Entwicklunsphasen von Welpen und Kitten
Rangeln, spielen und dabei die Welt kennenlernen. Bei Spiel und Spass lernen Katzen- und Hundejunge in ihrer ersten Entwicklungsphase ihre Umwelt zu entdecken.
Text — Karin Haenni Eichenberger
Zerfetzte Kissen, angekratzte Möbel, hinter dem eigenen Schwanz herrennen, alles Bewegliche zu fassen kriegen, treuherzige Entschuldigungsblicke … Egal, ob Hund oder Katze, wenn die Tiere jung sind, haben sie so einigen Schabernack auf Lager. Doch das hat alles seinen Sinn. Nun, was wir Menschen als Blödsinn und teils auch mühsam empfinden mögen, dient schlicht und einfach dem Ziel, die noch soo grosse Welt zu erkunden.
RIECHEN, INS MAUL NEHMEN, AUSPROBIEREN
Einen unbekannten Geruch kennenlernen, etwas ins Maul nehmen, die Grenzen der Mama und der Geschwister ausloten, erkennen, was gut ist und was nicht. Genau darum geht es. Mit Spiel, Spass, Trietzen, Klamauk und auch Übermut und viel Neugierde lernen die Kleinen zudem, die Motorik zu schulen. Gerade bei Katzen bedeutet dies, dass sie beispielsweise beim Hinterherrennen einer Gummimaus das Jagen erlernen. In der sogenannten Prägungsphase der Katze, sie dauert im Minimum sieben Wochen nach der Geburt, beginnt sie auch, ihre Körpertemperatur zu regulieren – und ist auf diese Weise nicht mehr komplett auf die Wärme der Mutterkatze angewiesen. Zur gleichen Zeit entwickeln die Büsi ihre gesellschaftlichen Verhaltensweisen – mit Artgenossen sowie Menschen. Bei Bellos beginnt diese Sozialisierungsphase etwas später. Man spricht von der achten bis siebzehnten Woche nach der Geburt. Während dieser Zeit ermöglicht sinnvoller, einzeln zusammengeführter Kontakt zu Artgenossen unterschiedlichen Alters soziales Lernen.
DIE EXPERTIN
Ingrid Blum *
WELPEN SIND STRESSRESISTENTER...
Welpen haben ein besseres Immunsystem, wenn sie vom ersten Tag an gestreichelt werden. Die Brutpflege durch die Mutter führt zu einer intensiveren Umsetzung des Erbgutes in verschiedenen Teilen des Gehirns, was dann im Bereich für soziale Kompetenz die Zahl der Bindungsstellen für das Sozialhormon Oxytocin erhöht. Was Hundemütter während der Trächtigkeit durchmachen (z.B. Stress), wirkt sich auf die ungeborenen Welpen aus. Aufzucht und Umgang haben Wirkung auf das spätere Verhalten. Auch findet die Futterprägung bereits im Mutterleib statt. Nicht nur die Genetik, auch die. Epigenetik hat nachhaltige Auswirkungen auf Gesundheit und Verhalten.
* Ingrid Blum ist Dipl. tierpsychologische Beraterin I.E.T., Dipl. Internationale Hundetrainerin nach Turid Rugaas mit Zusatz NF SKN/NHB – Hundeschule Fee, www.hundeschule-fee.ch
WO BIN ICH?
Büsi kommen absolut hilflos zur Welt. Blind sind sie, und hören tun sie auch nichts. Sozusagen die erste eigene Handlung besteht darin, irgendwie die Zitzen der Mama zu finden und sich daran gütlich zu tun. Kätzlein sind zudem extrem winzig nach der Geburt. Kaum 100 Gramm wiegen sie! Es Hämpfeli! Damit die Minis genügend Nahrung erhalten, beginnen sie, die Zitzen zu treten. Will heissen, sie pföteln die Zitze an, um den Milchfluss zu aktivieren. Es gibt zwei unterschiedliche Auffassungen dazu, was es bedeutet, wenn erwachsene Katzen immer noch treten. Entweder, sagen die einen, fühlen sie sich bei ihrem Menschen einfach wohl. Oder, sagen andere, die Katze wurde zu früh von der Mutter getrennt. In der zweiten Lebenswoche öffnen die Katzen die Äuglein, wobei sie für weitere zehn Tage noch nichts sehen können. Spätestens nach zwei Wochen beginnen sie zu hören, und die Milchzähnchen treten in Erscheinung, bald schon können sie erste feste Nahrung ausprobieren.
AUCH HUNDE BRAUCHEN IHRE ZEIT
Hündchen werden wie Kätzlein hilflos auf die Welt «geworfen». Erst nach rund vierzehn Tagen können sie sehen und ihre Lauscher benutzen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt auch die Optimierung des Gleichgewichtssinns. Ab einem Alter von circa einem Monat lösen sie sich langsam von der Zitze der Mutter und können erstes Welpenfutter zu sich nehmen. Und wie alles plötzlich so spannend ist, wenn man sehen kann. Wow, ist die Welt aufregend!
CHECKLISTE
ALLES WILL GELERNT SEIN!
- Kätzlein sollten sich im neuen Zuhause erstmal zurechtfinden. Frühestens ab dem dritten, vierten Monat ist ein Freigang möglich.
- Wenn ein Tier unsicher ist, bitte nichts forcieren. Jedes Wesen benötigt seine Zeit.
- Sollte ein Tier mit «Mitbewohnern» anfänglich Probleme haben, so kann eine interimsmässige räumliche Trennung helfen. Am besten mit einer Katzen- oder Hundedecke der bereits «Ansässigen». Die Neugier aufeinander kommt in der Regel von alleine.
- Katzen nicht anschreien, wenn sie als Minis nicht immer das Kistli treffen. Lieber sanft zeigen, wo es langgeht. Nie das Näslein in das Häufchen stecken. Da kommen die Kleinen nicht mehr draus. Ist absolut kontraproduktiv.
- Hundewelpen müssen sich nach dem Schlafen, nach dem Spielen, nach dem Essen und bei erhöhter Aufregung lösen können.
- Hundewelpen nicht schimpfen, wenn ein Hüüfeli oder Bächlein nicht bis zum Gassigehen warten kann. Die Schliessmuskeln müssen erst «reifen». Nur stetiges, gutes Beobachten führt letztlich zum Ziel.
BELLOS UND MIETZIS PUBERTÄT
Ja, genau, das gibt es auch bei unseren geliebten Vierbeinern. Sobald unsere Lieblinge geschlechtsreif sind, noch vor Beenden des ersten Lebensjahrs, ticken die Tiere ähnlich wie Teenager. Kurz: Sie spinnen irgendwie. Hundi mag nicht mehr auf seinen Namen hören und macht alles, was eigentlich vom Halter verboten wurde. Kater fangen an, alles zu markieren. Wenn das draussen geschieht, kein Problem. Drinnen? Wäääk.
WICHTIG: LIEBEVOLLE «ERZIEHUNG»
Wie auch immer, aus den kleinen, süssen Wesen werden sehr schnell erwachsene Persönlichkeiten, die stets neugierig auf Neues sind. Damit das so passiert: Lassen Sie die Kleinen spielen, lassen Sie sie «Seich» machen, ermahnen Sie sie nicht ständig. Geben Sie ihnen genügend Freiraum, und versuchen Sie gewisse Grenzen nie mit Gewalt zu ziehen! Geben Sie Ihren Tierlein einfach sehr viel Liebe. Sowohl Katzen- wie Hundewelpen sollte man im Übrigen keinesfalls vor der zwölften Lebenswoche vom Mami trennen!