Hund und Katze gemeinsam halten
Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass sich Hunde und Katzen nicht vertragen, kann hier Entwarnung gegeben werden. Unter einem Dach haben sie es oftmals ganz gut miteinander. Wenn man es als Halter denn richtig angeht.
Text — Karin Haenni Eichenberger
VERSTÄNDIGUNGSPROBLEME ZWISCHEN HUNDE UND KATZEN
Dass Hunde und Katzen scheinbar nicht miteinander können, liegt an deren unterschiedlichen Verhaltensmustern. Wenn der Hund beispielsweise knurrt, klingt das in Katzenohren wie schnurren. Bewegt die Katze ihren Schwanz, ist sie gereizt oder unsicher. Wedelt der Hund mit dem Schwanz, ist das ein Zeichen von Erregung – ob positiv oder negativ ist dabei nicht immer eindeutig erkennbar. Der Vierbeiner wedelt beispielsweise beim Verteidigen des Grundstücks oder wenn er Artgenossen imponieren will. Es kann aber auch sein, dass er sich sehr freut. Allerdings kann die Katze nicht einschätzen, was genau Bello umtreibt und was er grad als Nächstes zu tun gedenkt. Für sie bedeutet das Wedeln in erster Linie: Obacht! Vor allem bei adulten Tieren sind derlei Verständigungsprobleme vorprogrammiert. Kommen die pelzigen Vierbeiner gemeinsam als Jungtiere ins Haus, haben sie noch keine negativen Erfahrungen mit dem artfremden Hausgenossen gemacht und lernen, genetisch bedingte Unterschiede spielerisch zu erkennen.
HUNDE AKZEPTIEREN KATZENZUWACHS EHER
Wohnt ein Hund bereits bei Ihnen und eine junge Katze kommt hinzu, treten in der Regel weniger Startprobleme auf. Hunde sind in der Regel einiges flexibler als Katzen und werden die neue WG-Partnerin eher akzeptieren.
DIE EXPERTIN
Ingrid Blum,
Hundeschule Fee
Hunde und Katzen haben zum Teil ähnliche Signale, die unter ihresgleichen verstanden werden. Zeigen sie ihre Sprachsignale der anderen Art, sind Missverständnisse anfänglich die Folge. So sollte man versuchen, die Anwesenheit des neuen Vierbeiners beim bereits dort wohnenden positiv zu verknüpfen. Für erwachsene Hunde ist es meistens besser, wenn eine Jungkatze dazu vergesellschaftet wird. Für die Katze ist ein Hundewelpe grösserer Rasse meist ziemlich gruselig und unberechenbar. Deshalb braucht die Katze, auch wenn sie Freilauf hat, einen Katzenbaum, auf den sie sich zurückziehen und von oben ihre neue Welt beobachten kann.
Ingrid Blum, Dipl. tierpsychologische Beraterin IET, Dipl. Internationale Hundetrainerin nach Turid Rugaas mit Zusatz NF SKN/NHB (www.hundeschule-fee.ch)
FAUCH! WAS WILL DER HUND DENN HIER?
Schwieriger allerdings wird es, einer erwachsenen Katze einen Hund als neues Familienmitglied vorzustellen. Katzen sind nun mal Gewohnheitstiere, und egal, ob es sich beim Neuankömmling um einen jungen oder erwachsenen Hund handelt, er wird in den Augen des Büsis erstmal Störenfried sein. Nun heisst es, peinlichst darauf zu achten, dass sich Herr oder Frau Schnurrli durch den neuen Gefährten nicht zurückgesetzt fühlt und keine unangemessenen Reaktionen wie Eifersucht, Aggressionen und Protestmarkieren zeigt.
ZUSAMMENFÜHRUNG HUND UND KATZE
Bevor Sie zu Ihrer Katze oder Ihrem Hund ein neues Gspänli gesellen, sollten Sie sich grundsätzlich Gedanken darüber machen, was überhaupt zu Ihrem derzeitigen Haustier passt. Eine lebhafte junge Katze wird einem älteren und ruhigen Bello nicht allzu viel Freude bereiten. Und eine scheue und ängstliche Katze wiederum wird mit einem aktiven Hund schnell überfordert sein. Wenn das neue Familienmitglied dann da ist, sollten beide Tiere die ersten Tage in getrennten Zimmern gehalten werden, um sich zunächst einmal durch Lautäusserungen und Geruch kennenzulernen. Hierbei kann es hilfreich sein, der Katze ein Spielzeug des Wuffis auf den Schlafplatz zu legen und umgekehrt.
CHECKLISTE
TIPPS FÜR DIE GEWÖHUNG
- Der Hund ist eher bereit, eine Katze als Wohnpartnerin zu akzeptieren.
- Katzen sind Gewohnheitstiere und reagieren auf einen neuen Hund oft unsanft.
- Richtiges Vorgehen seitens des Halters ebnet den Weg zu langfristiger Toleranz oder gar Freundschaft.
- Bei der ersten Begegnung mit einer Katze sollte der Hund angeleint sein.
- Der Katze muss bei den ersten Kontaktversuchen zwingend ein Fluchtweg bereitstehen.
- Ohne Geduld geht gar nichts.
IMMER MIT DER RUHE
Der Katze muss im Übrigen dringend ein Fluchtweg offen gehalten werden. Fühlt sich Miez nämlich in die Enge getrieben, wird sie zum Gegenschlag ausholen. Was mitunter für den Hund ziemlich schmerzhaft ausgeht. Andersrum mag sich auch der Hund wehren, wenn er sich bedrängt fühlt, was dann bei der Katze Kratzer absetzen oder eine dauerhafte Verängstigung hervorrufen kann. Ruhiges und bestimmtes Vorgehen von Herrchen und Frauchen ist dabei entscheidend, denn es darf keine Nervosität auf die Tiere übergehen. Richtiges Verhalten des Hundes sollte sofort belohnt, ein Angriff auf die Katze energisch unterbunden werden.
Keinesfalls dürfen Sie die Tiere überfordern oder alleine lassen. Wir reden von der Anfangsphase. Geben Sie den beiden viel Zeit, um sich näher zu kommen. Ob Hund und Katze definitiv Freunde werden, wird sich zeigen. Aber sich einigermassen miteinander vertragen sollte möglich sein. Wenn nicht, was trotz aller Bemühungen leider vorkommt, müssen Sie sich – schweren Herzens – vom einen oder anderen Tier trennen.
WEITER INFORMATIONEN
Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.petfinder.ch