Foto: Ed Bock/Corbis

Alternde Heizung: Besser vorgreifen!

Wieder eine Ölheizung oder auf erneuerbare Energie setzen? Bei einem plötzlichen Heizungsersatz ist nicht immer alles möglich. Wer vorausplant, hat mehr Wahlfreiheit.

Text — Raphael Hegglin

 

Solange die Heizung funktioniert, verschwenden Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer kaum einen Gedanken an ihre Heizung. Doch fällt sie aus, fliesst plötzlich nur noch kaltes Wasser und im Haus wirds frostig. Das Thema Heizung wird akut. Welches Heizsystem soll das alte ersetzen? Und: Wie lassen sich die Heizkosten künftig senken?, lauten dann die Fragen.

Bei Einfamilienhaus-Neubauten sind Wärmepumpen mittlerweile die Regel. Selbst etwas höhere Investitionen amortisieren sich dank tiefen Betriebskosten mit der Zeit. Etwas komplizierter ist die Rechnung, wenn die Ölheizung eines in die Jahre gekommenen Hauses ausfällt. Welcher Ersatz in Frage kommt, hängt oft nicht nur vom Umweltbewusstsein, sondern auch vom Budget ab. Der Rat von Energiefachstellen und Umweltverbänden lautet trotzdem: Wer eine neue Heizung braucht, sollte auch die Aussenhülle seines Hauses sanieren. Denn durch verbesserte Wärmedämmung sinkt der Heizwärmebedarf; die Heizung muss nach einer energetischen Sanierung also weniger leisten. Ersetzt man zuerst die Heizung und dämmt erst später, so ist die Heizung überdimensioniert. Es ist deshalb meist sinnvoll, den Ersatz von Heizung oder Heizkessel mit neuen Fenstern und zusätzlicher Wärmedämmung zu kombinieren.

Das Bohrloch für eine Wärmepumpe ist üblicherweise 120 bis 200 Meter tief.

Öl- und Gas-Brennwertkessel eignen sich für eine einfache und kostengünstige Sanierung.

SCHNELLER ERSATZ DURCH ÖLHEIZUNG

Wer die hohen Ausgaben scheut, fährt mit einem Ölkesselersatz meist am günstigsten: Zwar unterscheiden sich die Preise für verschiedenen Heizungen – bis auf die Wärmepumpe mit Erdsonde – preislich nicht allzu stark voneinander. Wohl aber ihre Installationskosten bei bestehenden Gebäuden. Oft lassen sich Ölheizungen mit dem geringsten Aufwand montieren, ein simpler Ersatz ist schon ab 18’000 Franken möglich. Denn da die meisten technischen Installationen bereits vorhanden sind, muss der neue Ölkessel nur noch angeschlossen werden. Vorausgesetzt, das Haus ist ohne grossen Aufwand ans Gasnetz anzuschliessen, kommt ein Gaskessel meist noch günstiger. Zudem braucht eine Gasheizung keinen Lagerplatz für den Energieträger und produziert weniger CO2 und Feinstaub als Öl.

Öl- und Gasheizungen müssen präzise dimensioniert und auf dem neusten Stand der Technik sein. Nur so lassen sie sich mit bestmöglichem Wirkungsgrad betreiben. Das senkt den Brennstoffbedarf und damit den CO2-Ausstoss. Moderne kondensierende Öl- und Gaskessel gewinnen die Wärme aus dem Wasserdampf zurück, der bei der Verbrennung von Öl und Gas entsteht. Ölheizungen sind dadurch bis zu zehn Prozent und Gasheizungen bis zu 15 Prozent effizienter als alte Modelle.

Luft/Wasser-Splitwärmepumpe und thermischen Solaranlage: Beide Systeme integrieren sich optisch gut in die Architektur des Gebäudes.

WÄRMEPUMPE LANGFRISTIG LOHNEND

Der Umstieg auf Wärmepumpen erfordert wegen der Installationen mehr finanziellen Aufwand. Dank tiefen Betriebskosten amortisiert sich der Mehraufwand über die Jahre aber oft. Zudem sind Wärmepumpen umweltfreundlich. Eine Wärmepumpe funktioniert wie ein umgekehrter Kühlschrank: Sie entzieht der Umwelt – dem Boden oder der Luft – Wärmeenergie. Dafür benötigt sie Strom. Mit der verbrauchten Menge Strom gewinnen Wärmepumpen etwa die dreibis vierfache Menge an Wärmenergie zurück.

