Haltung von Papageien richtig gemacht
Jeder Papagei ist auf seine Art einzigartig. Einzigartig schön. Wenn diese Vögel während vielen Jahren Freude bereiten sollen – sie werden sehr alt, manche bis hundert Jahre – gilt es einiges bezüglich Kauf, Verpaarung und Pflege zu beachten.
Text — Karin Haenni Eichenberger
Junger Papagei
Sie sind ja soo süss, die kleinen Papageien. Selbst wer kein Vogelfreund per se ist, schmilzt beim Anblick des kleinen, knopfäugigen, unbeholfenen Nachwuchses dahin. Aber leider werden die Minis oft viel zu früh angeboten. Meist mit dem Zusatz, sie wären futterfest. Futterfest bedeutet, dass die Jungen selbstständig fressen und nicht mehr auf die Fütterung der Elterntiere angewiesen sind. Was nach rund drei Monaten der Fall ist. Allerdings hat der Nachwuchs in dieser kurzer Zeit noch nichts gelernt. Sozialverhalten? Kommunikation? Körpersprache? Fehlanzeige. Das dauert...Und genau hierzu sind Mama und Papa da. Nämlich die Kleinen zu unterweisen. Diese leben bis etwa neun Monate in elterlicher Obhut. Erst dann ist es ratsam, einen Papagei bei sich aufzunehmen. Die Partnerwahl beginnt mit etwa drei bis vier Jahren.
Kauf eines Papagei
Die Lebenserwartung dieser Tiere ist sehr hoch, deshalb lassen sie sich auch Zeit mit der Geschlechtsreife. Im Stil: immer schön langsam hier! Beim Kauf der Vögel muss dringend darauf geachtet werden, dass die Paarhaltung gewährleistet ist. Oft werden deshalb Geschwister angeboten. Was keine gute Idee ist. Ein gut harmonierendes Pärchen will irgendwann Nachkommen. Bei Bruder und Schwester heisst das: Inzucht. Möglicherweise sind die Elterntiere ebenfalls Geschwister, nur wird das gerne verschwiegen. Inzucht kann zu gesundheitlichen Problemen und Verhaltensauffälligkeiten sowie zu einer verkürzten Lebenszeit führen. Also bitte immer dafür sorgen, dass so genannte blutfremde Paare verpartnert werden.
DIE EXPERTIN
Elisabeth Schlumpf,
Geschäftsführerin der Voliere Zürich
am Mythenquai 1
TREUE LEBENSBEGLEITER
Papageien sind äusserst anspruchsvolle und intelligente Vögel, sowohl was die Ernährung wie die Beschäftigung betrifft.
Bevor Sie Papageien bei sich aufnehmen, ist das Einlesen in Fachliteratur respektive die Beschaffung entsprechender Informationen oberstes Gebot. Machen Sie sich Gedanken darüber, welche Papageienart für Sie geeignet ist. Sprechen Sie sich vorab mit den Nachbarn und der Hausverwaltung bezüglich den lautstarken Äusserungen ab, welche auch kleine Papageien von sich geben. Lebt ein spezialisierter Tierarzt in Ihrer Nähe? Verfügen Sie über ein genügendes Platzangebot? Ist eine fachgerechte Ferienunterbringung gewährleistet?
Und die grosse Frage lautet: Sind Sie bereit, sich mindestens zwischen 20 bis 50 Jahre um Ihre Vögel zu kümmern? Papageien sind herrliche, wunderschöne Vögel und bei artgerechter Haltung wunderbare, treue Lebensbegleiter!
GRAUPAPAGEI ODER AMAZONE?
Keinesfalls sollte ein Jungspund einem älteren Semester vor den Schnabel gesetzt werden. Umgekehrt auch nicht. Verständigungsprobleme und «Puff» untereinander sind vorprogrammiert. Zudem ist von gemischten Arten abzusehen. In einer Grossvoliere kann das funktionieren, im kleinen privaten Rahmen wird es schwierig. In der Natur gibt es nämlich keine Paarungen unter verschiedenen Arten. Zudem leben die Vögel in der Regel in verschiedenen Lebensräumen, haben andere Bedürfnisse an Futter, Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
PFLEGE DES PAPAGEIS
Von aussen betrachtet sehen Papageien soweit gesund aus. Dennoch ist es empfehlenswert, diese regelmässig von einem spezialisierten Tierarzt untersuchen zu lassen. Angeborene oder bereits erworbene Krankheiten gerade bei Jungvögeln sollten dem Käufer mitgeteilt werden. Dies, um eventuellen Schadenersatz einfordern zu können. Wichtig: Verlangen Sie beim Erwerb eines Tieres stets einen schriftlichen Kaufvertrag. Die häufigsten Krankheiten sind Chlamydien-Infektionen, Zirkovirus- Infektionen sowie die Federschnabelkrankheit. Ihr Tierarzt wird Sie dahingehend im Detail informieren.
CHECKLISTE
HALTUNG PAPAGEI
- ERNÄHRUNG: Körnermischung an dieentsprechende Art angepasst, Quell- und Keimfutter, Kochfutter, verschiedene Obst- und Gemüsesorten, ausser Avocados, die sind giftig für die Tiere.
- FUTTERMENGE: Bei der täglichen Futtergabe hat sich die Regel fünf bis zehn Prozent des Körpergewichtes als ideal herausgestellt.
- KAUFPREIS: Zimmervoliere ab 900 Franken, Aussenvoliere ab 2000 Franken, Zubehör ab 200 Franken, Transportgefäss ab 60 Franken, Tierarztkosten bei guter Gesundheit bei etwa 300 Franken pro Jahr. Futter pro Monat rund 100 Franken, Einstreu plus Spielsachen rund 100 Franken.
NEHMEN SIE SICH ZEIT
Wenn Sie noch keine Erfahrung mit der Papageienhaltung haben oder Sie unsicher sind, ob Sie eher junge oder ältere Vögel bei sich aufnehmen sollen, so lassen Sie sich Zeit. Befragen Sie erfahrene Halter oder den Tierarzt.
SPIEL UND SPASS
Gleich, ob jung oder alt: Spiel, Spass, artgerechte Fütterung und tägliche «Ausflüge» sind Grundvoraussetzung für ein langes und gesundes Papageienleben. Klar, die Haltung dieser faszinierenden Tiere ist aufwändig und mit einigen Kosten verbunden. Aber wer sich die Mühe macht, sich ernsthaft um seine Vögel zu kümmern und sie nicht nur als schöne Accessoires zu betrachten, wird sehr viel Freude an den gefiederten Freunden haben.
NACHTRAG
Für die Haltung von Aras und grossen Kakadus ist eine Haltebewilligung erforderlich. Die Paarhaltung ist ausserdem für alle Sittich- und Papageienarten Gesetz. Logisch eigentlich, denn Sittiche und Papageien sind sehr sozial lebende Spezies.
WEITERE INFORMATIONEN
Weitere Informationen finden Sie unter: www.auffangstation.ch/pdf/wunsch_nach_papagei.pdf