusetzen.

Text — Thomas Bürgisser

 

Altes raus und Neues rein? Ganz so einfach funktioniert das heute bei Heizsystemen nicht mehr. Grund dafür sind die neuen Energievorschriften, die in manchen Kantonen bereits gelten, in anderen bald folgen. Sie basieren auf den aktuellen Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich, den MuKEn 2014, die jeder Kanton individuell umsetzt. Die Stossrichtung ist klar: Wer in einer schlecht gedämmten Liegenschaft auch nach einer Heizungserneuerung noch auf fossile Energie setzen will, muss dafür – sofern es überhaupt noch erlaubt ist – vereinfacht gesagt Öl oder Gas im Umfang von mindestens zehn Prozent einsparen. Sei dies über eine dichtere Gebäudehülle oder mittels erneuerbarer Energien.

TIPP

FÖRDERGELDER FRÜHZEITIG ABKLÄREN!

Bevor man die Erneuerung des Wärmeerzeugers angeht, sollten immer die Fördergelder abgeklärt werden. Keine einfache Sache, weil die Angebote oft unübersichtlich sind. Auf Seiten wie energiefranken.ch erhält man einen ersten Überblick. Auch Energieberatungen helfen durch den Dschungel der Fördergelder und Planer wie Installateure wissen oftmals ebenfalls Bescheid. Wichtig ist: Für viele Förderprogramme ist ein «Gebäudeenergieausweis der Kantone» – kurz GEAK – Grundvoraussetzung. Ausserdem müssen Gelder nicht selten vor der Ausführung der Arbeiten beantragt werden. Das macht aber so oder so Sinn. Denn oft bestehen Mindestanforderungen an Gesamtsysteme, damit sie überhaupt förderberechtigt sind. Besser also man lässt sich die Gelder frühzeitig bestätigen und kann allenfalls noch umplanen, anstatt etwas auszuführen und anschliessend ein Loch in der Kasse zu haben.


ELF STANDARDLÖSUNGEN ZUR AUSWAHL

Noch am einfachsten haben es Gasheizungsbesitzer in einigen wenigen Kantonen wie etwa Luzern, wo auch ein vorgegebener Anteil Biogas akzeptiert wird. In vielen Kantonen aber müssen neue Lösungen her. In den MuKEn werden dafür elf Vorschläge gemacht, zum Beispiel eine Solaranlage für das Warmwasser. Die geeignete Fläche dafür ist meist kein Problem. Zusätzlich wird ein Wärmespeicher benötigt, etwa in Form eines grösseren Warmwasserspeichers. Und nicht zuletzt erfordert die Leitungsführung vom Speicher zum Dach etwas Planung und ebenfalls Platz. Eine weitere Warmwasser- Lösung ist der Wärmepumpenboiler, welcher mittels Umgebungswärme und Strom das Wasser erwärmt. Für den Strom ist dann jedoch eine Photovoltaik-Anlage vorgeschrieben, was die Lösung verteuert. Auch vorgeschlagen wird eine Hybridheizung: Eine Wärmepumpe deckt hier den Grundwärmebedarf, in Spitzenzeiten springt zusätzlich meist eine Gas- oder Ölheizung ein. Also immer dann, wenn es draussen besonders kalt ist und die Wärmepumpe allenfalls viel Strom verbrauchen würde, um die nötigen Vorlauftemperaturen zu erreichen.

 

DER EXPERTE

«EIN GUTER START IST DER GEAK PLUS»

 

Marco Girardi, wie und wann geht man den Ersatz des Wärmeerzeugers nach MuKEn-Vorgaben am besten an?
Zumindest informieren sollte man sich so frühzeitig wie möglich. Ein guter Start ist der GEAK Plus. Dieser Gebäudeenergieausweis gibt einen Überblick zum aktuellen Stand des Gebäudes und den möglichen Verbesserungsschritten, allenfalls in Etappen.

Empfiehlt sich denn eine Etappierung?
Das ist steuerlich attraktiv und hilft, die Gesamtinvestition zu stemmen. Gleichzeitig ergeben sich vielleicht Kombinationen. So ist eine wärmetechnisch gute Gebäudehülle elementar. Während man Fenster und Kellerdecke aber auch separat angehen kann, lohnen sich Dach und Aussenfassade vor allem, wenn man so oder so neu streichen oder das Dach reparieren und allenfalls mit einer Solaranlage ausstatten will. Es hängt also alles zusammen. Wobei das Ziel, der erneuerbare Wärmeerzeuger, von Beginn an feststehen sollte.

