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Haltung von Degus

Ja, herzig und quirlig kommen sie daher, die Degus. Aber die putzigen Nager, deren Heimat Chile ist, verlangen vom Halter einiges ab.

Text — Karin Haenni Eichenberger

 

Es existieren nach aktuellen Erkenntnissen vier Deguarten. Wobei ausschliesslich der Gewöhnliche Degu (Octodon degu) von Menschen gehalten wird. Dieser ist der kleinste seiner Art. Er erreicht in guter, verantwortungsvoller Obhut ein Alter von rund fünf bis sechs Jahren. Aktiv sind die Viechlein am Morgen und am späten Nachmittag. Die weiblichen Tiere werden bereits mit sechs bis acht Wochen geschlechtsreif, die Männchen mit etwa drei Monaten. Die Tragezeit beträgt grossomodo 90 Tage. Pro Wurf kommen fünf bis sechs Junge zur Welt.

 

NATÜRLICH WILDE KERLCHEN

Die Heimat des Gewöhnlichen Degus ist Chile, wo er grösstenteils in karger, felsiger Umgebung mit magerer Vegetation unterwegs ist. Degus sind sehr sozial veranlagt und leben in Familiengruppen, die wiederum grössere Kolonien bilden können. Gemeinsam legen sie Erdbauten an und «konstruieren» auf der Erdoberfläche verzweigte Wegnetze, auf denen sie unter anderem zu Kräuterwiesen gelangen, die sie als Futterquelle nutzen. Männchen einer Kolonie verteidigen übrigens gemeinsam Ihr Territorium.

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NICHT OHNE MEINE KUMPELS

Degus dürfen keinesfalls alleine gehalten werden. Mindestens zu zweit müssen sie gemäss Tierschutzgesetz zusammen sein, jedoch ist eine Gruppe von fünf Tieren zu bevorzugen. Dabei sind die Zusammensetzungen variabel. Der Schweizer Tierschutz (STS) schreibt in seinem Merkblatt: «Ein kastriertes Männchen mit mehreren Weibchen, eine aus mehreren Männchen bestehende Gruppe oder eine Gruppe von mehreren Weibchen ist denkbar. Entscheidet man sich für die Haltung einer gleichgeschlechtlichen Gruppe, so sollte es sich möglichst um Geschwister desselben Wurfs handeln, welche miteinander auch aufgewachsen sind. Aufgrund des vererbten und vertrauten Körpergeruchs vertragen sich verwandte Tiere in der Regel besser als nicht verwandte.»

DER EXPERTE

Peter Müller *

WER SICH DEGUS HALTEN WILL, ACHTE AUF DIE FELLFARBE!

Es existieren mittlerweile diverse Farbmutationen mit der Folge, dass die Lebenserwartung der Tiere sinkt, Verhaltensauffälligkeiten vorprogrammiert sind, Krankheiten ebenso. Die gesündesten und robustesten Degus sind naturbraun. Auch Agouti genannt. Kaufen oder züchten Sie deshalb bitte nur wildfarbene Tiere.

* Präsident Kleintierfreunde Hitzkirch

 

SO FÜHLEN SICH DEGUS WOHL

Degu-Gehege müssen zwingend eine grosszügige Fläche aufweisen, damit sich die Tiere ihrem Naturell entsprechend «austoben» können. Die im Zoohandel erhältlichen Käfige für Degus sind meistens zu klein bemessen. Am besten, man baut seinen Schützlingen selber ein Zuhause. Die Empfehlungen des STS sehen für eine Gruppe von bis zu fünf Tieren eine Mindestfläche von zwei Quadratmetern bei einer Höhe von zwei Metern vor. Das Gehege sollte zudem aus mehreren, miteinander verbundenen Etagen bestehen, was die Grundfläche zusätzlich erhöht. Schräge Kletteräste mögen Degus. Ton- oder Kartonröhren, grosse Strohhaufen und tiefe Einstreu dienen zum Graben und Verstecken. Grosse, flache Steine benötigen die Degus für den Abrieb der Krallen. Wichtig: Das Gehege muss nagersicher konstruiert sein. Glas oder Metall sind angesagt, denn Degus können Holz, Plastik und sogar dünnes Aluminiumblech durchknabbern.

CHECKLISTE

7 TIPPS FÜR DIE DEGUHALTUNG

  • Degus müssen mindestens zu zweit gehalten werden.
  • Für zwei bis fünf Tiere empfiehlt der STS eine Mindestfläche von zwei Quadratmetern bei einer Höhe von zwei Metern.
  • Gemäss Tierschutz-Verordnung (TschV) muss die Einstreu mindestens 30 cm tief sein, vorgeschrieben sind zudem ein Sandbad, Rückzugsmöglichkeiten und Nageobjekte.
  • Degu-Gehege an einem ruhigen, hellen Ort platzieren.
  • Zugluft, Musikbeschallung und Tabakqualm sind zu vermeiden.
  • Heu muss stets frisch und in guter Qualität angeboten werden.
  • Wasser wird am besten über eine ausserhalb des Geheges montierte Nippeltränke zur Verfügung gestellt.

 

DAS GEHÖRT AUF DIE MENÜKARTE

Degus sind von Natur aus auf magere, rohfaserreiche und energiearme Nahrung eingestellt. Heu ist in Menschenobhut folglich das Grundnahrungsmittel. Hinzu kommen kleine Mengen – maximal ein Esslöffel pro Tier und Tag – Körnerfutter. Bei fertigen Futtermischungen unbedingt die Zusammensetzung beachten! Weder getrocknete Früchte noch Melasse oder sonstige Zuckerzusätze dürfen enthalten sein. Ebenso Nüsse und fetthaltige Samen (Degus sind sehr anfällig für Diabetes mellitus 2, eine Erkrankung, welche durch Zucker und Stärke herbeigeführt wird). Gurken, Rüebli, Salat, frische Gräser, Kräuter und Blüten machen das Degumenü komplett. Degus müssen immer Zugang zu frischem Wasser haben.

 

KEINE KUSCHELTIERE

Degus sind als Streicheltiere nicht geeignet, sie sitzen auch nicht gerne still. Wer sich den kleinen Schnüggel langsam annähert und sie mit viiiel Geduld und etwaigen Leckerlis an sich gewöhnt, kann sie unter Umständen handzahm bekommen. Das gilt jedoch nicht für alle Degus gleichermassen. Hat ein Tier einen sehr scheuen Charakter, so muss man dies unbedingt respektieren – und dieses in Ruhe lassen.

 

WEITERE INFORMATIONEN

Weitere Informationen finden Sie unter: www.tierschutz.com/publikationen/heimtiere/infothek/kleintiere/degus.pdf

Buch «Degus – Biologie, Haltung, Zucht» von Stefan Gumnior, ISBN 978-3-93728-535