Sole-Wasser-Wärmepumpen, die über eine Erdsonde arbeiten, verbrauchen etwa 30 Prozent weniger Strom als Luft- Wasser-Wärmepumpen – sind allerdings teurer: Üblicherweise muss die Wärme in einer Tiefe von 120 bis 200 Meter via Sonde angezapft werden, die Bohrung schlägt dementsprechend zu Buche. Wie umweltfreundlich eine Wärmepumpe ist, hängt nicht nur von ihrer Effizienz, sondern auch von der Art des verbrauchten Stroms ab. Dieser kann aus erneuerbaren Energiequellen stammen sowie von undefinierter Herkunft sein.

Die Verbrennung von Pellets ist CO2-neutral und daher besonders umweltfreundlich.

Schnittzeichnung eines vollautomatischen Pellets-Kessels mit Pellets-Behälter und Brennraum.

HEIZEN MIT EINHEIMISCHEM HOLZ

Holzheizungen sind klimaneutral und unterstützen die heimische Waldwirtschaft – sofern das Brennholz aus der Schweiz stammt. Holzheizungen sind in der Regel etwas teurer als Ölheizungen. Betrieben werden Holzheizungen mit Stückholz, Schnitzeln oder Pellets.Weil Holzfeuerungen mehr Stickoxide und Feinstaub als Öl- oder Gasheizungen verursachen, gelten seit diesem Jahr auch für kleine Öfen schärfere Vorschriften. Moderne Heizkessel für Stückholz und Pellets können diese jedoch problemlos einhalten. Das Gütesiegel von Holzenergie Schweiz zeichnet zudem Holzfeuerungen aus, die besser als das gesetzliche Minimum abschneiden. Nicht zu vernachlässigen ist allerdings der Platzbedarf für Holz-Brennstoffe: Sie benötigen bis zu dreimal mehr Raum als Heizöl.

DER EXPERTE

Marco Nani
Leiter
Produktmanagement,
Hoval AG

Wann sollten Hausbesitzer über einen Ersatz ihrer Heizung nachdenken?
Am besten schon Jahre vor Ablauf der zu erwartenden Lebensdauer. Denn wer vorgreift, hat mehr Wahlmöglichkeiten. Zudem kann es sich lohnen, eine noch funktionierende Heizung zu ersetzen: Der technologische Fortschritt verläuft sprungartig und manchmal ist eine neue Heizung so viel effizienter, dass sich ihr Mehrpreis schnell amortisiert.

Was gilt es zu berücksichtigen, damit eine Heizung möglichst lange hält ?
Grundvoraussetzung ist eine seriöse Planung – für jedes Gebäude ist eine andere Heizung die optimale. Dann ist es wichtig, dass die neue Heizung fachgerecht in Betrieb genommen wird. Und nach ein bis zwei Jahren sollte ein Servicetechniker nachjustieren und den Betrieb optimieren – basierend auf den Erfahrungen der Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer.

Lässt sich auch eine bestehende Heizung so optimieren, dass sich der Energiebedarf reduziert?
Es ist wichtig, dass die Hausbewohner den Betrieb ihrer Heizung beobachten: Ist es im Haus gleichmässig warm oder gibt es grosse Temperaturunterschiede zwischen den Räumen? Wie ist der Energieverbrauch im Vergleich zu ähnlichen Häusern? Werden allfällige Unregelmässigkeiten beobachtet, ist es angebracht, eine Analyse durch einen Fachmann machen zu lassen und darauf basierend eine Betriebsoptimierung vorzunehmen. Ein zusätzlicher Tipp: Schwefelarmes Heizöl erbringt einen höheren Wirkungsgrad und schont die Umwelt. Der kleine Aufpreis lohnt sich, da die Ölheizung so merklich weniger Brennstoff benötigt.

SONNE WÄRMT ZUSÄTZLICH

Ergänzend zum eigentlichen Heizsystem kann die Sonne als umweltfreundlicher und kostengünstiger Energielieferant dienen. Ein Sonnenkollektor nimmt dabei die Sonnenwärme auf und gibt sie an einen Wasserboiler ab. Mit Sonnenenergie lässt sich gut 50 Prozent des Brauchwassers erwärmen. Besonders bei Häusern mit hohem Energiebedarf – also schlecht gedämmten – lohnt es sich, Sonnenenergie zu nutzen: In Kombination mit einer anderen Wärmequelle können die Heizkosten so stark gesenkt werden.

Für welche Heizart sich ein Hauseigentümer auch entscheidet: Es ist ratsam, sich frühzeitig über den Ersatz Gedanken zu machen. Denn fällt die Heizung in kalten Tagen aus, bleibt oft keine Zeit mehr für langes Überlegen.