Wie weiss ich, welche Heizung zu meinem Haus passt?
Auch hier macht der GEAK Plus Vorschläge. Oder man erkundigt sich direkt bei den Behörden nach den Möglichkeiten. Erdsondenoder Grundwasser-Wärmepumpen etwa sind nicht überall erlaubt, ein Fernwärmeanschluss nicht immer verfügbar. Eine Luft/Wasser- Wärmepumpe hingegen ist diesbezüglich unproblematischer, dafür sollte ein Gebäude aber gedämmt sein. Mit einer Holzheizung wiederum setzt man auf einheimischen Brennstoff mit möglichen hohen Vorlauftemperaturen, in einer Altstadt kann die regelmässige Anlieferung jedoch umständlich sein. So hat jedes System seine Vor- und Nachteile.


TIEFE VORLAUFTEMPERATUREN WOLLEN GEPLANT SEIN

Eine Hybridheizung kann auch ein guter Zwischenschritt sein auf dem Weg zu 100 Prozent umweltfreundlicher Wärme. Denn der Umstieg gelingt am besten mit etwas Vorlaufzeit. Beispiel Wärmepumpe: Ältere, oft mit Radiatoren ausgestattete Bauten sind meist auf hohe Vorlauftemperaturen ausgerichtet. Zwar gibt es inzwischen auch Wärmepumpen, die dies erreichen. Eine Wärmepumpe arbeitet allerdings vor allem mit tiefen Vorlauftemperaturen effizient. Senken lassen sich diese durch eine dichtere Gebäudehülle. Oder mit grösseren Heizflächen, sei es über grossflächige Radiatoren oder Bodenheizung. Alles Arbeiten, die frühzeitig geplant werden wollen.

 

CHECKLISTE

11 STANDARDLÖSUNGEN

Die MuKEn 2014 sehen elf Standardlösungen vor, wie eine fossile Heizung in einem älteren Gebäude erneuert oder ersetzt werden kann, um die Vorschriften zu erfüllen:

  1. Solaranlage für Warmwasser mit vorgegebener Mindestgrösse zur Erreichung der zehn Prozent erneuerbarer Energie
  2. Holzfeuerung als Hauptwärmeerzeuger
  3. Strom-Wärmepumpe (Luft, Wasser, Erdsonde)
  4. Gas-Wärmepumpe
  5. Anschluss an ein Fernwärmenetz
  6. Wärme-Kraft-Kopplung: Stromerzeugung mittels fossil betriebener Anlage und Nutzung der Abwärme
  7. Wärmepumpenboiler mit Photovoltaik
  8. Erneuerung der Fenster
  9. Dämmen von Fassade und/oder Dach
  10. Hybrid-Lösung: Erneuerbare Heizlösung (z.B. Wärmepumpe) für die Grundlast, fossile Wärme für die Spitzenlast
  11. Kontrollierte Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung

 


HOLZFEUERUNG UND WÄRMENETZ

Die Umgebungswärme ist jedoch nicht die einzige erneuerbare Option. Pelletheizungen zum Beispiel können eine gute Alternative sein, nicht zuletzt für Liegenschaften, bei denen man weiterhin auf hohe Vorlauftemperaturen angewiesen ist. Dabei gilt es jedoch, an den Lagerraum zu denken, vor allem für Gasheizungsbesitzer oft eine neue Herausforderung. Bequem ist ausserdem der Anschluss an ein Wärmenetz. Teilweise sind aber auch diese auf Niedertemperatur ausgelegt. Und so oder so muss zuerst ein Wärmenetz vorhanden sein. Oft lohnen sich diese nur in dichter besiedelten Gebieten und viele Angebote sind erst in Planung. Hier gilt also ebenfalls, sich frühzeitig zu informieren, damit man sein Eigenheim auf die richtige Zukunftslösung vorbereiten kann. Bevor das Altbewährte nicht mehr funktioniert.