Strom aus eigener Produktion
Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer verwandeln ihre Eigenheime zunehmend in kleine Kraftwerke. Doch Photovoltaik & Co. sind nicht zwingend rentabel.
Text — Raphael Hegglin
Mehrere Gründe sprechen dafür, elektrischen Strom selbst zu produzieren: Neben dem Bedürfnis, die Umwelt zu schonen, möchte man Geld sparen und eventuell autark werden. Letzteres ist kaum möglich, da selbst eine positive Energiebilanz und ausreichend Speicherkapazität nicht darüber hinwegtäuschen sollten, dass man in technischer Hinsicht immer abhängig bleibt. Denn wem ist es möglich, Anlagenkomponenten wie Wechselrichter, Kabel oder Sicherungen im Notfall zu reparieren oder gar selbst herzustellen? Unabhängiger macht die eigene Stromproduktion allerdings. Nicht nur punkto Versorgungslage, sondern auch, was die Strompreise betrifft. Diese werden im nächsten Jahr steigen, der Trend könnte länger anhalten. Und dass erneuerbarer Strom die persönliche Umweltbilanz verbessert, steht wohl ausser Frage.
INFO
WAS TUN MIT ZU VIEL STROM?
Der Bund hat die KEV – die Kostendeckende Einspeisevergütung – für kleine Photovoltaik-Anlagen vor einigen Jahren abgeschafft. Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer können ihren überschüssigen Strom daher kaum rentabel an ein Elektrizitätswerk verkaufen. Der erzielte Verkaufspreis liegt in der Regel unter den Erzeugungskosten. Es ist daher sinnvoll, den eigenen Strom möglichst selbst zu verbrauchen. Dazu empfehlen sich Batterienspeicher und die Kombination mit eigenen Elektrofahrzeugen. Die Komponenten müssen allerdings gut aufeinander abgestimmt sein, nur so spart man gegenüber dem Netzbezug Geld.
Ebenfalls bietet sich ein Zusammenschluss zum Eigenverbrauch – ZEV – an. Dieser vertragliche Zusammenschluss unter mehreren Endverbrauchern ermöglicht es, selbst produzierten Strom an Ort und vollumfänglich zu einem ausgemachten Preis zu verbrauchen. Die Endverbraucher können zum Beispiel aus mehreren Einfamilienhäusern oder Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus bestehen. Vorausgesetzt wird allerdings, dass sie über einen gemeinsamen Netzanschluss verfügen.
SELTEN: KLEINE WINDTURBINEN
Doch wie lässt sich Strom selbst herstellen? Etabliert hat sich klar die Photovoltaik mittels Solarzellen auf dem Dach, an der Fassade oder anderen Bauteilen. Hierzulande (noch?) selten sind kleine Windturbinen. Zwar sind sie zuverlässig sowie vergleichsweise günstig. Der Stromertrag fällt jedoch eher bescheiden aus: Mit einem Propeller von 1 m Durchmesser lassen sich jährlich etwa 100 kWh Strom erzeugen – knapp 3 % des jährlichen Strombedarfs eines Vierpersonen- Haushalts. Grössere Anlagen können weit mehr liefern. Doch es ist schwierig, eine Baubewilligung für Kleinwindkraftanlagen zu bekommen. Ein Vorteil bieten Windturbinen: Sie können auch an trüben Tagen und nachts Strom liefern und sind daher eine sinnvolle Ergänzung zur Photovoltaik.
TIPP
ZUSCHÜSSE UND FÖRDERGELDER
Kleine Photovoltaik-Anlagen wie solche für Einfamilienhäuser fördert der Bund mit einer Einmalvergütung. Sie deckt maximal 30 % der Investitionskosten. Zudem bestehen in der Schweiz zahlreiche Förderprogramme für Photovoltaik. Da sie laufend ändern, sollte man sich unmittelbar vor Projektbeginn darüber informieren. Einen detaillierten Überblick bietet die Seite www.energiefranken.ch.
SONNE: KLAR DIE NR. 1
Wesentlich ertragsreicher als Kleinwindkraftanlagen ist Photovoltaik. Sie hat sich längst etabliert: Seit den 1990er-Jahren befinden sich hierzulande private Anlagen in Betrieb. Sind die Module ideal ausgerichtet – und nie beschattet – darf man pro Quadratmeter Solarzelle einen jährlichen Stromertrag zwischen 140 kWh im Mittelland sowie 170 kWh im Tessin und in den Alpen erwarten. Ein Vierpersonenhaushalt benötigt für 4500 Kilowattstunden also etwa 30 Quadratmeter Solarzellen-Fläche. Allerdings geht die Rechnung nur buchhalterisch auf: Im Sommer ist zu viel Strom vorhanden, im Winter zu wenig. Wer sich übers gesamte Jahr selbst mit Strom versorgen möchte, benötigt also eine überdimensionierte Solarzellenfläche und leistungsfähige Batterienspeicher.
Der eigene Solarstrom ist daher vor allem geeignet, die Grundlast zu decken, sich teilweise unabhängig zu machen und vor steigenden Preisen zu schützen. Und er leistet einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz und zur Versorgungssicherheit der Schweiz.